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Im Zeichen der gruenen Sonne

Im Zeichen der gruenen Sonne

Titel: Im Zeichen der gruenen Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Rothe
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wieder, später!«
    »Ich sage Ihnen was. Wenn Sie eines Tages noch mal den Weg durch den Tunnel gegangen sind und bei uns vorbeischauen, dann lege ich ein gutes Wort für Sie ein, damit Sie als Koralle wiedergeboren werden können! Ist das ein Angebot?«
    »Ich überleg’s mir! Jedenfalls bin ich eigentlich ganz froh, noch mal runter zu dürfen – ich war sowieso zu jung zum Sterben, nicht wahr?«
    Echnaton und Möhre schüttelten einander herzlich die Hände. »Gute Heimreise, und zeigen Sie diesem Kero-Sin, wo’s langgeht!«, sagte Echnaton.
    Möhre schwanden die Sinne.
    Benommen spürte Möhre, wie ihr jemand heftig ins Gesicht klatschte und sie an den Schultern rüttelte. Dann ertönte lautes Geschrei. Doch Möhre war noch nicht wieder bei sich, die Dunkelheit hielt sie zurück, hier war es warm, hier war sie geborgen. Und doch wurde sie angezogen von dem Lärm und den Stimmen.
    Zurück, zurück, flüsterten ihr die Stimmen zu, komm zurück, schau nicht hinter dich, tauche auf. Es ist ein Genuss, am Leben zu sein, zu atmen, die Sonne auf deiner Haut zu fühlen, zu riechen, zu schmecken – komm wieder zurück und lebe!
    Sie fühlte sich von einer Kraft gepackt, die sie hochzog. Wie auf einem Lavastrom, der im Vulkankegel hochsteigt, schoss sie höher und höher, dem Licht und dem Leben entgegen. Schneller, schneller, höher, aufwärts!
    »Sie kommt zu sich!«, brüllte der Mönch und gab Möhre noch einmal eine Ohrfeige, um sie ins Leben zurückzurufen. Möhre schlug vorsichtig die Augen auf. Die Augenlider waren geschwollen und ließen sich nur zu schmalen Schlitzen öffnen. Möhre konnte sich nicht bewegen. Sie war zu schwach. Alles tat ihr weh. Wo um alles in der Welt war sie? Sie blickte auf eine weiß gekalkte, nackte Wand. Sie drehte vorsichtig den Kopf – ein bärtiger Mann in einer langen schwarzen Kutte und mit einem blauen Turban blickte sie freundlich an.
    »Du hast es geschafft, meine Liebe! Du bist über den Berg!«, sagte der Mann und winkte einige andere Männer herbei, die genauso gekleidet waren wie er.
    »Wo bin ich?«, flüsterte Möhre. Ihr fehlte die Kraft, laut zu sprechen.
    »Du bist in einem koptischen Kloster in der Wüste. Ich habe dich vor zwei Tagen im Sand gefunden. Mädchen, Mädchen, weißt du denn nicht, dass man nicht alleine und ohne Wasser durch die Wüste spaziert? Du warst schon fast tot, es grenzt an ein Wunder, dass wir dich zurückholen konnten. Gelobt sei der Herr!« Er schlug Kreuzzeichen, und die anderen machten es ihm nach.
    »Ich muss …!«
    »Schlafen musst du und sonst nichts! Ruh dich erst mal ein paar Tage aus, dann sieht alles gleich ganz anders aus!«    

Deir Mauas
    Die Hitze der Nacht hatte Pit und Alex aus ihren Kojen an Deck getrieben, wo Mücken und Vollmond ihnen vollständig den Schlaf raubten. Endlich, gegen Morgen, waren die Mücken weg, der Vollmond war verschwunden, und die Luft war so kühl, dass sie in den verdienten Schlaf fielen. Für ungefähr fünf Minuten.
    »La allahu akbar!« Der Muezzin des Dorfes am Nil begrüßte den Tag und rief die Gläubigen zum Gebet. Die beiden Ungläubigen an Deck der Kah stießen ein paar höchst unheilige Flüche aus und pressten sich die Kissen auf die Ohren. Endlich war der Muezzin still, und bleierne Schwere legte sich auf Pits und Alex’ Augenlider. Doch schlafen konnten sie nicht mehr: Die gleißenden Strahlen der aufgehenden Sonne kündigten den neuen Tag an und schienen Pit und Alex genau ins Gesicht. Schon nach wenigen Sekunden fühlten sie sich wie Grillwürstchen und gaben endgültig jede Absicht auf, noch zu schlafen.
    Gegen Mittag fuhr das Schiff langsamer. Erste Häuser tauchten auf, lehmbraune viereckige Gebäude, die wie riesige Schuhkartons aussahen. Bunt gekleidete Frauen hockten zusammen am Ufer und wuschen die Wäsche im Nil. Der Schmutz wurde aus den Stoffen herausgeschlagen, indem die Frauen die nassen Kleider wiederholt auf große flache Steine klatschten. Das Geräusch war meilenweit zu hören.
    An einem Holzsteg, der weit in den Fluss hineinragte, machte die Kah fest. Alex warf einigen Einwohnern ein Tau zu, Pit hielt die Fender zwischen Bootsrumpf und Steg.
    »Okay«, sagte Pit, während sie ihre Kameratasche zusammenpackte, »wir sollten an Land vorsichtig sein mit dem, was wir sagen! Wer weiß, wie viele mit den Entführern unter einer Decke stecken!«
    Alex zog seine Weste an und setzte seinen Hut auf. »Kein Problem, wir schweigen wie die Pharaonengräber!«
    »Vergiss

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