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Im Zeichen der gruenen Sonne

Im Zeichen der gruenen Sonne

Titel: Im Zeichen der gruenen Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Rothe
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Vorstellungen …!«
    Anubis nahm Möhre wieder am Handgelenk und zog sie in Richtung Tür. Aber Möhre blieb trotzig stehen. »Was ist jetzt wieder?«, stöhnte Anubis.
    »Ich gehe nicht mit, bis ich nicht weiß, was da drin passiert!«
    »Also gut, aber ich mach’s kurz – wir werden schließlich erwartet! Da drinnen steht eine Waage. In die eine Waagschale kommt dein Herz, in die andere eine Feder. Thoth, das ist der Herr mit dem Vogelgesicht, kaum zu verwechseln, schreibt mit, während wir dich ein paar Dingelchen aus deinem Leben fragen. Jedes Mal, wenn du eine Sünde begangen hast, wird dein Herz schwerer werden. Sollte am Schluss die Schale mit dem Herz ganz unten hängen, hast du Pech. Dann wirst du nämlich eingestampft!«
    »Eingestampft?«, wiederholte Möhre entsetzt.
    »Na ja, deine Seele ist dann zwar nicht wert, ewig zu leben, aber dein Material ist schließlich noch zu gebrauchen. Nimm’s als eine überirdische Restmüllverwertung!«
    »Super! Und wenn ich gnädigerweise doch was wert sein sollte?«
    »Dann wird Osiris, unser Boss, deine Ka und Ba wieder verbinden und daraus das Ach entstehen lassen. Mit allen Vergünstigungen, die dranhängen. Eine einzige Party bis in alle Ewigkeit!«
    »Was für eine Scheiße! Vergiss es, okay? Vergiss es einfach!«
    »He, was heißt hier: Vergiss es? Da muss jeder durch, klar?«
    »Ich nicht, ich bin ja nicht mal Ägypterin, ich bin hier total falsch!«
    Anubis fletschte böse die Zähne, das war aber auch alles. Offensichtlich war er es nicht gewohnt, dass sich jemand schlichtweg weigerte. Möhre hatte die Arme verschränkt, die Unterlippe vorgeschoben und schmollte. Anubis wurde langsam nervös.
    »Los jetzt! Das ist ein Befehl!«, brüllte er.
    »Du kannst mich mal … du, du komischer Gott, du!«
    Plötzlich schoss ein kleiner, weißer Ball durch die Luft und traf Anubis am Kopf. Anubis strauchelte und rieb sich jaulend die Stirn.
    Ein Mann mit einer hohen altägyptischen Krone kam den Gang entlang geschlendert. Er zog eine große Golftasche hinter sich her, den Schläger trug er lässig über der Schulter.
    »Anubis, du blöder Köter!«, begrüßte er respektlos den Gott. »Ich such dich schon die ganze Zeit! Ich brauche einen Balljungen. Also los, du alte Flohquaste!«
    Da entdeckte der Mann Möhre. »Wer ist das denn? Anubis, was tut die hier?«
    Auf allen vieren kroch Anubis zu den Füßen des Mannes.
    »Das ist eine Ba, Herr!«, zischte er unterwürfig.
    Was für ein Schleimer, dachte Möhre.
    »Das sehe ich«, donnerte der Mann, worauf Anubis ganz klein wurde und unterwürfig jaulte. »Was sie hier macht, will ich wissen!«
    »Ich …«, begann Möhre, wurde aber sofort von dem Mann unterbrochen.
    »Du redest, wenn du gefragt wirst. Ich will’s von diesem schmierigen Kläffer hier wissen! Also?«
    »Ich, äh, wollte sie zum, äh, Gericht bringen!«, winselte Anubis.
    »Anubis«, sagte der Mann gefährlich freundlich, »wann hatten wir denn hier das letzte Mal eine Ba fürs Gericht, hm?«
    Anubis legte den Kopf schief und überlegte. »Vor … zweitausend Jahren?«, schätzte er vorsichtig und setzte wieder sein dämlich-unterwürfiges Grinsen auf.
    »Und wieso sollte nach so langer Zeit mal wieder eine vorbeischauen, hä? Du wolltest doch bloß wieder mal ’n bisschen den Gott raushängen lassen, gib’s zu! Merk’s dir endlich – ihr seid abgemeldet! Kein Mensch glaubt noch an euch!«
    Er drehte sich zu Möhre und sah sie böse an. »Was dich angeht – du bist hier falsch! Zu deinem Jenseits hättest du vorher links abbiegen müssen – das hier ist das Altägyptische. Geschlossene Gesellschaft!«
    »Ich hab’s mir gar nicht ausgesucht!«, protestierte Möhre.
    Brutal fasste der Mann den wimmernden Anubis am Nacken und zog ihn vom Boden. »Anubis, geht das auf dein Konto?«
    »Sie hatte den heiligen Skarabäus, und da dachte ich …«    
    Der Mann ließ Anubis los, so dass dieser schmerzhaft mit der Schnauze zuerst auf den Boden knallte. »Den heiligen Skarabäus?«
    Den heiligen Skarabäus?, dachte Möhre. Stimmt, die kleine Käferskulptur, die ihr der Mann in Kairo in die Hand gedrückt hatte. Möhre hatte sie tatsächlich dabei. Klein und schwarz funkelte der Skarabäus in ihrer Hand. Plötzlich änderte sich der Gesichtsausdruck des Mannes.
    »Woher haben Sie die Figur?«, fragte der Mann viel freundlicher.
    »Den hat mir jemand in Kairo gegeben und gesagt, dass er mir noch nützen könne!«
    »Ein kluger Mann. Möchten Sie

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