Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Zeichen der gruenen Sonne

Im Zeichen der gruenen Sonne

Titel: Im Zeichen der gruenen Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Rothe
Vom Netzwerk:
hier haben nämlich ein kleines Problem, und dabei könnten Sie, und nur Sie, uns helfen!«
    Anubis kroch heran, seine Nase war ganz feucht vor Aufregung. »Nicht, Herr! Wenn man uns dabei erwischt, gibt’s wenigstens ’ne satte Abmahnung!«
    »Anubis, Platz!«, fauchte Echnaton den Gott an und wandte sich wieder lächelnd an Möhre.
    »Kennen Sie meine Geschichte?«
    Möhre schüttelte den Kopf. »Nö, woher auch?«
    »Als ich ein junger Mann war und gerade den Pharaonenthron bestiegen hatte, hieß ich Amenophis IV. Mein Reich war groß, und über seine Grenzen hinaus fürchteten mich die Völker. Eines Tages gab mir ein Soldat einen kleinen seltsamen Kasten, den er aus einem fernen Land mitgebracht hatte. Ich entdeckte das Zeichen Atons, der Sonne, und ließ den Kasten sofort von den Priestern untersuchen. Sie fanden heraus, dass dieser Kasten magische Fähigkeiten besaß. Bedient von einem Kind, verlieh er seinem Besitzer die Macht über das Wasser!«
    Möhre hätte fast laut aufgeschrien. Das magische Teil! Aber sie biss sich auf die Lippen und schwieg.
    »Ich konnte es regnen lassen«, erzählte der Pharao weiter, »wann und wo ich wollte, ich konnte den Nil ansteigen lassen oder meinen Feinden das Wasser nehmen. Ich war im Besitz eines unermesslichen Schatzes. Da der Kasten das Zeichen der Sonne trug, nahm ich an, dass der Sonnengott Aton persönlich mir diesen Kasten geschenkt hatte. Als Dank dafür beschloss ich, von nun an nur noch Aton anzubeten. Alle anderen Götter wurden abgeschafft. Auch Anubis, die Pfeife! Ich baute eine riesige Stadt, Achet-Aton, den ›Lichtort Atons‹, nannte mich selber ›Strahl des Aton‹, also Echnaton, und ließ mein ganzes Volk nur noch zur Sonne beten.
    Leider vergaß ich vor lauter Begeisterung die Regierungsgeschäfte und merkte gar nicht, dass es in unseren Provinzen überall den Bach runterging. Außerdem glaubte mein Volk noch zu sehr an die alten Götter – hör auf zu grinsen, Anubis! – und war unzufrieden mit dem, was ich tat. Es endete ziemlich brutal. Ein Volksaufstand stürzte mich, die alten Götter wurden wieder eingeführt, und meine Stadt wurde abgerissen. Jede Erinnerung an mich sollte vernichtet werden, aber Sie sehen ja selbst – es hat nicht geklappt. Das magische Teil habe ich kurz vor dem Ende in den Ruinen von Tell el-Amarna vergraben, es hat mir kein Glück gebracht!«
    »Und wo ist da das Problem? Das alles ist doch lange her!«
    »Vor ein paar Jahren hat ein Nomade das Teil gefunden und herausgefunden, wie man es bedient. Er ist sehr schnell reich geworden. Jetzt ist er unten ein großer einflussreicher Mann geworden. Aber er will mehr, er will unsterblich werden. Er will zu uns kommen! Er will so reich werden, dass er das ganze Land in seine Finger kriegen kann. Dann wird er einer von diesen Zwangsherrschern werden, einer, von dem das Volk noch in Jahrhunderten spricht. So bleibt er in der Erinnerung der Lebenden. Wenn ich eins nicht will, dann diesen Kotzbrocken bis in alle Ewigkeit hier oben bei uns haben!«
    »Was soll ich tun?«
    »Sie müssen ihm das Teil wegnehmen, es ist der Grundpfeiler seiner Macht!«
    »Wie heißt er … und wo kann ich ihn finden?«
    »Er nennt sich Kero-Sin … und ihn zu finden ist leicht, jeder, der ihn kennt, hasst ihn, und viele leiden schon unter seiner Macht. Es wird nicht schwer sein! Also …?«
    »Das heißt, ich bekomme ’ne zweite Chance?«
    »Man hat immer eine zweite Chance, auch wenn man sie nicht sofort sieht! Sie werden sich natürlich an nichts mehr erinnern, wenn Sie wieder unten sind. Aber von Zeit zu Zeit werden Sie Ihren Mitmenschen eine Spur voraus sein und selber nicht wissen, wieso. Sie werden Ahnungen haben und Möglichkeiten, von denen Sie nicht zu träumen wagten. Ich gebe Ihnen die Gabe des Redens, der Überzeugungskraft und der Intuition mit auf den Weg. Ein Blick aus Ihren Augen wird die ganze Welt auf Ihre Seite ziehen, ein Wort aus Ihrem Mund, und die anderen sind sprachlos. Ihre Gedanken werden eine fühlbare Kraft sein. Es ist nicht nur die zweite Chance, es ist ein neuer Anfang!«
    »Das geht nicht!«, kläffte Anubis dazwischen. »In der Vorschrift steht …«
    »Anubis, sitz!«
    Anubis brummelte etwas, das sich anhörte wie: »… und das in alle Ewigkeit, ich Armer. Diese beschissene Unsterblichkeit …!« Dann verstummte er und legte die Ohren an.
    »Werde ich mich denn an gar nichts erinnern können?«
    »Leider nein!«
    »Aber vielleicht sehen wir uns ja mal

Weitere Kostenlose Bücher