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Im Zeichen der gruenen Sonne

Im Zeichen der gruenen Sonne

Titel: Im Zeichen der gruenen Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Rothe
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eine große braune Wüstenebene, aber trotzdem klickten sofort unzählige Fotoapparate.
    Alex konnte nur den Kopf schütteln. »He, Pit, hast du gesehen, was für’n Mist die fotografieren? Das guckt sich doch kein Mensch mehr an! Pit?«
    Aber Pit war viel zu sehr damit beschäftigt, Fotos zu machen.
    »Hast du was gesagt?«
    »Schon gut, vergiss es …!«
    Klick-Summ! »Okay!« Klick-Summ!
    Der Reiseleiter wischte sich mit einem gepunkteten Taschentuch den Schweiß von der Stirn, baute sich vor einer alten verfallenen Mauer auf und bohrte den Regenschirm in den Sand.
    »Wenn Sie jetzt bitte aufhören würden, zu fotografieren!« Sofort verstummten die Fotoapparate. »Danke! Wir stehen jetzt in Tell el-Amarna oder besser Achet-Aton, wie sein Erbauer Pharao Echnaton es genannt hat. Diese Stadt hat nur dreißig Jahre gestanden, nach dem Tod Echnatons wurde sie abgerissen und die Trümmer wurden in alle Winde verstreut. Man wollte die Erinnerung an den ›Ketzerkönig‹, der alle Götter außer den Sonnengott Aton verleugnete, so vollständig wie möglich auslöschen!«
    Alex malte mit der Fußspitze Figuren in den Sand. Geschichten fand er doof! Pit stieß ihn mit dem Ellbogen an. »Echnaton! Das ist der von dem Relief!«
    »Hinter mir«, fuhr der Reiseleiter fort, »sehen Sie die Reste des Atontempels, das Stadtzentrum Achet-Atons. Stellen Sie sich vor, vor dreitausend Jahren war hier nicht die trostlose Wüste, die Sie jetzt sehen, sondern eine blühende Stadt, und wo wir nun stehen, stand der gigantische Tempel. Sie dürfen fotografieren!«
    Klickerdiklackerdiklickerdiklackerdiklickerdiklacker!
    »Das genügt!« Der Reiseleiter hob die flache Hand, und sofort verstummten die Kameras.
    »Danke! In den Ruinen einer ehemaligen Werkstätte fand man hier auch die weltberühmte Büste der Gattin Echnatons, Nofretete!«
    Alex wunderte sich. »Die haben hier Nofretetes Busen gefunden? Dreitausend Jahre alt? Ein Mumienbusen oder was?«
    Pit verdrehte die Augen. »Eine Büste, keinen Busen, Blödmann! Eine Büste ist eine Skulptur von einem Kopf und Hals!«
    »Das Original steht heute im Ägyptischen Museum, Berlin, aber eine echte Nachbildung können Sie, wenn wir wieder auf unserem Schiff sind, zum Vorzugspreis erstehen. Ich habe hier ein Modell!«
    Er zog eine winzige Büste hervor, die weder in Größe noch in Bemalung mit dem Original übereinstimmte, und stellte sie malerisch auf die Mauerreste des großen Tempels. »Sie dürfen fotografieren!«
    Alex wurde ungeduldig. »Los, lass uns hier verschwinden. Die Typen gehen mir auf den Geist!«
    Ein letztes Klicken. »Ich komme!«
    Sie verließen die Gruppe und liefen einen fast nicht zu erkennenden schmalen Sandweg bergauf. Schon bald erstreckte sich unter ihnen die weite Ebene Tell el-Amarnas, die Touristen waren nur noch bunte Pünktchen, und von einer Horizontseite zur anderen erstreckte sich der blau funkelnde Nil. Pit lief voraus, die Karte vor sich.
    »Tolle Aussicht!«, japste Alex. Der Weg war sehr steil und ein Aufstieg bei diesen Temperaturen nicht gerade ein Spaziergang.
    »Wenn wir über die Hügelkuppe sind, müssten wir’s sehen – was auch immer es sein mag!« Stumm stapften sie nebeneinanderher. Was würden sie hinter der Hügelkuppe finden? Beide dachten an ihre verlorenen Freunde … was, wenn sie dort nicht wären? Wo sollten sie dann suchen? Kein Wind bewegte die Luft, kein Geräusch war zu hören, es war vollkommen still. Bedrückend still. Ab und zu machte einer der beiden den Ansatz, etwas zu sagen, besann sich wieder und hielt den Mund. Ihre Waden waren steinhart vom Aufstieg, ihre Herzen hämmerten in der Brust, der Schweiß lief ihnen brennend in die Augen, aber sie schwiegen und bemerkten es kaum. Wo war Möhre? Wo Tom?
    »Jingle bells, jingle bells, tralalalala …«
    Alex hatte so unvermittelt angefangen zu singen, dass Pit erschrocken zusammenfuhr.
    »Hast du ’nen Sonnenstich? Wieso singst du mitten in der Wüste Weihnachtslieder?«
    »War das Einzige, was mir gerade einfiel. Wollte uns bloß ’n bisschen ablenken!«, erklärte Alex kleinlaut. Eigentlich wollte er nur sich selbst ablenken und die bösen Gedanken aus seinem Kopf verscheuchen.
    »Dann sing wenigstens leise! Wer auch immer da hinter der Kuppe ist, er muss uns ja nicht unbedingt kommen hören! Wir sind gleich da!«
    »Okay!« Alex lief singend voraus und erreichte als Erster den höchsten Punkt des Weges.
    »Jingle bells, jingle … Mich trifft der Schlag!«
    »Geht der

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