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Im Zeichen der gruenen Sonne

Im Zeichen der gruenen Sonne

Titel: Im Zeichen der gruenen Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Rothe
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Text nicht anders?«, wunderte sich Pit.
    Aber Alex antwortete nicht, sondern starrte nur mit offenem Mund geradeaus. Pit lief schneller und holte ihn mit wenigen Schritten ein. »Was ist denn da so groß … Mich trifft der Schlag!«
    Hinter dem Hügelkamm führte der Weg in einer Kurve zunächst bergab in ein Tal und dann wieder steil bergauf. Einsam stand eine Burg auf dem Hügel gegenüber, besser gesagt, eine richtige Festung. Stacheldraht zäunte das Gelände in weitem Bogen ein. Der einzige Zugang war eine Straße, die zu einem bewachten Tor führte. Aber am merkwürdigsten war die dunkle Regenwolke, die über dem Palast und nur über dem Palast stand. Schwarz quoll sie aus dem Nichts und warf einen dunklen, unheimlichen Schatten. Von Zeit zu Zeit zuckte grollend ein Blitz heraus.
    »Gib mir mal ’n Fernglas!«, bat Pit, ohne den Blick von der Burg abzuwenden.
    Alex wühlte in den Taschen seiner Weste und zog ein kleines Opernglas hervor. Er hielt es vor die Augen und beobachtete das bewachte Tor. Zwei Soldaten saßen im Schatten eines kleinen Häuschens und spielten Domino. Ihre Maschinengewehre hatten sie gegen die Schranke gelehnt, die quer über der Straße den Weg versperrte. Deutlich war der Transformator zu erkennen, der den Maschendraht rings um die Burg unter Strom setzte. Und die Burg …
    »Das gibt’s einfach nicht!«, schrie Alex unwillkürlich auf.
    »Was denn, was denn?«, wollte Pit wissen und riss ihm ungeduldig das Fernglas aus der Hand. Diese Burg war gar keine richtige Burg! Jemand hatte unzählige Stahlfässer übereinandergestapelt, wie andere Leute Konserven im Supermarkt stapeln. Diese Burg war ein riesiges Gebäude aus lauter Fässern! Pit glaubte ihren Augen nicht zu trauen.
    Kopfschüttelnd ließ sie das Glas sinken. »Wer baut sich denn ein Haus aus lauter Fässern?«
    Aber Alex hörte schon nicht mehr zu. Er lief den Weg hinunter in Richtung des unheimlichen Gebäudes. Pit rannte hinterher.
    »Meinst du, das ist es, was wir suchen?«
    »Das meine ich nicht nur – das weiß ich sogar ganz sicher! Hast du den Jeep der beiden Soldaten an der Schranke gesehen? Ist derselbe wie in Kairo!«
    »Und was hast du jetzt wieder vor? Wir können ja schlecht einfach durchmarschieren!«
    »Müssen wir aber! Los, komm schon!«
    Obwohl kein Mensch zu sehen war, warfen sie sich wenige Meter vor dem Zaun auf den Boden und robbten den Rest auf allen vieren. Jeder kleine Hügel, jedes Dornengestrüpp diente ihnen als Deckung. Mit den Nasen im Dreck krochen sie vorwärts. Das letzte Stück stieg steil an. Die Lage dieser Fässerburg war strategisch ideal, von hier oben konnte man kilometerweit sehen, trotzdem war die Burg durch den Bergkamm von Tell el-Amarna verdeckt. Der Nil schien einen weiten Bogen um die Hügelkette gemacht zu haben, er floss nur wenige hundert Meter unterhalb des abgesperrten Hügels entlang. Die bewachte Straße führte bis hinunter zum Ufer zu einem gesicherten Privathafen. Wer auch immer sich der Burg näherte, durch die Wüste oder über den Fluss, er wurde schon lange vor seiner Ankunft entdeckt.
    »Wir sind fast da!«, flüsterte Alex. »Fass bloß den Zaun nicht an, sonst wirst du gegrillt!«
    Aber das hätte Pit sowieso nicht getan. Die knallroten Warnschilder »High Voltage«, Hochspannung, mit dem grinsenden Totenschädel darunter, sprachen eine deutliche Sprache.
    »Und was jetzt?«, wollte Pit wissen.
    Aber Alex war genauso ratlos. »Ohne eine große isolierte Drahtschere kommen wir hier nicht weiter! Komm, wir kriechen mal ’n Stück den Zaun entlang, vielleicht gibt’s ja irgendwo ein Loch oder so was!«
    »He, komm zurück, wenn die uns erwischen, sitzen wir genauso fest wie Möhre und Tom!«
    »Ich gehe hier nicht weg, bis ich weiß, ob sie da drinnen sind. Wenn du wieder zurück willst – bitte, aber ohne mich!«, erklärte Alex entschlossen. Er war wütend. Wütend, so machtlos zu sein. Da lag dieses seltsame Gebäude direkt vor ihm und doch unerreichbar, und er konnte nicht hinein!
    »Andak!«, schrie plötzlich jemand auf Arabisch. Sie fuhren herum. Zwei Soldaten hatten sie entdeckt. Mit den Gewehren im Anschlag kamen sie angerannt.
    »Los – weg hier!« Alex wollte lossprinten.
    Aber Pit hielt ihn am Ärmel zurück.
    »Die sind schneller als wir und bewaffnet! Wir hätten keine Chance!« Langsam hob sie die Hände.
    Zerknirscht tat es ihr Alex nach. »Du hast nicht zufällig irgendeine rettende Idee?«
    »Hab ich – fang an zu

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