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Im Zeichen der gruenen Sonne

Im Zeichen der gruenen Sonne

Titel: Im Zeichen der gruenen Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Rothe
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habe!«, rief Möhre zu den Mönchen hinunter. Sie stockte. Ja, verdammt und zugeknipst … was hatte sie ihnen eigentlich zu sagen? Alle starrten sie an, bereit, ihr zuzuhören. Sie wollte sie auf ihre Seite ziehen, doch wie die richtigen Worte finden? Da fühlte sie wieder diese Kraft in sich! Sie fühlte die Stärke, die in ihr schlummerte.
    Lass dein Herz sprechen, Möhre, lass es einfach fließen und rede! Rede! Es kommt nicht allein auf die Worte an, sondern auf den Geist, der sich dahinter verbirgt!
    »Ich habe nicht das Recht, etwas von euch zu fordern oder euch um etwas zu bitten!«, begann sie leise und ruhig. »Ohne euch würde ich jetzt nicht hier stehen. Ihr habt mir das Leben gerettet, etwas zu essen gegeben, etwas zu trinken, und ihr habt mich gesund gepflegt – und dafür möchte ich mich bedanken. Und um dies zu zeigen, werde ich euch einen Gefallen tun … ich werde euch Kero-Sin vom Hals schaffen!«
    Aufgeregtes Gemurmel der Mönche erfüllte den Innenhof.
    »Ich sehe vielleicht nicht aus wie jemand, der das schaffen könnte, aber wenn ihr mir vertraut und mir helft, dann seid ihr Kero-Sin bald los! Ich weiß ja, ihr seid Mönche, und ihr wollt nicht kämpfen … und das ist richtig, denn Kampf ist fast immer eine saudumme Sache. Es gibt Leute, die kämpfen tatsächlich für so dumme Sachen wie Vaterland, Rasse und Blut. Aber das ist doch nichts als hirnloser Blödsinn, für den es bestimmt nicht wert ist, andere Leute über den Haufen zu schießen. Kein Mensch ist mehr oder weniger wert als der andere, und keiner hat das Recht zu glauben, er sei etwas Besseres, bloß weil er in einem bestimmten Land geboren wurde, weil er irgendeine Hautfarbe hat oder eine bestimmte Religion. Versteht ihr? Man kann sich das Leben auch künstlich schwer machen! Auch wenn gerade ihr das wahrscheinlich nicht gerne hört – aber auch für den Glauben zu kämpfen ist dumm. Denn wenn es einen Gott gibt, dann muss er viel größer und unvorstellbarer sein, als dass irgendjemand einen blassen Schimmer von dem haben könnte, was dieser Gott will oder verbietet, ist doch logisch oder nicht? Ein Gott wird niemals so kleinlich sein, die unterzubuttern, die anderer Meinung sind als er, und er wird es wohl kaum besonders toll finden, wenn die Menschen ihm verschiedene Namen geben, behaupten, er würde dieses und jenes von ihnen verlangen, und jeder, der das nicht tut, wird abgemurkst. Wer sind wir schon, dass wir wissen könnten, ob da oben jemand oder etwas ist und was er oder es von uns will? Eines habe ich in der Wüste gelernt: nämlich wie unglaublich unwichtig und popelig wir und unsere Sorgen sind.«
    Wieder erhob sich aufgeregtes Gemurmel unter den Mönchen. Das ging jetzt aber doch ein bisschen weit … und worauf wollte dieses seltsame Mädchen eigentlich hinaus?
    »Es gibt aber etwas, für das es sich zu kämpfen lohnt, etwas, für das es nicht dumm ist, aufzustehen und sich zu wehren. Wenn euch jemand das Recht auf eure Freiheit nimmt, wenn euch jemand sagt, was ihr zu tun und zu lassen habt, wenn er euch unterdrückt und euch das stiehlt, was ihr zum Leben braucht, und wenn er euch zwingen will, an seine Ideen zu glauben – dann lasst euch das nicht gefallen, sondern wehrt euch! Ich rede von Kero-Sin, der euch das Wasser nimmt und gibt, wie es ihm passt. Aber das Wasser ist für alle da, und er hat nicht das Recht, es euch vorzuenthalten! Hier in der Wüste bedeutet Wasser Freiheit! Gehen wir zu Kero-Sin und holen es uns! Wer hält uns auf? Seine Soldaten? Sicher, er hat eine Handvoll Soldaten, aber haben wir nicht ein ganzes Land voll von Menschen, die ein und dasselbe wollen? Alleine sind wir ein kleiner Haufen schwacher Leutchen, aber zusammen sind wir eine nicht zu schlagende Armee! Ihr sagt, ihr wollt mit den Moslems nichts zu schaffen haben und die nichts mit euch. Aber trotzdem habt ihr dieselben Probleme. Und genau hier liegt Kero-Sins eigentliche Macht über euch, es ist eure eigene Engstirnigkeit! Kero-Sin kann ruhig schlafen und Däumchen drehen, weil ihr so verbohrt und vernagelt seid und niemand den ersten Schritt aufeinander zugehen will. Habe ich nicht eben noch gesagt, dass jeder Mensch das Recht auf seinen Glauben und seine Kultur hat? Nur dumme Menschen bilden sich eine Meinung über andere, ohne sie kennengelernt zu haben! Also, los jetzt, vertragt euch, und reicht ihnen die Hand! Jetzt habt ihr die Chance – ein gemeinsames Ziel! Ihr solltet die Kraft, die ihr aufbringt, um euch zu

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