Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Zeichen der gruenen Sonne

Im Zeichen der gruenen Sonne

Titel: Im Zeichen der gruenen Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Rothe
Vom Netzwerk:
hassen, lieber gegen euren gemeinsamen Feind verwenden. Warum tut ihr’s nicht, worauf wartet ihr?«
    Möhre hat geendet … und sofort erhob sich das Stimmengewirr: »So was ist doch totaler Blödsinn! – Ist es nicht! Sie hat recht – Wieso sollten wir tun, was eine Frau sagt? – Äh, wieso Frau, ist jemand aufgefallen das das eigentlich noch ein Kind ist? – Ein weibliches Kind obendrein! – Aber sie hat trotzdem recht! – Das ist das Allerschlimmste! – Du bist ja ein noch größerer Chauvi als die Araber! – WAS? Das brauche ich mir von dir nicht sagen lassen! – Du hast doch bloss Schiss, gegen Kero-Sin zu kämpfen – Hab ich nicht! – Dann können wir ja tun, was das Mädchen sagt! – Ja, können wir! Aber es ist trotzdem nur ein Mädchen! – Chauvi, Feigling!« usw., usw. …
    Eine Gruppe von vier Reitern, die zwanzig Kamele hinter sich herzogen, verließ wenig später die Klostermauern und ritt auf die Oase zu. Tom, dachte Möhre glücklich, ich komme!

Kero-Sin
    Tom hatte im ewigen Halbdunkel seines Verlieses längst jedes Zeitgefühl verloren. Es kam ihm vor, als säße er seit unzähligen Tagen hier auf dem Stroh und starre Löcher in die Luft. Ab und zu hörte er durch die schwere Tür ein paar undeutliche Stimmen und Schritte, aber meist blieb es still. Sein einziger Kontakt zur Außenwelt bestand darin, dass man ihm immer wieder durch die kleine Holzluke in der Tür etwas Fettiges zu essen schob.
    Anfangs ließ er es links liegen, später schob er es voller Ekel durch die Luke wieder nach draußen zurück, und schließlich aß er es tatsächlich. Es schmeckte so, wie es aussah. Vielleicht war es ja ganz gut, nicht zu wissen, was er da hinunterwürgte. Das Allerschlimmste war sein Heuschnupfen, der dank seiner Strohunterlage wieder ausgebrochen war. Wenn er wenigstens eine ordentliche Matratze gehabt hätte, dann hätte er nicht ständig niesen müssen!
    Aber keine Situation ist so beschissen, dass sie nicht noch eine klitzekleines bisschen beschissener werden könnte. »HHHUUHAAATSCHIIII«, wiederholte Tom mit schön-schrecklicher Regelmäßigkeit. »Gesundheit!«, wünschte er sich genauso regelmäßig selbst.
    Wenn ich wenigstens mein Notebook hätte, um mich abzureagieren, dachte er. Aber da war nichts, um sich irgendwie abzulenken, nur nackte, kalte Mauern und dieses verdammte Stroh. Knirsch, knirsch  – ein Schlüssel wurde im Schloss gedreht, und die Tür flog auf. Licht fiel in den kleinen Raum und blendete Tom für einen Augenblick.
    »Los, steh auf!«, forderte eine Männerstimme ihn auf. Langsam gewöhnten sich seine Augen an die Helligkeit, und er erkannte einen Soldaten, der ihm völlig überflüssigerweise eine Pistole entgegenstreckte. »Huuuhaatschiii!«, begrüßte Tom den Soldaten.
    Nach dem langen Herumsitzen war er froh, sich mal wieder ein bisschen bewegen zu können. Stumm rappelte er sich auf und ließ sich in den langen Gang hinausstoßen. Seit sie ihn hier hatten, schwieg er wie ein Fisch, und es gab nichts und niemanden, der das ändern konnte. Da mussten sie ihn schon foltern und selbst dann würden sie nichts von ihm erfahren!
    Der Soldat stieß ihn vor sich her, eine scheinbar endlose Treppe hinauf, um unzählige Ecken und Kurven, bis sie vor einem hohen Eisentor standen. Das Tor wurde geöffnet, und Tom trat hinaus ins Freie. Für eine Sekunde war er baff. Er stand im Hof eines riesigen Gebäudes, das aus lauter übereinandergestapelten Fässern gebaut war. Zwei Türme verliehen dem Ganzen das Aussehen einer Burg. Direkt hinter dem Haupteingang war ein kleiner Garten angelegt, und obwohl weit und breit nichts als Sand und Fässer zu sehen waren, gediehen auf diesem winzigen Fleck die prachtvollsten Rosen, die Tom je gesehen hatte. Der Soldat stieß ihm den Lauf der Pistole in den Rücken und knurrte: »Vorwärts!« Tom gehorchte.
    Sie gingen durch die Rosenhecken auf einen Mann zu, den Tom zuerst für einen Gärtner hielt. Dieser Mann war nicht besonders groß, dafür unglaublich fett. In seinem Vollmondgesicht fielen vor allem der gezwirbelte Schnurrbart und die roten Pausbäckchen auf. Gekleidet war dieser Mann altertümlich orientalisch, ein bisschen erinnerte er an einen Sultan aus einem Märchen. Ein großer feuerroter Turban mit einem leuchtenden Edelstein wackelte auf dem Schädel hin und her, in dem breiten Gürtel steckte ein reich verzierter Schmuckdolch und an jedem Finger blitzte ein auffallend teurer Ring. Da stand er und tat so,

Weitere Kostenlose Bücher