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Im Zeichen der Krähe 2: Die Totenhüterin (German Edition)

Im Zeichen der Krähe 2: Die Totenhüterin (German Edition)

Titel: Im Zeichen der Krähe 2: Die Totenhüterin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeri Smith-Ready
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das Kind gestorben ist, konnte ich an nichts anderes mehr denken.“ Sie streichelte seine Wange. „Du hast auch eines verloren. Du verstehst mich.“
    Marek antwortete nicht. Er hoffte, dass er sie nie verstehen würde, nie begreifen würde, wie sie ihn so behandeln und dabei so tun konnte, als wäre es nichts Besonderes. Wie sie planen konnte, Niliks Gaben gegen sein eigenes Volk einzusetzen. Selbst wenn man sie beide am nächsten Tag freiließe und auf ein Schiff nach Asermos setzte, würde er ihr nicht vergeben.
    „Ich sollte gehen.“ Er setzte sich auf. „Mit Eurer Erlaubnis, meine ich, Euer Ehren. Es wird spät.“
    „Bleib.“ Sie legte ihm eine Hand auf die Brust. „Ich will dich noch einmal.“
    Er erstarrte. „Ich glaube nicht, dass ich das kann.“
    „Das ist eine Herausforderung, die ich gern annehme.“ Sie zog ihn an sich. „Küss mich!“
    Er unterdrückte einen Seufzer, packte sie an den Schultern und zog sie zu einem harten, brutalen Kuss an sich. Nach einem Augenblick schob sie ihn von sich.
    „Nicht so“, flüsterte sie, ihre Augen glänzten feucht. „Küss mich, als würdest du mich nicht hassen!“
    Er zögerte. Wie sollte ihm das gelingen?
    In seinem Hinterkopf flüsterte eine Stimme: Du hasst sie.
    Bashas Augen schrien vor Verlangen nach etwas, das die Leere füllte, die ihr Verlust hinterlassen hatte. Wenn er es ihr gab, konnte selbst ein einfacher Sklave wie er sie beeinflussen.
    Was auch immer ich tun muss.
    Er senkte den Kopf und strich sanft mit den Lippen über ihre. Sie stöhnte.
    „Ja.“ Basha nahm seine Hand und legte sie auf ihre Brust. „Berühr mich, als würdest du mich nicht hassen.“
    Auch wenn Marek glaubte, seine Hand müsse sie mit seinem Hass verbrennen, gehorchte er und verbannte seine Seele dorthin, wo Basha sie nicht wie ein Stück Papier zerknüllen konnte. Ohne sie konnte sein Körper tun, was er tun musste, konnte auf ihre Berührungen reagieren, als würden sie ihn nicht abstoßen.
    Als er bereit war, in sie einzudringen, hielt sie ihn auf. „Eins noch.“ Sie sah zu ihm auf. „Sag mir, dass du mich liebst.“
    Er rollte sich von ihr herunter. Tränen schimmerten in seinen Augen. „Das kann ich nicht. Das ist die eine Sache, die ich nicht für Euch tun kann.“
    „Bitte.“ Ihre Stimme brach, als ihr klar wurde, dass sie dieses Wort noch nie zu ihm gesagt hatte. „Ich bin so einsam.“
    „Ich liebe Euch nicht.“
    „Natürlich nicht. Ich will es mir nur einbilden.“
    „Einbilden“, wiederholte er, und dann wurde ihm klar, welches Geheimnis sich ihm bisher nicht erschlossen hatte. Er würde so tun, als wäre Basha Rhia. Auch wenn ihre Hände,Beine, Stimme und ihr Duft anders waren, konnte sein Verstand seine Sinne vielleicht lange genug täuschen, um diese Aufgabe zu erfüllen. Wenn er das für Basha tun konnte, gehörte sie ihm, und er konnte einen Weg finden, von ihr zu entkommen.
    Er drehte sich wieder zu ihr um, und es war Rhias Haut, die er berührte und küsste, Rhias Mund auf seinem Hals und seinen Schultern, Rhias Hände, die ihn streichelten, bis er wieder bereit war.
    Es war Rhias Ohr, in das er flüsterte: „Ich liebe dich.“ Aber sobald die Worte seinen Mund verlassen hatten, hatten sie alle Bedeutung verloren.

33. KAPITEL
    M ithilfe seiner Krücken humpelte Filip zu dem Platz am Fuß der Treppe, die zum langen steinernen Senatsgebäude hinaufführte. Er setzte sich neben einen der zwei kleinen Büsche, die die Treppe flankierten. Ihre glänzenden Blätter waren das einzige Grün, das er entdecken konnte, und selbst sie sahen im trüben Licht der Morgendämmerung schwarz aus.
    Er legte seine Bettelschale auf das weiße Steinpflaster und wartete. Alles an diesem Vorhaben fühlte sich falsch an, aber er sagte sich, dass das ungute Gefühl wohl aus den Vorurteilen seiner Jugend rührte.
    Bald darauf fielen die ersten Sonnenstrahlen auf die Gebäude und den weißen Platz. Das Kriegsdenkmal stand wie ein düsteres Mahnmal mitten darauf und erinnerte alle, die daran vorbeigingen, an die Opfer unter ihren Mitbürgern.
    Bald würden ein paar Erinnerungen mehr dazukommen. Adrek, Arcas und Lycas hatten sich auf dem Platz zwischen dem guten Dutzend normaler leukonischer Bettler verteilt.
    Mit dem Aufgehen der Sonne wurde der klare blaue Himmel immer heller, und die Spitzen der Gebäude begannen zu leuchten. Filip beobachtete, wie die Stadt zum Leben erwachte. Bald herrschte geschäftiges Treiben in den Straßen. Angestellte des Senats in

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