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Im Zeichen der Krähe 2: Die Totenhüterin (German Edition)

Im Zeichen der Krähe 2: Die Totenhüterin (German Edition)

Titel: Im Zeichen der Krähe 2: Die Totenhüterin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeri Smith-Ready
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zwang sich dazu, nicht an seine Familie und die gemeinsamen Erinnerungen zu denken. Derina musste jetzt sechzehn sein, bereit, einen Mann zu wählen, der mutig genug war, sein Leben lang ihren schlechten Witzen zuzuhören. Die kleine Kiniska war erst zwölf – Filip fragte sich, ob sie schon zu alt für ihre Käfersammlung war. Und seine Mutter – an sie durfte er überhaupt nicht denken.
    Eine Frau mit einer tiefen, kräftigen Stimme kam an ihm vorbei und unterhielt sich mit ihrem Begleiter. „Es ist eine Verschwendung von Auslagen und Leben“, sagte sie, „und das nur, um die Rachlust der Männer zu befriedigen.“
    „Arvano, wer ist das?“, fragte Filips Vater.
    „Senator Basha Mylosa. Mylosos Witwe.“
    „Ich wusste nicht, dass sie so jung ist und so …“
    „Hübsch? Lasst Euch nicht täuschen. Sie ist so gerissen und halsabschneiderisch wie wir anderen auch. Hat allerdings eine Vorliebe für die Asermonier. Sie will, dass wir sie ohne Gewalt erobern.“
    „Das ist lächerlich.“
    „Ihre Argumente sind innovativ. Ich jedenfalls werde es bedauern, wenn ihre Amtszeit vorüber ist. Wir brauchen neue Ideen in diesem abgestandenen alten Gebäude, ganz zu schweigen von einer Stimme der Vernunft gegen den Aufstieg des Militärs.“ Arvano bewegte sich und senkte die Stimme. „Man sagt, ihr Sohn ist in Wahrheit ein Junge aus Asermos, nicht das Kind ihres verstorbenen Mannes.“
    Filip schreckte aus seinen trübseligen Gedanken auf und lauschte angestrengt.
    „Man sagt, sie hat Mylosos Kind verloren und sich eines gesucht, um es zu ersetzen.“
    Filips Vater lachte. „‚Man‘ sagt solche Dinge, Arvano? Meint Ihr die Stimmen in Eurem Kopf?“
    „Ihr wisst, wie es zugeht. Sklaven reden mit anderen Sklaven. Informationen sind die einzige Ware, mit der sie handeln können. Ich bewundere ihre Dreistigkeit, wenn es stimmt.“
    „Es kann nicht stimmen.“
    „Sie ist während ihrer Trauerzeit nicht in der Öffentlichkeit gewesen, wie es sich gehört. Es wäre genug Zeit gewesen, einen solchen Tausch vorzunehmen. Das klingt natürlich weit hergeholt, aber wenn Ihr hören würdet, wie sie vor dem Senat von Asermos spricht, würdet Ihr Eure Meinung ändern.“
    Filip hörte, wie sein Vater dem anderen Mann auf den Rücken klopfte. „Das war eine lehrreiche und, äh, amüsante Pause, aber ich muss zurück an die Arbeit. Ich denke, mein Vortrag wird sich als nützlich erweisen.“
    „Sicherlich. Ihr werdet einen Beweis unserer Dankbarkeit auf dem nächsten Zahlschein vorfinden.“
    „Ich werde darauf achten. Danke.“
    Sie entfernten sich, doch Filips Vater hielt nach ein paar Schritten noch einmal inne und drehte sich um. „Alles Gute, junger Mann“, sagte er leise zu Filip. „Ich werde für dich beten, jetzt und immer.“
    Seine Schritte entfernten sich. Filip saß noch einen langen Augenblick da, dann kratzte er ein flaches Loch in den sandigen Boden unter dem Gebüsch. Er nahm das rot-gelbe Band aus seiner Tasche, legte es in das Loch und bedeckte es mit Erde, bis es verschwunden war.
    Bei Sonnenuntergang ging Rhia gemeinsam mit Alanka und Bolan, um sich Filip an ihrem Treffpunkt mehrere Häuserblöcke vom Senatsplatz entfernt anzuschließen.
    „Hast du etwas gehört?“, fragte Rhia Filip nervös.
    „Vielleicht.“
    Alanka und Bolan halfen ihm dabei, sich auf eine leere Kistezu setzen. Er sah sich erst auf der Straße um, ehe er mit gesenkter Stimme berichtete.
    „Eine Senatorin namens Basha Mylosa hat ein Kind. Gerüchtehalber ist es ein asermonischer Säugling, den sie als ihren eigenen Sohn ausgibt.“
    „Ihren eigenen Sohn?“ Das war die Nachricht, auf die Rhia am meisten gehofft und die sie am meisten gefürchtet hatte. „Und was ist mit Marek?“
    „Adrek und Koli sind ihr gefolgt, um zu sehen, wo sie lebt. Vielleicht finden sie dort Hinweise auf Marek. Lycas und Arcas folgen ihnen zum Schutz.“ Er wischte sich den Schweiß aus seinem geröteten Gesicht und starrte auf seine Krücken. „Ich habe getan, was ich konnte.“
    „Und das war sehr viel.“ Alanka reichte ihm eine Wasserblase und strich ihm das feuchte Haar aus der Stirn. „Du hast Nilik und Marek vielleicht gerettet.“
    Er nahm einen großen Schluck, ehe er den Kopf schüttelte. „Wir müssen sie immer noch befreien. Senatorin Mylosa hat sicher ein gut bewachtes Haus. Wie gut, wissen wir erst, wenn die anderen zurückkommen.“
    Alanka öffnete die Tasche, die sie mitgebracht hatte. „Ich dachte, du willst sie vielleicht

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