Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Zeichen der Krähe 2: Die Totenhüterin (German Edition)

Im Zeichen der Krähe 2: Die Totenhüterin (German Edition)

Titel: Im Zeichen der Krähe 2: Die Totenhüterin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeri Smith-Ready
Vom Netzwerk:
der Mund offen. „Danke. Das wäre wirklich hilfreich.“ Er stieß einen langen Atemzug aus und schien überlegen zu müssen. „Laut Kalender ist morgen der nächste Betteltag.“
    „Gut“, sagte Adrek. „Weil wir nicht nur Marek retten müssen. Als ich in Surnos das Land geräumt habe, habe ich gehört, wie die Soldaten gesagt haben, es wäre für die Kinder. Vielleicht bringen sie die Kalindonier dort hin. Vielleicht ist Daria bei ihnen.“
    „Ein Armeelager für Kinder?“, fragte Rhia. „Bist du dir sicher?“
    „Das habe ich gehört, und da draußen hatte ich noch meine scharfen Sinne.“
    Alanka zuckte zusammen. „Was soll das heißen, da draußen hattest du sie noch?“
    „Meine Magie ist in der Stadt so gut wie verschwunden.“ Adrek sah sie und Lycas an. „Eure wird auch bald verschwinden. Die wilderen Geister haben hier keine Macht.“
    „Puma hat dich verlassen?“, fragte Alanka.
    Adrek schüttelte den Kopf. „Ich kann ihn noch spüren. Er ist bei mir, aber er hat mir nicht viel zu geben. Ich kann nur noch halb so gut schleichen und in der Nacht sehen wie in meiner ersten Phase.“ Er rieb sich die dünnen Arme. „Stärke und Sprungkraft sind so gut wie nicht mehr vorhanden, als wäre ich wieder dreizehn Jahre alt. Aber ich fühle mich mit Puma enger verbunden als je zuvor. Ich habe nur noch ihn. Bis jetzt jedenfalls.“
    Alanka verspürte einen Anflug von Mitleid und Bewunderung für ihren früheren Partner. Im Gegensatz zu ihr hatte er seinen Glauben behalten, selbst nachdem er mehr gelitten hatte als jeder andere von ihnen.
    Außer vielleicht Marek.
    Marek nahm Basha hart und grob – weil sie es so verlangte, aber auch, weil er nur so seinen Hass verarbeiten konnte. Als er seinen Mund auf ihren Hals presste und sie es für Leidenschafthielt, musste er sich zwingen, seine Zähne nicht in ihr Fleisch zu schlagen.
    Sobald es vorbei war, drehte er sich um und wollte das Bett verlassen. Sie griff nach seinem Arm.
    „Warte“, sagte Basha. „Bleib noch ein wenig.“
    Er legte sich wieder hin und starrte an die Decke. Er konnte diese Frau, die ihm alles geraubt hatte, was ihm je wichtig gewesen war – bis auf Nilik –, nicht ansehen, ohne sie umbringen zu wollen.
    „Du bist in letzter Zeit so schweigsam.“ Sie drehte sich auf die Seite, um ihn anzuschauen. „Noch mehr als sonst.“
    Er sagte kein Wort.
    „Du darfst sprechen.“
    Er sagte immer noch nichts.
    „Bei allen Göttern, jetzt schmoll nicht so.“ Sie fuhr mit einem Finger seinen Arm hinab, und er wollte ihn abbeißen. „Ich sehe deine Augen nur noch leuchten, wenn du Nilik im Arm hast.“ Ihre Nägel kitzelten seine Handfläche. „Oder wenn du mich im Arm hast, aber das ist eine andere Art Licht, nicht wahr?“
    Er hörte, wie sie sich auf einen Ellenbogen stützte. „Sieh mich an.“ Sie beugte sich nahe zu ihm und drehte sein Gesicht zu ihr. In ihren Augen blitzte Angst auf, und sie ließ ihn los. „Wenn ich es mir genau überlege, sieh mich nicht an.“
    Marek erwartete, entlassen zu werden, aber Basha sprach weiter. „Mir wäre es lieber, wenn du mich nicht so vollkommen verachten würdest. Ich fühle mich dadurch wie ein Tyrann. Nur weil ich dich besitze, heißt das nicht, dass ich dich nicht respektiere.“
    Marek lachte laut auf und legte dann eine Hand auf seinen Mund. Dafür würde er mit Sicherheit bestraft werden.
    „Respekt für dein Volk, meine ich.“ Basha fuhr fort, als hätte er auf ihre letzte Aussage nicht reagiert. „Ich finde deine Kultur faszinierend. Sie ist so anders als unsere. Ich bezweifle, dass ihr euch je so anpassen werdet wie die anderen Völker, die wir erobert haben. Jedenfalls nicht mit Gewalt. Ich sage das meinen Kollegen immer wieder, aber sie hören nicht aufeine Frau, nicht einmal auf mich.“
    Er spürte, wie Fuchs in ihm die Ohren aufrichtete, und sah seine Gelegenheit gekommen. Selbstmitleid lähmte ihn nur. Wenn er überleben und eines Tages entkommen wollte, brauchte er Informationen.
    „Wenn nicht mit Gewalt“, fragte er, „wie wollt ihr uns dann erobern?“
    Sie biss sich auf die Unterlippe und lächelte. „Ah, du kannst also doch noch Worte bilden. Ich dachte, mein Körper hätte dir vielleicht die Sprache geraubt.“
    Er wartete auf eine Antwort auf seine Frage. Sie streckte sich aus und drehte sich auf den Rücken. „Manche wollen eine weitere Invasion, aber ich glaube, das wollen sie nur, um unser Ansehen zu wahren. Sie haben in Asermos so erbärmlich verloren, dass

Weitere Kostenlose Bücher