Im Zeichen der Krähe 2: Die Totenhüterin (German Edition)
Raumes. Dieser Teil von Basha hatte ihr gerade das Leben gerettet.
Aber noch nicht. Sie steckte sich die Eule unter den Arm und kroch auf allen vieren wieder den Tunnel hinauf. Der Raum hatte sie geschwächt, und jedes Ausatmen schien ihre Kräfte weiter schwinden zu lassen. Jedes Mal wenn sie stehen blieb, trieb die Krähe sie mit einem Hacken gegen den Hinterkopf vorwärts.
Es schien Stunden zu dauern, bis sie die Höhle endlich verlassen konnte. Sie rang nach Luft. Dann brach sie auf dem kalten felsigen Boden zusammen.
Ein Paar bestickter Stiefel und ein weißer Rock tauchten vor ihr auf. Sie sah nach oben und entdeckte Basha, die auf sie hinabsah. Hinter ihr stand der Fuchskäfig, immer noch in eine Decke gehüllt.
Rhia öffnete den ausgetrockneten Mund, um zu sprechen. Dein Sohn hat mir das hier gegeben. Sie hob die Kreischeule mit beiden Händen hoch. Basha griff danach, doch Rhia zuckte zurück. Gib mir zuerst meinen Mann.
Basha runzelte die Stirn. Woher soll ich wissen, dass das Ding wirklich zu mir gehört?
Sieh ihr in die Augen.
Basha richtete den Blick auf die Eule, deren Herz aufgeregt in der Brust pochte. Bashas Miene wurde weich. Ich bin ihr Zuhause. Sie sah Rhia an. Was geschieht als Nächstes?
Krähe bringt dich an einen friedlichen Ort.
Und dann?
Darauf hatte Rhia keine Antwort. Das ist alles.
Das klingt langweilig.
Und hier hast du Spaß?
Basha schob die Unterlippe vor. Das habe ich nicht gesagt. Sie vergrub die Hände in ihrem Rock. Ich will leben.
Ich weiß.
Ich wollte noch so viele Dinge tun. Ich wollte deinem Volk helfen. Wer weiß, was mein Land euch jetzt antun wird?
Rhia spürte, wie wieder die Wut in ihr hochstieg. Die Krähe stieß ein leises Krächzen nahe an ihrem Ohr aus, um sie zu beruhigen. Sie sah den Vogel dankbar an und sprach dann mitfester Stimme zu Basha: Wir werden einen Weg finden, es ohne dich zu schaffen.
Das glaubst du jetzt, aber du kennst sie nicht. Basha seufzte und entfernte sich einige Schritte von dem Käfig. Ich bin mit euch fertig. Nimm es. Es gehört dir.
Nein , sagte Rhia. Er gehört Marek.
Die Krähe ließ sich auf die Ecke des Käfigs, die Basha am nächsten war, sinken, als wollte sie ihn vor noch mehr Unrecht beschützen.
Rhia hielt die Eule in den Händen und wusste, dass sie immer noch Rache üben könnte. In Bashas Augen stand die pure Angst, und für einen langen, süßen Augenblick genoss Rhia diesen Anblick.
Sie ließ die Eule los. Der kleine Vogel flatterte mit seinen grau melierten Flügeln und landete auf Bashas Schulter.
Ein Schatten, schwärzer als die Nacht, erschien neben ihnen. Krähe beugte sich vor, um Rhias Stirn zu berühren. Rabe sagt, sie wird diesen Tag nicht vergessen. Du wirst sie wiedersehen, wenn es scheint, als wäre das Ende nah.
Er umschloss Basha mit seinen Flügeln. Ihr blasses Gesicht nahm einen hingerissenen Ausdruck an, als sie gemeinsam in violettem Licht verschwanden.
Aus dem Käfig kam ein Knurren, das für einen Fuchs ungewöhnlich bedrohlich klang.
Die Krähe hob den Rand der Decke an. Grauer Pelz leuchtete in der Nacht.
Kein Fuchs. Ein Wolf.
Gelbe Augen voll reiner Wildheit spähten durch die Käfigstäbe. Eine geifernde rosa Zunge hing zwischen langen weißen Fangzähnen heraus.
Du kommst mit mir , sagte Rhia. Schwankend richtete sie sich auf und griff nach dem Käfig, um ihn hochzuheben. Er rührte sich nicht. Sie riss mit beiden Armen daran, konnte ihn aber nicht mehr als eine Handbreit vorwärts bewegen.
Sie hockte sich neben den Käfig. Wenn ich dich freilasse, läufst du dann davon?
Der Wolf leckte sich die Lefzen. Sie stöhnte. Sie hatte nichts bei sich, was ihr als Leine dienen konnte, nichts, womit sie ihn anbinden oder kontrollieren konnte, bis sie den Nebel erreichten.
Hier kannst du jedenfalls nicht bleiben. Rhia entriegelte den Käfig und öffnete die Tür. Der Wolf schoss hinaus, drehte sich dann aber um und betrachtete sie. Bitte bleib , sagte sie.
Der Klang ihrer Stimme brachte den Wolf dazu, davonzurennen, das Tal hinab, auf den Baum zu. Sie versuchte ihm nachzujagen, aber ihre Beine wurden mit jedem Schritt schwerer.
Der tote Baum leuchtete weiß vor ihr auf. Sie behielt den Blick darauf gerichtet, während sie sich weiter über den felsigen Boden schleppte. Als sie ihn erreicht hatte, war der Wolf verschwunden.
Rhia ließ sich auf die Knie fallen. Sie hatte Marek verloren.
Selbst die Luft schien noch zu schwer auf ihrem Körper zu lasten. Sie kroch noch ein Stück
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