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Im Zeichen der Krähe 2: Die Totenhüterin (German Edition)

Im Zeichen der Krähe 2: Die Totenhüterin (German Edition)

Titel: Im Zeichen der Krähe 2: Die Totenhüterin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeri Smith-Ready
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wunderte sich über Corannas Zögern. Dann ging sie über die hölzerne Hängebrücke hinüber in das Haus, das einst Marek und Rhia bewohnt hatten.
    Das kleine Haus war spärlich eingerichtet, aber sauber. Alanka öffnete die zwei Fenster, um frische Luft hereinzulassen, setzte sich dann auf das Bett und wagte ein kleines Lächeln.
    Jetzt, da sie das Haus ihres Vaters verlassen hatte, würde er vielleicht auch aus ihren Gedanken verschwinden.

11. KAPITEL
    W ieder Vögel. Warum waren es immer Vögel?
    Finster starrte Filip den Taubenschlag an, der an den Stall von Tereus’ Farm angebaut war. Die Tauben scharrten, pickten und gurrten laut durcheinander.
    Ein kalter Wind fegte über die Hügel und drang durch Filips dünnen Ledermantel, den er fester um sich zog. Laut ilionischem Kalender, den er auf ein Pergament gezeichnet und unter seinem Kissen versteckt hatte, war es Mitte Herbst. Und doch waren hier in Asermos bis auf wenige schon fast alle Blätter von den Eichen und Hickorybäumen gefallen, und am Morgen hätte Filip schwören können, dass der erste Schnee in der Luft lag. Vielleicht müssten die Generäle von Ilios nur einen Winter an diesem Ort verbringen, um ihre Eroberungspläne aufzugeben.
    Die Tauben gurrten weiter, und Filip beugte sich näher an den Schlag, um sich vor dem brutalen Wind zu schützen, aber auch, um zu verstehen, was die Tauben sagten.
    „Überlegst du dir, ihrem Futter etwas zuzusetzen, das sie betäubt?“
    Filip drehte sich um und sah, wie Bolan um die Ecke des kleinen Bauernhauses kam, gefolgt von Galen, dem Falken. Sie trugen natürlich keine Mäntel. Bolans langes blondes Haar war ihm aus dem Gesicht gebunden, als wäre es noch Hochsommer.
    Der junge Pferdemann, den er jetzt jeden zweiten Tag zu sehen bekam, ging auf ihn zu und klopfte ihm freundlich auf die Schulter. Filip und Galen verbeugten sich misstrauisch voreinander.
    Filip zeigte auf die Tauben. „Wovon reden sie?“
    Bolan hörte einen Augenblick zu. „Klingt wie Velekos. Sie reden von ihrer Heimat. Immerhin sind sie Brieftauben, die immer nach Hause zurückkehren. Hattest du das nicht gesagt?“
    „Sind die anderen schon angekommen?“, fragte Galen.
    „Vor einer Stunde. Das war bisher der schnellste Testflug.“ Filip deutete auf die asermonischen Tauben, zwei weiße Vögel am Rand des Schlags, in einem Käfig getrennt von den anderen.„Sie haben die hier mitgebracht.“ Er zog zwei kleine Schriftrollen aus der Tasche und reichte sie Galen. Im Gegensatz zu den Nachrichten der ilionischen Tauben enthielten diese Bilder und Karten, aber keine Worte. Auch wenn dieses Volk Buchstaben und einfache Worte schreiben konnte, hatten die meisten von ihnen doch Probleme dabei, den Satzbau komplexer Schriftsprache zu verstehen, egal wie lange er es ihnen erklärte. Aber in diesem Fall war es egal, weil die Worte von den Vögeln selbst kamen. Die Asermonier hatten die militärische Taktik seines Volkes übernommen, Magie hinzugefügt und sie sich zu eigen gemacht.
    Bolan nahm die kleinere weiße Taube vorsichtig aus dem Käfig. Er hielt sie sich nahe ans Gesicht, aber weit genug weg, um nicht ins Auge gehackt zu werden.
    „Wann bist du losgeflogen?“, fragte er den Vogel.
    „Direkt nach Sonnenaufgang“, war alles, was Filip entschlüsseln konnte, ehe die Worte der Taube unverständlich wurden. Es war ihm peinlich, dass Bolan die Vogelsprache übersetzen musste. Hunde und Pferde zu verstehen war einfacher.
    „Gibt es weitere Nachrichten?“, wollte Bolan von der Taube wissen. Einige Augenblicke später lachte er. „Galen, nächstes Mal, wenn du in Velekos bist, will Nadia die Pferdefrau dich zum Abendessen einladen.“
    Galen hustete und sah dann in den düsteren Himmel hinauf. „Die Vögel haben fast den ganzen Tag gebraucht, um herzukommen. Aber das ist schneller, als herzureiten. Und sicherer ist es auch.“
    Bolan setzte den Vogel auf die Stange und streichelte ihn sanft. „Falken wären noch schneller.“
    Filip verschloss den Käfig. „Ich habe euch gesagt, man kann sie nicht ausbilden, Nachrichten zu überbringen. Unser Militär hat es versucht, aber Falken taugen nur zur Jagd.“ Die Männer sahen ihn von der Seite an, und ihm wurde klar, dass er unser Militär gesagt hatte. „Das Militär von Ilios, meine ich.“
    Seit er vor drei Monaten auf der Farm von Tereus angetreten war, hatte Filip sich damit abgefunden, nicht länger ein Bürgervon Ilios zu sein. Aber er weigerte sich, den Asermoniern auf eine

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