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Im Zeichen der Krähe 2: Die Totenhüterin (German Edition)

Im Zeichen der Krähe 2: Die Totenhüterin (German Edition)

Titel: Im Zeichen der Krähe 2: Die Totenhüterin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeri Smith-Ready
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ein Teil von ihm, einer, an dem sie teilhaben musste, wenn sie ihn je verstehen sollte.
    Er drehte sich auf die Seite. Die rauen Narben an seinem linken Knie juckten und erinnerten ihn daran, dass er sich so sehr nach seiner Heimat sehnen konnte, wie er wollte. Er würde dort nie mehr zu Hause sein.

19. KAPITEL
    K urz nachdem Marek gesehen hatte, wie das letzte Licht der Dämmerung von der Nacht aufgesogen worden war, tauchte das Dorf Velekos vor ihnen auf. Es war etwa halb so groß wie Asermos und lag am Rand der Prasnos-Bucht. An seiner Hauptstraße, nahe den Docks, glitzerten die Lichter.
    Die Soldaten fesselten Mareks Handgelenke, als das Boot in den Hafen einfuhr. Das Segel flatterte laut in der Bö, als man es losschnitt, um die Geschwindigkeit zu drosseln.
    Kapitän Sareb kam aus der Kabine. Er trug einen langen blauen Wollmantel, mit dem verglichen seine braunen Locken besonders unordentlich wirkten. „Wir wechseln auf ein anderes Schiff“, erklärte er Marek. „Ein Wort von dir oder eine Bewegung, und ein Kind fliegt ins Hafenbecken.“
    Das Boot glitt an den Anleger, und Marek suchte am Dorfrand nach jemandem, der ihm helfen konnte. Die Straßen waren zu so später Stunde leer, und niemand hatte in den letzten Minuten eine der Tavernen betreten oder verlassen.
    Mit einem dumpfen Schlag traf der Schifffsrumpf auf die Pier. Der Kapitän und einer seiner Soldaten hasteten über Deck und sicherten das Boot an zwei Pfosten.
    Zwei Soldaten flankierten Marek, und die anderen drei kamen aus der Kabine. Mila folgte ihnen. Sie trugen jeder ein Kind in einem Korb. Die Decken der Körbe hatte man hochgezogen, augenscheinlich, um sie gegen den feuchten Nachtwind zu schützen, aber Marek wusste, sie wollten auch nicht, dass er erkannte, welches Kind sein Sohn war. Wenn er näher kommen könnte, würde er Nilik jedoch am Geruch erkennen.
    Als erkannten die Soldaten diese Gefahr, packten sie ihn an den Schultern und schoben ihn vorwärts. Er trat auf den Anleger und schwankte, als er sich wieder an festen Boden gewöhnte.
    Sie gingen den langen hölzernen Anleger entlang. Ein größeres, seetüchtiges Schiff lag mehrere Anleger entfernt, näheram tieferen Ende des Hafens. Vor ihm trug Mila ihren Korb nahe am Körper und murmelte dem Kind darin beruhigende Worte zu.
    „Wir sind bald zu Hause, Neyla“, flüsterte sie.
    Die drei Soldaten hinter Marek hielten ihre Körbe so, dass sie über den Rand des Anlegers hinaushingen. Er wusste, dass die Kinder zu wertvoll waren, um sie fortzuwerfen. Aber der Gedanke, Nilik auf den Grund des Hafenbeckens sinken zu sehen, unterdrückte in Marek jeden Impuls zur Flucht.
    „Schnell“, sagte Sareb, sobald er und Mila sich nach dem Anleger nach links gewandt hatten. „Ich habe ein schlechtes Gefühl bei der …“
    Ein hohes Pfeifen durchschnitt die Luft. Marek ging instinktiv in die Hocke. Einen Augenblick später fielen die Soldaten, die ihn flankierten, auf die Knie. Pfeile ragten ihnen aus der Brust. Ihre Münder öffneten und schlossen sich, und sie tasteten verzweifelt nach den Pfeilen, die noch vibrierten.
    Mila schrie auf. Marek verschwand.
    „Bewegt euch!“, brüllte Sareb die Soldaten an. „Lasst den Mann los. Haltet die Körbe über Wasser.“
    Aus der Gasse zwischen zwei Tavernen drang ein Geräusch, das ihn mit den Zähnen knirschen ließ und einen kalten Schauer seinen Rücken hinabschickte. Bis auf Niliks ersten Schrei hatte Marek noch nie so etwas Schönes wie dieses Kampfgebrüll eines Bärenmarders gehört.
    Eine Gruppe Velekonier hastete aus der Gasse und eilte über die gepflasterte Straße Richtung Anleger. Marek tauchte wieder auf, ehe sie ihn niedertrampeln konnten.
    „Die Frau trägt ihr eigenes Kind“, rief er ihnen im Vorbeilaufen zu. „Nehmt die anderen drei.“ Einer der Bärenmarder blieb stehen, um mit seinem Dolch Mareks Fesseln zu durchtrennen, ehe er sich wieder den anderen anschloss. Marek verschwand erneut und pirschte sich näher an die Soldaten heran, bereit, hinterherzuspringen, sollten sie eines der Kinder ins Wasser werfen.
    Die Soldaten ließen die Körbe zwar fallen, aber auf den Anleger,nicht ins Hafenbecken. Sie zogen die Schwerter.
    Die Velekonier marschierten auf. Ein halbes Dutzend Bären mit Schwertern in erster Reihe, flankiert von mehreren Bärenmardern, die den drei Soldaten den Fluchtweg abschnitten. Marek kroch vor und griff sich den ersten Korb, bereit, zu erscheinen, wenn die Schwerter ihm zu nahe kamen. Er trug ihn zwei

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