Im Zeichen der Krähe 2: Die Totenhüterin (German Edition)
Anleger weiter in Sicherheit und kehrte dann zurück, um den nächsten zu holen.
Hinter dem Gemenge schob Sareb Mila vor sich her die Anleger entlang. Ihre Wache rannte auf dem Weg zu dem größeren Schiff hinter ihnen her. Marek wollte, dass sie Gerechtigkeit erfuhren, aber zuerst musste er seinen Sohn retten. Er griff sich den zweiten Korb, als ein Bär aus Velekos seinem Bewacher ein Schwert in den Bauch rammte.
Der letzte Soldat drehte sich um und wollte ins Wasser springen, aber ein dunkelhaariger Bärenmarder riss ihn zurück und trieb ihm einen langen Dolch unter die Rippen. Seine Füße zuckten im Todeskampf.
Marek erschien, als er auf den Korb des Soldaten zurannte. Der Bärenmarder ließ den leblosen Körper zu Boden fallen und drehte sich zu ihm um.
„Du musst Marek sein.“ Er wischte seinen Dolch an der Hose ab. „Dürfen wir das Rabenkind sehen?“
Marek war erstaunt, wie schnell der Bärenmarder sich auf etwas anderes konzentrieren konnte. Die Prophezeiung musste es um vieles einfacher gemacht haben, Kräfte für die Rettung zusammenzurufen. „Wir wissen noch nicht, ob er das Rabenkind ist, aber ja, du kannst meinen Sohn kennenlernen.“ Er betrachtete das Blut an den Händen des Mannes. „Du kannst ihn dir von da drüben aus ansehen.“
Er deckte den ersten Korb auf. Der asermonische Junge darin streckte sich aus, brabbelte vor sich hin und trat nach der Decke. Marek eilte an den nächsten Korb. Darin befand sich das asermonische Mädchen, das es irgendwie geschafft hatte, alles zu verschlafen.
Er rannte die Pier entlang zum letzten Korb, dem, den er zuerstgerettet hatte. Plötzlich verlangsamte er den Schritt.
Der Korb war schwer gewesen.
Vom Schiff her ertönte das Geschrei einer Frau. „Meine Tochter!“, heulte Mila.
Zitternd ließ Marek sich neben den letzten Korb sinken. Seine Finger waren eiskalt, als er die letzte Decke hochhob.
Neyla blickte zu ihm hoch und nieste.
„Nein …“ Er presste sich die Handballen gegen die Augen.
Der Bärenmarder kam gerannt. „Was ist passiert?“
„Wie konnte ich so dumm sein?“
Er spähte Marek über die Schulter. „Ist er das etwa nicht?“
„Das ist die Tochter der Amme.“ Er stand auf und starrte auf das Schiff. „Sie haben meinen Sohn immer noch.“
„Wir haben das falsche Kind?“ Der Bär, der den Angriff angeführt hatte, kam zu ihnen gestapft. „Ich wusste, wir hätten sie alle nehmen und die Frau umbringen sollen, wenn es sein muss.“
Der Bärenmarder kratzte sich am Kopf. „Der Kapitän muss die Körbe ausgetauscht haben, ohne es ihr zu sagen. Clever.“
Marek hob Neylas Korb hoch und ging damit auf das Schiff zu.
„Was hast du vor?“, fragte der Bär.
„Einen Handel vorschlagen.“
Hinter ihm hörte er, wie der Bär zwei von seinen Männern befahl, die asermonischen Kinder in eine der Tavernen zu bringen, und der Rest folgte ihm. Er holte Marek ein. Wahrscheinlich war er Mitte dreißig. Sein Gesicht war unrasiert und vom Wind gegerbt, sodass er viel älter aussah. Seine Kleider rochen nach Blut und Pfeifenrauch.
„Ich bin Eneas. Meine Schwester Nadia ist die Pferdefrau, die die Nachricht der Taube erhalten hat. Zwei Vögel sind kurz vor Einbruch der Dunkelheit bei uns angekommen. Wir hatten kaum genug Zeit, diese Männer zusammenzutrommeln, aber es waren genug, was?“
„Noch nicht.“ Marek bog auf den langen Anleger ab, an dem das Schiff verankert war. „Wir haben meinen Sohn noch nicht.“
„Ich bin mir sicher, sie tauschen. Sie lassen keines von ihreneigenen Kindern zurück.“ Eneas sah zu Neyla hinab. „Die Kleine ist ganz niedlich.“
Marek wollte dem Bären glauben, wollte hoffen, dass die Tochter der Amme dem Kapitän wichtiger war als sein Auftrag. Aber wenn Sareb die Körbe ausgetauscht hatte, wie der Bärenmarder vermutete, dann waren sie in dieser Situation, weil er es so geplant hatte.
„Sucht ihr das?“
Sareb stand an Deck des Schiffes, das höher über sie ragte, als Marek springen konnte. Der Kapitän trat mit Nilik in seinen Armen vor und hielt den Jungen über das Wasser.
Marek erstarrte. Man konnte Sareb nicht erschießen, ohne dass das Kind ins Hafenbecken fiel. Allein der Aufprall aus so großer Höhe würde den Jungen umbringen.
„Ich tausche“, sagte Marek. „Mein Kind gegen eures.“
Sareb lachte. „Das ist nicht mein Kind. Du kannst es behalten.“
„Nein!“ Mila rannte an die Reling und klammerte sich daran, als jemand versuchte, sie von hinten fortzuziehen.
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