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Im Zeichen der Sechs

Im Zeichen der Sechs

Titel: Im Zeichen der Sechs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Frost
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eigentliche Arbeit. Wie konnte irgend jemand sich lebendiger fühlen als er in diesem Augenblick?
    Die Squaw drehte sich nicht um und hörte ihn nicht kommen. Als sie den Schritt ins Dunkel tat, zog er das Taschentuch aus der Tasche, und als er sie erreicht hatte, drückte er ihr die Hand von hinten auf den Mund; die Linke an ihren Hinterkopf gepreßt, packte er ihr Haar und hielt das Taschentuch so fest, daß ihr erster erschrockener Atemzug die Dünste zur vollen Entfaltung brachte.
    Sofort die wütende Reaktion: Ihr Ellbogen schoß rückwärts in seinen Bauch, ein Fuß stampfte auf, zerschrammte sein Schienbein, traf schmetternd auf seinen Spann. Er war es gewöhnt, daß die Beute sich wehrte, aber Herrgott, die hier schlug um sich wie eine Wildkatze. Eine Hand mit scharfen Fingernägeln zerkratzte ihm das Gesicht und verfehlte dabei um Haaresbreite sein Auge, ein Knie fuhr hoch und zielte auf seine Eier – mit knapper Not konnte er ausweichen. Dante kümmerte sich nicht um seinen eigenen Schmerz, aber keines der Luder hatte sich bis jetzt so gewehrt; manche waren so gelähmt vor Angst, wenn er sie ansprang, daß sie unter seinen Händen zerschmolzen. Dieser erste Schock der Angst, der sie durchfuhr, war ihm praktisch der liebste Teil dieser Arbeit: Er roch die Angst durch ihre Haut, er trank sie aus ihren Augen. Scheiße – die hier sah überhaupt nicht aus, als ob sie Angst hätte. In ihren Augen war nur eins: Haß. Das Biest verdarb ihm alles.
    Während des Ringkampfes gelang es ihm irgendwie, das Taschentuch an seinem Platz zu halten; er drückte es ihr auf Nase und Mund, während er sie auf Armeslänge von sich hielt und darauf wartete, daß die Droge sich durch ihren Widerstand fraß. Ihre Zähne schnappten nach ihm, ihre Stiefel schürften seine Knöchel. Sie wurde nicht schwächer, aber sie würde den Atem nicht mehr lange anhalten können. Sie versuchte, zu ihrem Bein hinunter zu greifen.
    Dann fuhren ihre Hände zu seinen Unterarmen; die Nägel bohrten sich wie Messer durch die Hand, und Blut floß. Dante biß sich auf die Zunge, um nicht aufzuheulen; dieser Schmerz drang ihm nun doch ins Bewußtsein. Sie versuchte, seine Hände von ihrem Kopf zu zerren; Gott, ein so starkes Weib hatte er noch nie erlebt, fast so stark wie er, vielleicht stärker. Sie bog ihm tatsächlich die Finger auf. Herr im Himmel, wann wirkte die Droge? Er konnte nicht riskieren, sie loszulassen, um sein Messer zu ziehen; dazu war sie zu gefährlich. Eine heiße Flüssigkeit rann ihm in sein gesundes Auge, und er konnte nur noch verschwommen sehen. Scheiße, sein eigenes Blut. Sie hatte ihm das Gesicht zerkratzt. Zum Teufel mit diesem widerspenstigen Dreckstück: Wenn er für das hier die Rechnung addiert hätte, dann würde sie höllisch bezahlen müssen.
    Da: Ihre Hände lockerten ihren Griff. Sie klapperte ein paarmal schnell mit den Lidern, und dann verdrehten sich ihre Augen nach hinten. Ein hartnäckiger Instinkt gab nicht auf, sie wehrte sich, trat und kratzte weiter, aber die Kräfte verließen sie rasch, und ihr Körper sackte zusammen. Er fing sie mit einer Hand um die Taille, hielt aber das Taschentuch zur Vorsicht weiter auf ihr Gesicht gepreßt, als er sie sanft zu Boden sinken ließ. Ihre Fäuste entspannten sich; sie erschlaffte vollends, und endlich fühlte er sich sicher genug, um das Taschentuch wegzunehmen. Sie lag ihm ausgestreckt zu Füßen. Jetzt war sie sein, still und bereit. Er kniete neben dieser Indianerin nieder und strich mit den Händen über sie hin, um zu ertasten, was sie hatte. Ein harter Bauch. Seine Daumen fuhren über ihre Brustwarzen, seine Finger glitten über ihre Brüste, ihre festen Hüften, zwischen die Beine. Das Fleisch ein bißchen dünn für seinen Geschmack, aber es würde gehen -
    Jesus, sie trug ein Messer an der Innenseite ihres Oberschenkels; das war es, wonach sie die Hand ausgestreckt hatte. Und wahrscheinlich konnte sie sogar damit umgehen.
    Also schön, das war’s – die Brautwerbung war offiziell zu Ende. Dante schlug hart mit der flachen Hand zu und mußte sich beherrschen, um ihr nicht seitlich gegen den Schädel zu treten, als sie so dalag. Seine Verletzungen waren geringfügig, aber die Stimmen waren stechend vor Empörung.
    Wolltest mit dem Messer auf uns losgehen, ja, du Biest?
    Dante wischte sich das Blut von der Stirn, roch einen Hauch von Chloroform aus dem Taschentuch und warf es ungeduldig beiseite. Diese hier wird schon noch merken, was es sie kostet, wenn sie

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