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Im Zeichen der Sechs

Im Zeichen der Sechs

Titel: Im Zeichen der Sechs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Frost
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Ihnen bei Ihrer Arbeit helfen.«
    »Was wissen Sie darüber?«
    »Wir haben Sie schon seit einer Weile im Auge, Mr. Scruggs. Und wir beobachten mit größtem Interesse die Fortschritte in Ihrer … Karriere.«
    »Ach ja?«
    »Oh ja. Wir interessieren uns sehr für die Sorte Arbeit, die Sie tun. Und ich muß Ihnen sagen, uns gefällt, was wir sehen. Es gefällt uns sehr.«
    »Und wenn Sie mir helfen, wie Sie sagen … was haben Sie davon?«
    »Das ist eine berechtigte Frage, Mr. Scruggs, und es gibt eine einfache Antwort darauf. Ich will Ihnen helfen, weil ich möchte … daß Sie mir auch helfen.«
    »Wie kann ich Ihnen helfen?«
    »Da gibt es Möglichkeiten, die Sie sich im Traum nicht vorstellen können. Mein Name ist Frederick. Warum kommen Sie nicht mit, und wir können … über alles reden.«
    In Fredericks hellen Augen war etwas Dunkles, Vielsagendes, schrecklich Heiteres. Die Stimmen meldeten sich gewichtig zu Wort: Er gefällt uns, der hier. Dante war überrascht: Ungewöhnlich, daß sie jemandem Vertrauen schenkten, den er gerade erst kennengelernt hatte. Aber widersprechen konnte er nicht. Er gefiel ihm auch.
    Doyle hatte als erster gerufen, als er sah, wie ein Mann vor ihnen einen leblosen Körper in eine Gasse schleifen wollte, und er hatte sie auch als erster erreicht.
    Lionel Stern zündete Streichhölzer an, damit er Licht hatte, und Doyle unternahm in wilder Hast Wiederbelebungsversuche an der Frau in dem einfachen Kattunkleid, während Jack und Innes den Täter verfolgten. Presto zog eine Degenklinge aus seinem Spazierstock und suchte die Umgebung ab; ganz in der Nähe fand er ein blutiges, chloroformgetränktes Taschentuch, und sie begriffen, daß sie an den starken Dämpfen beinahe zugrunde gegangen wäre. Und als er in einem benachbarten Lagerhaus die Reisetasche entdeckte, vollgestopft mit Stricken, Schneidewerkzeugen und groben chirurgischen Instrumenten, da begriffen sie mit Schaudern, wie nah die Frau davor gewesen war, ein unaussprechliches Ende zu erleiden.
    Als die beiden anderen mit leeren Händen zurückkehrten, atmete die Frau schon wieder tiefer, und ihr Puls war stabilisiert, aber sie war immer noch ohne Bewußtsein und nicht völlig außer Lebensgefahr. Doyle spürte, daß Jack sich anschickte, davor zu warnen, ihre Pläne von dieser Angelegenheit durchkreuzen zu lassen; aber ehe er etwas sagen konnte, bestand Doyle darauf, die Frau unverzüglich in ein sicheres Quartier zu bringen. Jack protestierte nicht, und Doyle begriff, daß Sparks zögerte, ihm offen zu widersprechen, nachdem er bei ihm seine Beichte abgelegt hatte: Doyle hielt jetzt eine Trumpfkarte gegen Jack in der Hand, aber er würde sie umsichtig ausspielen müssen.
    Presto hielt eine Droschke an, und wenig später betraten sie das Palmer House durch den Hintereingang, und die vier andern umringten Doyle, als dieser die Frau zu einem leeren Dienstbotenaufzug schleppte. Als sie gerade aus dem Fahrstuhl kamen und den Korridor hinunter zu Doyles Suite gingen, wollte es das Unglück, daß Major Pepperman um die Ecke bog. Der gewohnte Eifer in seiner Miene verwandelte sich in Bestürzung.
    »Dachte mir, ich schaue mal, ob Sie noch für’n Schlummertrunk zu haben sind«, verkündete er, aber rasch ging ihm die Luft aus. »Habe ein paar Zeitungsleute mitgebracht; sie warten unten in der Bar –«
    »Tut mir leid, alter Freund«, sagte Doyle und marschierte lächelnd an ihm vorbei, die leblose Frau auf dem Arm. »Ein andermal.«
    Innes schloß die Tür auf. Doyle trug sie hinein, und die andern folgten eilig, eine mindestens anrüchig aussehende Truppe: einer so dunkel wie ein Neger und gekleidet wie ein Dandy, und ein anderer mit furchterregendem Stirnrunzeln und einer Narbe, die eines Piraten würdig gewesen wäre. Die Tür schloß sich vor der Nase des entgeisterten Pepperman, der im Kopf bereits die skandalträchtige Schlagzeile formulierte (HOLMES-ERFINDER ERTAPPT IM LIEBESNEST!) und auch den persönlichen Ruin vor sich sah, der zwangsläufig folgen würde.
    Doyle hatte vom Augenblick seiner Ankunft in Amerika an etwas Unziemliches im Schilde geführt, erkannte Pepperman. Sein ausweichendes Benehmen, seine unbezwingbare Widerspenstigkeit, sein beharrlicher Wunsch nach Ungestörtheit – ja, die Hinweise waren von Anfang an vorhanden gewesen! Was trieben Doyle und diese Männer denn mit der Frau in seinem Zimmer? Der Major war kein Genie, aber er konnte immer noch zwei und zwei zusammenzählen: Der Mann war ein heimlicher

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