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Im Zeichen der Sechs

Im Zeichen der Sechs

Titel: Im Zeichen der Sechs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Frost
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vor dem Kamin in Arthurs Suite im Palmer House berichteten. Das heißt, Lionel und Presto berichteten; Jack saß abseits, stumm und unzugänglich.
    Rabbi Brachman hatte keine weitere Nachricht von Jacob Stern erhalten. Auch konnte er aus Jacobs Verhalten bei diesem Besuch keinerlei Schlüsse ziehen, die Licht auf seinen nachfolgenden Aufenthalt geworfen hätten. Er war durchaus er selbst gewesen – fröhlich, ein bißchen abwesend, mehr auf Abstraktes denn auf Physisches eingestellt. Schrecklich besorgt – wie alle Gelehrten – über den Diebstahl des Tikkunei Sohar, und Brachman hatte in dieser Hinsicht keine ermutigenden Neuigkeiten zu bieten gehabt. Die Angelegenheit war der Polizei übergeben worden, die dem Verlust eines derart seltenen Gegenstandes aber bestenfalls pflichtschuldig, wenn nicht sogar gleichgültig gegenüberstand; hätte es sich um ein Karrenpferd gehandelt oder um eine alte Kuckucksuhr, dann wären sie vielleicht tatkräftig eingeschritten, aber der Wert eines obskuren religiösen Manuskriptes, das dazu nicht einmal christlich war, schien ihnen nicht recht einzuleuchten.
    Die Tatsachen waren spärlich: Das Tikkunei Sohar war einfach verschwunden; am Abend war es noch dagewesen,
    Brachman hatte darin studiert und es dann in der Bibliothek der Synagoge in einen Schrank geschlossen, und am nächsten Morgen war es weg. Keine physischen Spuren, kein gewaltsamer Einbruch; das Schloß war sauber geöffnet worden. Durch und durch professionelle Arbeit. Sie zogen es vor, Rabbi Brachman, einen zierlichen, federleichten Mann von fünfundsiebzig Jahren, nicht mit irgendwelchen Informationen über die mögliche Beteiligung des Hanseatischen Bundes oder über die anderen verschwundenen Bücher zu belasten. Und Brachman fand es sehr tröstlich, zu hören, daß das Gerona Sohar immer noch sicher in ihrem Besitz war.
    Und eine weitere Enttäuschung: Der Rabbi konnte sich nicht an einen hochgewachsenen, zerzausten Evangelistenprediger beim Parlament der Religionen erinnern. Mehr als vierhundert Kleriker aus aller Welt hatten teilgenommen, und mehr als ein Jahr war vergangen – fast unmöglich für einen Mann seines Alters, den allmählich das Gedächtnis im Stich ließ, da noch ein Gesicht aus der Menge herauszufinden. Aber er wolle mit Vergnügen seine Unterlagen durchstöbern und sehen, was sich fände; das werde ungefähr einen Tag dauern.
    Erst als Presto wissen wollte, ob Brachman in den Tagen vor dem Diebstahl irgendwelche ungewöhnlichen Besucher empfangen habe, erfuhren sie etwas Verblüffendes. Nicht vor dem Diebstahl, sagte er, aber seltsam, daß Sie davon sprechen: Am selben Morgen habe ihn ein Sammler seltener religiöser Manuskripte besucht. Ein deutscher Geschäftsmann, ein Boy, blond, groß, gutaussehend – und er sei gekommen, um sein Mitgefühl über den Diebstahl des Tikkunei Sohar zum Ausdruck zu bringen. Und nach einigem müßigen Geplauder in diesem Zusammenhang habe der Mann erwähnt, er habe kürzlich in New York ein seltenes religiöses Buch erworben; und ob der Rabbi wohl in der Lage wäre, eine Expertise über die Echtheit des Manuskripts abzugeben, wenn er es herbrächte?
    Zwar schien der Mann eine Seele von unaufdringlicher Freundlichkeit zu sein, aber ein solider Instinkt riet dem Rabbi Brachman, den Mund zu halten: Woher wußte dieser Bursche, daß das Tikkunei Sohar gestohlen worden war? Nur wenigen außerhalb der Synagoge hatte man es gesagt, und es war nicht bekannt gemacht worden.
    Nein, er bedaure, aber sein Augenlicht lasse ihn im Stich, sagte Brachman. In einer Sache, die eine derart rigorose Untersuchung erforderte, könne er unmöglich noch irgendeine Hilfe sein. Er habe wohl einen Freund, der vielleicht dienen könne, aber der Mann sei zur Zeit verreist. Sie unterhielten sich noch ein bißchen, und dann verabschiedete sich der Mann und ließ Brachman seine Karte da; wenn der Freund zurückkäme, ob der Rabbi dann so gut sein könnte, es ihn wissen zu lassen?
    Und Presto zauberte ein identisches Exemplar der Visitenkarte hervor, die er ihnen schon in New York gezeigt hatte: Frederick Schwarzkirk, der Sammler aus Chicago, der schon einmal Prestos Weg gekreuzt hatte.
    Die List mit dem Buch Sohar habe gewirkt, meinte Doyle; der Mann habe das falsche Buch, aber er habe auch Verdacht geschöpft. Wenn die Informationen auf der Visitenkarte stimmten, dann konnte man Mr. Schwarzkirks Büro vom Palmer House aus zu Fuß erreichen. Das wäre also ihre nächste Station. Eine

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