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Im Zeichen der Sechs

Im Zeichen der Sechs

Titel: Im Zeichen der Sechs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Frost
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doch beipflichten; jawohl, sie hatte großes Glück gehabt.
    »Wenn ich unter den Umständen danach fragen darf: Was haben Sie heute abend allein dort draußen gemacht?« wollte Doyle wissen.
    »Ich habe auf Leute gewartet. Aber sie kamen nicht. In meiner Enttäuschung habe ich nicht aufgepaßt. Deshalb hat er mich erwischt.«
    »Auf wen haben Sie denn gewartet?« fragte Doyle.
    Sie schaute zwischen Jack und Presto hin und her. »Ich glaube, auf diese beiden Gentlemen.«
    Die beiden schien diese Bombe nicht aus der Fassung zu bringen, aber Doyle, Stern und Innes erschraken.
    »Das glauben Sie?« fragte Doyle. »Auf welcher Grundlage–«
    »Lassen Sie sie sprechen«, unterbrach ihn Jack.
    Die Allein Geht wartete. Ja, sie konnte es ihnen gefahrlos sagen.
    »Ich habe Sie in einem Traum gesehen«, sagte sie und sah Jack an.
    »Na, gute Nacht«, flüsterte Innes.
    »Sie wissen, daß ich die Wahrheit sage. Sie wissen es beide«, ergänzte sie ruhig und schaute auch Presto an. »Sie kennen den Traum.«
    Jack und Presto musterten einander wachsam.
    »Erzählen Sie ihn uns.« Presto stellte sie auf die Probe.
    »Ein dunkler Turm, in der Wüste. Tunnel unter der Erde. Ein unterirdischer Altar oder ein Tempel. Sechs Gestalten versammeln sich. Ich bin da. Und Sie beide auch.«
    »Ja«, sagte Jack.
    »Ein schwarzer Teufel erhebt sich aus der Erde, ein Mann. Und er sieht ein wenig aus wie Sie.« Sie deutete mit dem Kopf zu Jack.
    »Also schön. Einen Scotch für mich«, sagte Doyle und ging zur Bar.
    »Ich nehme auch einen«, sagte Lionel Stern.
    »Für mich einen Doppelten«, sagte Innes, als Doyle sich ans Einschenken machte.
    »Sie haben auch diesen Traum gehabt«, fuhr die Frau fort. »Sie haben den Turm gesehen.«
    Presto und Jack nickten.
    »Es hat vor drei Monaten angefangen«, sagte sie. »Erst selten; jetzt kommt er fast jede Nacht.«
    Jack nickte. Doyle beobachtete ihn von der anderen Seite des Zimmers. Ein Feuer brannte wieder in seinen Augen, fiebrig und verstört zwar, aber immerhin ein Lebenszeichen.
    »Zwei- oder dreimal die Woche«, sagte Presto. »Jedesmal wache ich in kaltem Schweiß gebadet auf.«
    »Wissen Sie, was er bedeutet?« fragte Jack.
    »Nein.« Sie zögerte – warum sollte sie ihnen mit ihrer Deutung angst machen?
    Vom Whiskey gekräftigt kam Doyle zurück; er zog Jacobs Zeichnung aus der Tasche, faltete sie auseinander und hielt sie ihr entgegen. »Der Turm in Ihrem Traum – hat er irgendwelche Ähnlichkeit damit?«
    »Ja. Es ist derselbe.«
    Doyle sah Lionel Stern an, der sein Glas leertrank und sich mit zitternden Händen nachschenkte.
    »Er sieht auch aus wie der, den sie hier in der Stadt haben«, sagte sie.
    »Der Turm ist hier? In Chicago?« fragte Doyle.
    »Nein. Der im Traum ist wie dieser hier, aber größer, aus schwarzem Stein.«
    »Von welchem Turm reden Sie?«
    »Sie nennen ihn den Water Tower. Dort habe ich auf Sie gewartet. Das war es, was der Traum mir befohlen hat.«
    »Der Traum hat Ihnen befohlen, auf uns zu warten?« wiederholte Presto.
    Sie nickte feierlich.
    »Können Sie uns hinbringen?« drängte Jack.
    »Ja. Es ist nicht weit von der Stelle, wo Sie mich gefunden haben; Sie hätten mich dort getroffen, wenn ich nur ein bißchen länger gewartet hätte.«
    »Gehen wir«, sagte Jack und war schon unterwegs zur Tür.
    »Miß Williams, Sie haben sehr viel durchgemacht«, wandte Doyle ein. »Ich rate Ihnen nachdrücklich, sich auszuruhen, bevor –«
     
    »Nein«, unterbrach sie ihn mit enormer Autorität und stand auf.
    Auf dem Weg zum Droschkenstand marschierte das merkwürdige Sextett an der Bar im Foyer des Palmer House vorbei. Major Pepperman saß an einem Tisch bei der Tür und flößte zwei Reportern aus Milwaukee auf dem Wege der Zwangsernährung Geschichten über Dr. Arthur Conan Doyles männliche Erscheinung ein.
    »Sagen Sie, ist er das nicht da vorn?« fragte einer der beiden Reporter, der einen kurzen Blick auf den Mann erhascht hatte, der dort eben das Hotel verließ.
    »Kann nicht sein«, sagte Pepperman hastig. »Doyle schläft schon seit Stunden.«
    »Ich glaube, er war es doch«, sagte der Reporter.
    »Unmöglich«, sagte Pepperman und lächelte mit zusammengebissenen Zähnen.
    Als die beiden Droschken vor dem Water Tower angehalten hatten, bat Doyle die Fahrer, zu warten, während sie ausstiegen und sich umschauten. Von dramatisch angeordneten Gaslaternen grell beleuchtet, sah der Tower aus wie ein Märchenschloß, das sich aus der Dunkelheit erhob. Jack und

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