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Im Zeichen der Sechs

Im Zeichen der Sechs

Titel: Im Zeichen der Sechs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Frost
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Ihnen heute noch einmal zu beweisen. Sie erscheinen aus dem Nichts wie ein Gespenst mit Ihrer Heimlichtuerei und Ihren mysteriösen Verbindungen und haben seit zehn Jahren kein einziges Wort von sich hören lassen – und Sie haben recht, Jack, ich habe es in der Welt zu etwas gebracht, und ich bringe sehr viel weniger Geduld für Halbwahrheiten und spitzfindige Ausflüchte auf, zumal wenn meine persönliche Sicherheit auf dem Spiel steht. Entweder sagen Sie geradeheraus, was Sie hier treiben, oder Sie können von mir aus zum Teufel gehen.«
    Schwer lastete das Schweigen zwischen ihnen. Keiner von beiden wich einen Zollbreit zurück.
    »Also, wenn Sie ›sie‹ sagen«, fragte Doyle, »wen meinen Sie da genau?«
    Sparks starrte ihn an, ohne mit der Wimper zu zucken und scheinbar ungerührt; sein leidenschaftsloser Blick ließ nicht erkennen, daß er eine Entscheidung traf, aber er zog ein Stück Papier aus der Tasche und reichte es Doyle.
    Die Lithographie eines geflochtenen Wappens, ein durchbrochener schwarzer Kreis auf einem weißen Feld, von drei gezackten roten Linien wie von Blitzen durchkreuzt.
    »Diese Zeichnung habe ich schon einmal gesehen«, sagte Doyle; er zog seine eigene Skizze aus der Tasche und gab sie Sparks. »Über der Fußleiste an Seligs Kabinenwand gekritzelt. Ich glaube, er hatte sie am Arm eines seiner Mörder gesehen – eine Narbe oder eine Tätowierung – und hat sie selbst dort hingestrichelt, bevor er starb.«
    »Wissen Sie, was es bedeutet?«
    »Keinen Schimmer. Sie?«
    »Jahrhundertelang diente etwas Ähnliches als Siegel des Hanseatischen Bundes.«
    Doyle durchwühlte seine Schulerinnerungen. »Der Hanseatische Bund war ein Verband deutscher Kaufleute. Im Mittelalter. Gegründet zum Schutz ihrer Städte und Handelsrechte mangels einer Zentralregierung.«
    »Ihr Einfluß erreichte schließlich jeden Hof in Europa. Sie hielten sich ein Söldnerheer und führten Kriege zur Durchsetzung ihrer Autorität. Die Stadt Lübeck, die heute in Deutschland liegt, war der Sitz ihrer Macht, die ihren Höhepunkt im vierzehnten Jahrhundert erreichte, als sie so stark waren wie nur irgendein Herrscher.«
    »Aber schließlich wurden sie besiegt.«
    »Zu Beginn des achtzehnten Jahrhunderts war die Hanse praktisch verschwunden, obgleich Lübeck, Hamburg und Bremen sich heute noch als Hansestädte bezeichnen.«
    »Und weshalb soll deren Siegel inmitten dieser Angelegenheit auftauchen?«
    »Seit zweihundert Jahren kursieren hartnäckige Gerüchte, die Hanse sei nicht mit der Konsolidierung des deutschen Reiches ausgestorben, wie man ursprünglich angenommen hat. Die Hanse habe in Gestalt einer Geheimgesellschaft überlebt, und ihre Mittel und Ziele seien unverändert erhalten.«
    »Und wer soll dafür verantwortlich gewesen sein?« »Anfänglich die Kaufleute selbst. Nachdem die Hanse sich aufgelöst hatte, brauchten sie immer noch Schutz für ihre Schiffe und Karawanen; also bildeten sie eine Miliz, eine private Polizeitruppe. Da es ihnen an den für diese Arbeit nötigen erfahrenen Leuten fehlte, fingen sie an, Kriminelle und Diebe aus den Hafenstädten der ganzen Welt zu rekrutieren und sie rigoros auszubilden. Sie machten sie zu Experten für Waffen, Munition und Tötungstechniken. Im Laufe der Jahre fing diese Schurkentruppe an, ihre Arbeitgeber auszunehmen, und ergriff schließlich selbst die Macht über die ganze Organisation. Und in dieser Renegatengestalt hat die Hanse bis zum heutigen Tag überlebt. Ihr Hauptquartier ist in Osteuropa.«
    »Eine internationale Gilde von Dieben«, sagte Doyle.
    »Schmuggler. Piraten. Hehler. Sie stehlen für sich selbst oder im Auftrag anderer.«
    »Und Sie haben den Verdacht, daß sie vor unserer Abreise die Vulgata in Oxford gestohlen haben.«
    »Ja.«
    »Und Sie glauben, dieselben Leute oder Elemente ihrer Organisation sind auch hinter dem Buch Sohar her.«
    »Ja.«
    »Aber die Frage ist, für wen sie arbeiten oder warum …«
    Jack schüttelte den Kopf.
    »Jemand in Amerika«, sagte Doyle.
    »Ja.«
    »Die Vulgata dürfte dann auch hierher transportiert worden sein. Auf einem früheren Schiff.«
    »Richtig.«
    »Aber wir wissen nicht, wohin.«
    Jack schüttelte wieder den Kopf.
    Doyle spürte mit Genugtuung, wie die Zahnräder ihres Denkens in vertrauter Weise ineinandergriffen. Das hatte schon mehr Ähnlichkeit mit dem alten Sparks, wie sie auf der Jagd nach einer verborgenen Wahrheit nun beide abwechselnd einander vorauseilten.
    »Dann müssen wir die Diebe zu

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