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Im Zeichen der Sechs

Im Zeichen der Sechs

Titel: Im Zeichen der Sechs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Frost
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Bemerkung angedeutet, daß Sie noch am Leben sein könnten …«
    Wieso erzählte er ihm, was er längst wissen mußte? Doyle erkannte, daß er das zwingende Bedürfnis hatte, diese Kluft des Schweigens zwischen ihnen mit Worten aufzufüllen und sie irgendwie zu überbrücken, einen Weg zurück zu finden, dorthin, wo er ihn gekannt hatte.
    »Von Zeit zu Zeit spricht sie mich an. Fragt in dieser oder jener Angelegenheit nach meiner Meinung. Ich habe nie jemandem von unserer Beziehung erzählt, auf ihren Wunsch hin. Aber ich halte mich weiter zu ihrer Verfügung. Ist das mindeste, was ich tun kann.«
    Sparks wandte Doyle weiter den Rücken zu und ließ keinerlei Reaktion erkennen.
    »Und Larry arbeitet für mich, seit fünf Jahren inzwischen. Er ist ein vorzüglicher Sekretär. Unentbehrlich. Sie wären stolz auf ihn, Jack. Das alles verdankt er Ihnen – daß er das Verbrecherleben hinter sich gelassen hat. Ich weiß, wie sehr er sich freuen würde, Sie wiederzusehen.«
    Jack wies diese Möglichkeit mit einem Kopfschütteln zurück. Wieder mußte Doyle seinen Zorn im Zaum halten.
    »Aber Sie arbeiten offenbar immer noch für die Krone«, stellte er fest.
    Endlich antwortete Sparks; er sprach langsam, beinahe körperlos. »Vor drei Jahren … fand ich mich vor der britischen Botschaft in Washington wieder. War seit … einer Weile in Amerika. Ließ sie ein Telegramm schicken. Verschlüsselte Nachricht, die nur von mir stammen konnte. Gelangte durch gewisse Kanäle zu … höchster Ebene. Antwort: Geben Sie diesem Mann alles, was er braucht. Starrten mich an wie eine neue Spezies vom Meeresgrund.«
    Wieso war er so eisig und verschlossen? Obwohl Doyle seinen ganzen beobachterischen Scharfsinn aufwandte, konnte er den Schleier der Schweigsamkeit nicht durchdringen. Vielleicht würde emotionale Geradlinigkeit eher helfen.
    »Sie waren nie weit außerhalb meiner Gedanken, Jack. Nach dem, was Larry mir erzählt hatte, glaubte ich Sie für uns verloren. Sie haben nie erfahren, wieviel Sie mir bedeuteten, wie sehr die Bekanntschaft mit Ihnen mein Leben zum Besseren verändert hat. Ich dachte mir, wenn auch nur die geringste Chance bestände, daß Sie überlebt haben könnten, dann hätten Sie sicher einen Weg gefunden, es mich wissen zu lassen.«
    »Sie hätten es nie erfahren«, sagte Sparks scharf. »Nicht von mir.«
    »Warum nicht?«
    »Die Umstände. Unselig, aber unvermeidlich. Besser, Sie hätten mich nie wiedergesehen.«
    »Warum, Jack?«
    Sparks drehte sich erbost um. Die glasigen Narben in seinem Gesicht stachen kraß von der bleichen Haut ab.
    »Ich bin nicht der Mann, den Sie kannten. Schlagen Sie sich das aus dem Kopf. Reden Sie mit mir nie wieder von ihm.«
    »Ich muß doch wissen, was Ihnen zugestoßen ist –«
    »Setzen Sie einen Grabstein auf diese Erinnerung. Ziehen Sie weiter. Wenn Sie das nicht können, gibt es für uns keine Möglichkeit, fortzufahren: Ich werde gehen, und Sie werden mich nie wiedersehen.«
    Doyle hatte Mühe, sich seine Frustration nicht anmerken zu lassen. »Wenn es nicht anders geht …«
    Sparks nickte, einstweilen zufriedengestellt. »Habe Sie auf dem Schiff gesehen und gehofft, Sie würden nicht mit hineingezogen werden. Besteht immer noch eine Chance, es zu vermeiden –«
    »Warum sollte ich es jetzt vermeiden, wenn ich es vorher nicht getan habe?«
    »Sie sind jetzt ein Mann in angesehener Stellung. Sie haben einen Platz in dieser Welt. Eine Familie. Um so mehr zu verlieren.«
    »In was genau könnte ich denn hineingezogen werden? Und wie sollte irgend jemand herausfinden, welche Rolle ich dabei gespielt habe?«
    »Der vierte Mann ist entkommen, als wir im Hafen waren.«
    »Das kommt mir unwahrscheinlich vor.«
    »Niemand hat ihn gefunden.«
    »Vielleicht ist er über Bord gesprungen wie der andere?«
    »Er war der letzte Überlebende; seine Hauptverantwortung wäre es gewesen, am Leben zu bleiben –«
    »– und denen Bericht zu erstatten, die ihn engagiert hatten.«
    Jack nickte. »Dieser vierte Mann wird ihnen erzählen, daß Sie in die Sache verwickelt waren.«
    Doyles Zorn flammte erneut auf. »Sie wollen also andeuten, daß ich jetzt in Gefahr bin.«
    »In größerer Gefahr, als Sie ahnen.«
    »Dann hören Sie um Gottes willen auf, in Rätseln zu sprechen, und geben Sie mir eine klare Antwort. Ich habe jetzt die Nase voll von diesem Zeug – ich hätte fast ein dutzendmal ums Leben kommen können, als ich Ihnen vor zehn Jahren nachlief, und ich bin nicht verpflichtet, mich

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