Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Zeichen der Sechs

Im Zeichen der Sechs

Titel: Im Zeichen der Sechs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Frost
Vom Netzwerk:
verfassen, die er und seine Komplizen begangen hatten, und regelmäßig zwang Ding-Dong die Dusters, Rezitationen seiner Werke über sich ergehen zu lassen, wobei sich darüber streiten läßt, ob dieser Akt nicht von größerer Grausamkeit war als die Verbrechen, die er damit unsterblich machte.
    An diesem Tag nun hatte Ding-Dong einen Auftrag von einem gutaussehenden Deutschen erhalten – dies hatte Dunham, clever wie er war, am teutonischen Akzent des Mannes erkannt. Der Mann hatte gesagt, er sei eben von Bord gekommen, habe in New York keinerlei Verbindungen, auf die er sich verlassen könne, und brauche jemanden, der ein Auge auf ein spezielles Büro im dritten Stock eines Hauses am St. Mark’s Place hatte, unweit des Kerngebietes der Dusters. Sollten in diesem Büro Leute auftauchen, hätten die Ding-Dong Boys sie in Gewahrsam zu nehmen und in ihr Hauptquartier zu schaffen, damit der Kraut sie dort persönlich verhören konnte.
    Zwar hatte der große blonde Typ Dunham gegenüber nichts von einem alten heiligen Buch erwähnt und ihm auch nicht verraten, wessen Büro sie da eigentlich bewachten, aber der Mann hatte die Hälfte ihres Honorars in massiv goldenen Krügerrands bezahlt, was sehr dazu beitrug, Ding-Dongs müßige Neugier hinsichtlich der Absichten dieses Brezelbiegers zum Schweigen zu bringen.
    Doch die subtile Bedeutung des Auftrags, jemanden festzunehmen und zur Vernehmung abzuliefern, war an die dreißig Duster, die jetzt die Treppe hinaufstürmten, glatt verschwendet. Die meisten waren high von Kokain – ›Dust‹ – und dem billigen Rotwein der Spaghettifresser. Bewaffnet mit ihren Knüppeln, Messern und Totschlägern hatten diese psychotischen Bestien keineswegs die Absicht, von ihrem Standardverfahren abzuweichen: jedem, der ihnen in die Quere kam, die Seele aus dem Leib zu prügeln und, wenn es einer überlebte, seine Überreste zu Ding-Dong zu schleifen, damit er ihm den Garaus machte.
    Als Stern die andern auf das Dach über dem fünften Stock hinausgeleitete, hörten sie, wie die Dusters unten in die Büroräume einbrachen, die Einrichtung verwüsteten, die Fenster zerschlugen und wie die Berserker alles zerstörten, was ihnen im Wege stand. Stern schloß die Luke hinter ihnen ab, eine Maßnahme, die ihnen vielleicht zwei Sekunden Zeitgewinn verschaffen würde, und führte sie über das Dach in Richtung Norden.
    Jack reichte Doyle das falsche Sohar, winkte sie weiter und blieb zurück. Er kniete neben der verschlossenen Tür nieder und zog irgend etwas aus einer der zahlreichen Innentaschen seines Mantels hervor. Als die anderen über eine kurze Leiter auf das Nachbardach hinunterkletterten, hatte er sie wieder eingeholt, und im selben Augenblick brachen die ersten Dusters hinter ihnen durch die Tür.
    Die Explosion, die sie damit auslösten, war kein Donnerknall, sondern eher ein lautes, bühnenhaftes Zischen, aber die Flammen waren weißglühend und der Rauch war durchsetzt von Pfeffer und Salpeter. Die ersten beiden Dusters gingen zu Boden, verbrannt und betäubt von der Detonation, ein dritter, in Flammen stehend und viel zu zuge-kokst, um für rationale Gedanken noch erreichbar zu sein, sprang vom Dach. Den drei nächsten schlug die volle Wucht des Gases ins Gesicht. Würgend und geblendet fielen sie auf die Knie und schrien Zeter und Mordio. Die zehn Schläger auf der Treppe hinter ihnen begriffen; sie zogen sich die Halstücher übers Gesicht, hielten den Atem an und spurteten durch den Rauch hindurch, wobei sie Befehle ins Treppenhaus hinunterbrüllten wie: Schickt die anderen runter auf die Straße – wir übernehmen das Dach!
    Jack sprang von der Leiter und lief zu den Doyles, während Stern sich durch ein Labyrinth von Wäscheleinen, Pflanzkästen, Taubenschlägen und Abzugsrohren seinen Weg suchte. Etwa dreißig Sekunden nach ihnen waren auch die zehn Dusters bei der Leiter angekommen und sprangen herunter. Zum Dach des nächsten Hauses mußten sie zwölf Sprossen hinaufklettern. Jack übernahm die Nachhut; oben angekommen machte er halt und opferte die Hälfte ihres Vorsprungs, um etwas, das er einer Phiole entnahm, fest an die Querstreben zu kleben. Bis er eine kurze Zündschnur in die lehmartige Substanz gedrückt und ein Streichholz angezündet hatte, waren die Dusters an der untersten Sprosse angekommen. Er wich einem fliegenden Messer aus, und Doyle und Innes trieben die Gangster kurzfristig mit einem Sperrfeuer von Ziegelsteinen, die sie aus einer Stützmauer

Weitere Kostenlose Bücher