Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Zeichen der Wikinger

Im Zeichen der Wikinger

Titel: Im Zeichen der Wikinger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
Vom Netzwerk:
Höhenruder überhaupt nicht mehr ansprachen. Lediglich die Querruder funktionierten noch normal. Offenbar hatte eine Kugel die Seilzüge oder die Verankerung der Steuerseile getroffen, die unter der Außenhaut vom Cockpit zu den Rudern verliefen.
    »Stimmt was nicht?«, fragte Mary.
    »Der letzte Feuerstoß hat unsere Höhenruder erwischt. Ich kann sie nicht mehr hochziehen.«
    Der Angriff der Fokker war fast wie aus dem Lehrbuch gewesen, doch die rundum aufragenden Gebäude hatten den Piloten irritiert, sodass er über die Tri-Motor hinwegschoss, ehe ihr seine MGs Tod und Verderben bringen konnten. Er riss die Maschine steil nach oben, flog eine Immelmann-Rolle, eine hochgezogene Kehrtwende, und kam in entgegengesetzter Richtung zurück. Doch Pitt erkannte sofort, dass sein Gegner zu keinem Frontalangriff ansetzte. Er wollte sich wieder zurückfallen lassen und ans Heck der Tri-Motor hängen.
    »Können Sie ihn im Auge behalten?«, fragte Pitt Mary.
    »Nicht, wenn er unmittelbar unter uns ist«, erwiderte sie ruhig. Sie löste ihren Sitzgurt, damit sie sich umdrehen konnte.
    »Ich beuge mich raus, soweit ich kann, und achte auf unseren Schwanz.«
    »Braves Mädchen.«
    Kelly tauchte unter der Tür auf. »Die Kinder sind unglaublich. Die nehmen die Sache völlig gelassen.«
    »Weil sie nicht wissen, dass unsere Uhr fast abgelaufen ist.«
    Pitt warf einen Blick nach unten. Seiner Schätzung nach flogen sie durch Greenwich Village, dann über den Union Square Park hinweg und näherten sich dem Times Square. Das Theaterviertel musste seines Wissens nach nur einen Straßenzug weiter links liegen. Die Lichter der großen Reklameschilder huschten vorüber, als er über die Statue von George M. Cohan hinwegflog. Er versuchte, die Maschine höher zu ziehen, um sie aus der Innenstadt zu steuern, doch die Höhenruder reagierten nicht auf den Steuerknüppel. Im Augenblick konnte Pitt lediglich die Höhe beibehalten und geradeaus fliegen. Solange der Broadway leicht schräg gen Westen führte, kam er einigermaßen zurecht, aber er wusste, dass er spätestens bei dem Knick in Höhe der 48th Street, unweit der Paramount Plaza, in Schwierigkeiten geraten würde. Die Höhenruder sprachen überhaupt nicht mehr an, und die Fußpedale musste er mit aller Kraft treten, damit das Seitenruder wenigstens ein bisschen reagierte.
    Nur mehr die Querruder standen ihm zur Verfügung, und wenn er sich dabei verschätzte und das Rad eine Idee zu stark einschlug, krachte die Maschine in eines der Gebäude. Daher musste er die Tri-Motor wohl oder übel ausschließlich mit Hilfe der Gashebel auf geradem Kurs halten.
    Pitts Lippen waren staubtrocken, während ihm gleichzeitig der Schweiß übers Gesicht lief. Die Wände der Gebäude kamen ihm so nahe vor, dass er meinte, durch die Fenster greifen zu können. Die Straße vor ihm wirkte endlos und schien immer schmäler und enger zu werden. Die Menschen auf den Gehsteigen und den Straßenkreuzungen blieben wie vom Donner gerührt stehen, als sie von weitem den Ohren betäubenden Lärm hörten und dann die Tri-Motor sahen, die etwa in Höhe des zehnten Stockwerks den Broadway entlangflog. Die Büroangestellten erstarrten förmlich, als sie aus den Fenstern auf die Maschine hinabblickten, trauten ihren Augen kaum und erwarteten, dass sie jeden Moment abstürzte.
    Pitt versuchte unterdessen verzweifelt, die Schnauze hochzuziehen, doch die Maschine wollte einfach nicht reagieren. Er nahm das Gas weg, bis er mit nur mehr knapp einhundertundzehn Stundenkilometer flog – noch zehn Sachen weniger, und die Tri-Motor schmierte ab. Der Pilot der roten Fokker war ein ausgezeichneter Flieger und stellte sich so geschickt an wie ein Fuchs, der die Gans beschleicht. Pitt war ihm ebenbürtig, was fliegerisches Können, Geduld und Durchhaltevermögen anging, doch diese Auseinandersetzung verlangte ihm allen Mut und seinen ganzen Trotz ab. Denn er kämpfte nicht nur um sein Leben, sondern auch um das der beiden Frauen und der fünfzehn behinderten Kinder an Bord, von den vielen Menschen ganz zu schweigen, die womöglich umkamen, wenn die Tri-Motor auf die belebte Straße stürzte und mitten in der Stadt explodierte.
    Die Kinder hinter ihm bekamen es allmählich mit der Angst zu tun, als sie sahen, wie dicht die Gebäude an den Fenstern vorbeihuschten. Trotzdem sangen sie immer weiter, von Kelly gedrängt, die zu erschrocken war, um hinaus auf die zum Greifen nahen Glasfronten und die fassungslosen Mienen der

Weitere Kostenlose Bücher