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Im Zeichen der Wikinger

Im Zeichen der Wikinger

Titel: Im Zeichen der Wikinger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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wehenden weißen Seidenschal um den Hals geschlungen. Die alte Fokker war so nah, dass Pitt die blitzenden Zähne des Piloten sehen konnte, als er den Mund zu einem breiten, fast boshaften Lächeln verzog. Er wollte gerade zurückwinken, als die Maschine plötzlich abscherte.
    Pitt sah, wie sie einen Looping drehte und dann unverhofft von links vorn auf die Ford Tri-Motor zuhielt.
    »Was treibt dieser Spinner da?«, fragte Mary. »Der kann doch über der Stadt keine Kunstflugmanöver vollführen.«
    Das Mündungsfeuer, das wie Laserblitze aus den beiden Spandau-Maschinengewehren schlug, beantwortete ihre Frage.
    Im ersten Moment meinte Mary, es wäre nur ein Scheinangriff, eine Showeinlage. Doch dann zersplitterte die Windschutzscheibe, ein Schwall heißes Öl spritzte ins Cockpit und eine Qualmwolke quoll aus dem Frontmotor.
24
    Pitt ahnte die Gefahr, bevor die ersten Kugeln einschlugen. Er legte die Maschine quer und zog sie steil herum, bis er die Fokker unter sich sah, bevor sie abdrehte und zum nächsten Angriff ansetzte. Er schob die Gashebel bis zum Anschlag nach vorn, ohne dass er sich allzu viel davon versprach. Mit allen drei Motoren hätte er die Fokker mitsamt ihrem durchgeknallten Piloten abhängen können. Immerhin war die Tri-Motor bei Höchstgeschwindigkeit über fünfzig Stundenkilometer schneller als die alte Jagdmaschine. Aber nun, da ein Motor ausgefallen war, konnte ihn die wendige Fokker jederzeit ausmanövrieren.
    Dichter Rauch quoll inzwischen aus den Auspuffstutzen des Frontmotors, der jeden Moment Feuer fangen konnte. Pitt griff nach unten, drehte den Benzinhahn ab, schaltete dann die Zündung aus und sah, wie der Propeller waagrecht stehen blieb.
    Marys Gesicht war vor Fassungslosigkeit rot angelaufen.
    »Der schießt auf uns!«, japste sie.
    »Fragen Sie mich bloß nicht, warum«, sagte Pitt.
    Kelly tauchte unter der Tür zum Cockpit auf. »Wieso kurven Sie wie wild herum?«, herrschte sie ihn wütend an. »Sie erschrecken die Kinder.« Dann spürte sie den Fahrtwind, der durch das Cockpit pfiff, bemerkte den qualmenden Motor und die zersplitterte Windschutzscheibe. »Was ist passiert?«
    »Wir werden von einem Irren angegriffen.«
    »Er schießt mit scharfer Munition auf uns!«, rief Mary, die mit der Hand das Gesicht vor dem Fahrtwind abschirmte.
    »Aber wir haben Kinder an Bord«, erwiderte Kelly.
    »Das weiß er, aber anscheinend ist es ihm egal. Gehen Sie zurück, und beruhigen Sie die Kids. Sehen Sie zu, dass sie das Ganze für ein Spiel halten. Singen Sie irgendwas mit ihnen.
    Machen Sie meinetwegen, was Sie wollen, aber sorgen Sie dafür, dass sie beschäftigt sind, und spielen Sie die Sache runter.« Er wandte sich kurz zu Mary um und nickte ihr aufmunternd zu. »Klemmen Sie sich ans Funkgerät, und geben Sie einen Notruf durch. Sobald sich jemand meldet, egal wer, erklären Sie ihm, was los ist.«
    »Kann uns denn jemand helfen?«
    »Nicht rechtzeitig.«
    »Was haben Sie vor?«
    Pitt sah, wie der rote Fokker-Dreidecker zum nächsten Angriff auf die Tri-Motor ansetzte. »Zusehen, dass wir alle am Leben bleiben.« Kelly und Mary musterten Pitt einen Moment lang, wunderten sich, wie ruhig und ungerührt er wirkte, bis sie seinen grimmig entschlossenen Blick sahen. Mary griff zum Funkgerät und gab ihren Notruf durch, und Kelly ging wieder nach hinten zu den Kindern.
    Pitt suchte unterdessen den Himmel ab, hielt Ausschau nach einer Wolke, in die er eintauchen und die Fokker vielleicht abschütteln könnte. Doch die wenigen weißen Fetzen, die am Himmel dahintrieben, waren etliche Meilen weit weg und viel zu hoch für die Tri-Motor. Ohne Wolken kein Versteck, ohne Versteck kein Entrinnen, dachte Pitt. Die alte Transportmaschine war so wehrlos wie ein Lamm, das auf der Weide von einem Wolf angefallen wird. Warum hatte es dieser Pilot, mit dem er vorhin noch gesprochen hatte, auf sie abgesehen?
    Tausend Fragen gingen ihm durch den Kopf, doch ihm fiel keine einzige Antwort dazu ein.
    Pitt überlegte kurz, ob er eine Notwasserung auf dem East River versuchen sollte. Wenn er die Landung so hinbekam, dass niemand verletzt wurde, die Maschine halbwegs heil blieb und sich so lange über Wasser hielt, bis alle ausgestiegen waren – er verwarf den Gedanken sofort wieder. Die Gefahr, dass die Tri-Motor mit ihrem starren Fahrwerk beim Auftreffen auf dem Wasser zu Bruch ging, war einfach zu groß. Außerdem traute er diesem Wahnsinnigen, der die Fokker steuerte, durchaus zu, dass er die hilflosen

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