Im Zeichen der Wikinger
Die blauen, mit einem Mittelstück aus strapazierfähigem weißem Material verstärkten Glaswände hielten Windgeschwindigkeiten von bis zu dreihundert Stundenkilometern stand. In den vierzig unteren Stockwerken des Gebäudes waren die Büros der Reederei untergebracht, während sich in den oberen fünfzig Stockwerken ein Hotel befand, in dem die Passagiere untergebracht wurden, bevor sie sich an Bord der Kreuzfahrtschiffe begaben.
Giordino stieß in einen Tunnel, der unter Wasser zu der Insel führte, auf der das gewaltige Bauwerk stand. Nachdem sie einem Parkwächter den Wagen überlassen hatten, stiegen sie in einen der Aufzüge an der Außenseite und fuhren drei Stockwerke hinauf zum Foyer, einem Lichthof, der auf allen Seiten von gut zweihundert Meter hoch aufragenden Wänden umgeben war. Die Sekretärin des Vorstandsvorsitzenden der Blue Seas Cruise Lines erwartete sie und brachte sie mit einem der Geschäftsleitung vorbehaltenen Fahrstuhl in die Chefetage im vierzigsten Stockwerk. Warren Lasch, der Präsident der Reederei, kam hinter seinem Schreibtisch hervor und begrüßte sie.
Nachdem Rudi Gunn sie vorgestellt hatte, nahmen alle Platz.
»Nun denn.« Lasch, ein hoch aufgeschossener, leicht korpulenter Mann mit ergrauendem Haar, sah aus, als hätte er auf dem College Football gespielt. Er hatte dunkle, kaffeebraune Augen, mit denen er abwechselnd zwischen Pitt, Kelly, Giordino und Gunn hin und her blickte. »Worum geht es denn überhaupt? Admiral Sandecker klang am Telefon sehr entschieden, als er darauf drängte, dass wir das Auslaufen der
Golden Marlin
verschieben sollten.«
»Es steht zu befürchten, dass das Schiff das gleiche Schicksal erleidet wie die
Emerald Dolphin
«, erwiderte Gunn.
»Bislang liegt mir noch kein Bericht vor, in dem steht, dass es sich um etwas anderes als einen Unglücksfall gehandelt hat«, sagte Lasch mit zweifelnder Miene. »Ich halte es für unmöglich, dass es zu einer weiteren Katastrophe kommt.«
Pitt beugte sich ein Stück vor. »Ich kann Ihnen versichern, Sir, dass die NUMA Spuren gefunden hat, die darauf hindeuten, dass das Feuer vorsätzlich gelegt wurde. Zudem haben wir eindeutige Erkenntnisse, dass das Schiff mit Hilfe von Sprengstoff versenkt wurde, als es abgeschleppt wurde.«
»Das höre ich zum ersten Mal.« Lasch klang plötzlich ungehalten. »Die Versicherungsgesellschaft hat bislang weder mir noch einem meiner Kollegen in der Geschäftsleitung mitgeteilt, dass der Brand vorsätzlich gelegt wurde. Man hat uns lediglich erklärt, dass aus irgendeinem Grund sämtliche Alarm- und Löschanlagen ausgefallen sind. Die Blue Seas wird selbstverständlich Klage gegen die Unternehmen führen, die diese Anlagen hergestellt haben.«
»Das dürfte schwierig werden, wenn sich nachweisen lässt, dass die Löschanlagen mit Absicht unbrauchbar gemacht wurden.«
»So eine Märchengeschichte nehme ich Ihnen nie und nimmer ab.«
»Glauben Sie mir«, betonte Pitt, »das ist kein Märchen.«
»Aus welchem Grund sollte denn jemand die
Emerald Dolphin
zerstören und Tausende von Menschen in Lebensgefahr bringen?«
»Wir glauben, dass es darum ging, Dr. Elmore Egans magnetohydrodynamische Maschinen zu ruinieren«, erklärte Giordino.
»Warum sollte jemand die großartigste Antriebstechnologie des neuen Jahrhunderts zerstören wollen?«, fragte Lasch sichtlich verdutzt.
»Um die Konkurrenz auszuschalten.«
»Offen gesagt, meine Herren« – er warf einen Blick zu Kelly und lächelte –, »und meine Dame, finde ich Ihre Geschichte sehr unglaubwürdig.«
»Ich wünschte, wir könnten Ihnen nähere Einzelheiten erklären«, sagte Gunn. »Aber im Moment sind uns die Hände gebunden, bis das FBI und die CIA ihre Erkenntnisse öffentlich bekannt geben.«
Lasch war kein Dummkopf. »Dann handelt es sich also nicht um eine offizielle Nachforschung der NUMA, und Sie haben auch keinerlei Vollmachten.«
»Ehrlich gesagt, nein«, antwortete Gunn.
»Ich hoffe doch, Sie gehen mit solch abwegigen Spekulationen nicht an die Öffentlichkeit.«
»Admiral Sandecker war damit einverstanden, dass kein offizieller Bericht herausgegeben werden sollte, bis alle beteiligten Behörden ihre Untersuchungen abgeschlossen haben«, sagte Pitt. »Außerdem darf ich hinzufügen, dass es seiner Meinung nach dem gesamten Kreuzfahrttourismus schadet, wenn die Presse den Vorfall hochspielt und Geschichten über Terroristen veröffentlicht, die Schiffe zerstören und Passagiere umbringen.«
»In diesem
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