Im Zeichen der Wikinger
sind, werden die Öl- und Gaspreise steil nach oben gehen.«
»Die schlechte Nachricht lautet«, sagte Zale, »dass auf jedes neue Barrel, das bei Erkundungen gefunden wird, zehn kommen, die wir verbrauchen.«
»Und die Situation wird noch schlimmer werden«, fügte Morales hinzu.
Zale nickte. »Genau aus diesem Grund haben wir unser Bündnis begründet. Da die industrielle Entwicklung in China und Indien nach immer mehr Öl verlangt, wird die Konkurrenz zwischen ihnen, Europa und den Vereinigten Staaten sehr schnell zu einem knallhart ausgetragenen Kampf um Preise und Marktanteile ausarten.«
»Und alles zum Nutzen der OPEC«, sagte Sherman. »Da der Bedarf weltweit rapide zunimmt, werden die in der OPEC zusammengeschlossenen Förderländer zusehen, dass sie auch noch den letzten Cent pro Barrel herauspressen können.«
»Und doch kommt uns die ganze Situation zugute«, sagte Zale zuversichtlich. »Wenn wir unsere Ressourcen, unsere Ölfelder und Raffinerien in Nordamerika, zusammenlegen, können wir die Bedingungen und die Preise diktieren. Außerdem können wir durch Bohrungen in Gegenden, zu denen uns die Regierung bislang den Zugang verwehrt hat, unsere Fördermenge verdoppeln. Mit unseren neu gebauten Pipelines werden wir das Öl auf dem Landweg zum Verbraucher bringen, ohne auf den kostspieligen Einsatz von Tankern angewiesen zu sein. Wenn die von uns ausgearbeitete Strategie plangemäß funktioniert, wird es nördlich von Mexiko nur noch amerikanisches und kanadisches Öl geben. Das heißt, um es in simplen Zahlen auszudrücken, dass sechsundneunzig Prozent des Einkommens zu unserem Nutzen und zur Steigerung unserer jeweiligen Gewinnspannen aufgewendet werden müssen.«
»Die OPEC wird dem aber nicht einfach tatenlos zusehen.«
Gunnar Machowsky war ein alter Ölmann, der einst auf einem Bohrturm angefangen hatte und fünf Mal bei Probebohrungen gescheitert war, ehe er mitten in Nevada auf ein riesiges Vorkommen gestoßen war. Er war ein schwergewichtiger Mann mit einem mächtigen Bauch und einem weißen Haarkranz um den ansonsten kahlen Schädel. Als alleiniger Inhaber von Gunnar Oil war er berüchtigt dafür, dass er seine Firma mit straffer Hand führte und stets darauf achtete, dass sie einen stattlichen Profit abwarf. »Ihr könnt euch darauf verlassen, dass die uns beim Preis pro Barrel Öl in jedem Fall unterbieten.«
Zale grinste. »Daran besteht nicht der geringste Zweifel. Wir würden alle bankrott gehen, wenn wir mit deren Preisen mithalten wollten. Aber wir gedenken bei der amerikanischen Bevölkerung so viel Unmut über Öleinfuhren zu schüren, dass die gewählten Volksvertreter auf das öffentliche Aufbegehren eingehen und ein Embargo auf ausländisches Öl verhängen müssen.«
»Wie viele Abgeordnete und Senatoren haben wir denn in der Tasche?«, fragte Guy Kruse, der Direktor von Eureka Offshore Oil Ventures, ein stets gelassen wirkender, leise sprechender Brillenträger.
Zale wandte sich an Sandra Delage, die Verwaltungschefin des Kartells. Ihr nüchternes, aber dennoch attraktives Äußeres täuschte. Sie war aschblond und hatte samtblaue Augen, doch ihr messerscharfer, blitzschneller Verstand und ihr Organisationstalent wurden von allen, die am Tisch saßen, bewundert und geachtet. Sie zog einen Moment lang ihr großes Notizbuch zu Rate, dann blickte sie auf. »Laut dem Stand von gestern können wir uns darauf verlassen, dass neununddreißig Senatoren und einhundertzehn Abgeordnete für uns stimmen werden.«
Kruse lächelte. »Sieht so aus, als ob unsere Geldspenden mehr bewirkt haben, als wir uns erhofften.«
»Meiner Meinung nach kann man durchaus sagen, dass auch das Weiße Haus auf Ihre Ratschläge eingehen wird«, fügte Delage hinzu.
»Damit bleiben nur noch die Umweltschützer und diejenigen Mitglieder von Senat und Kongress übrig, die unbedingt die Biber retten wollen«, warf Machowsky knurrig ein.
Zale beugte sich über den Tisch und wedelte mit dem Stift, den er in der Hand hatte. »Ihre Einwände werden in der allgemeinen öffentlichen Empörung untergehen, wenn das Öl knapp wird und die Preise auch im Inland anziehen. Wir haben bereits genügend Fürsprecher, die verlangen, dass wir trotz aller Proteste von Seiten der Umweltschützer von Alaska bis Florida neue Ölfelder erschließen sollen. Der amerikanischen und kanadischen Regierung wird gar nichts anderes übrig bleiben, als uns weitere umfangreiche Erkundungen und Probebohrungen in Gegenden zu gestatten, in
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