Im Zeichen der Wikinger
ernährt?«, fragte Kelly.
»Von Wild sowie von allerlei Fischen und Wassergetier, das es in Hülle und Fülle gab, in erster Linie Störe, Lachse und Austern. Sie bestellten große Felder mit Mais, den sie zum Kochen und Backen benutzten, sowie mit Kürbissen, Sonnenblumen und Bohnen. Außerdem bauten sie Tabak an, den sie in Kupferpfeifen rauchten. Kupfer gab es im ganzen Norden und rund um die Großen Seen im Überfluss, und es war das einzige Metall, das die Indianer bearbeiten konnten. Sie kannten zwar auch Eisen, konnten aber nichts damit anfangen.«
»Sie hatten also ein recht angenehmes Leben?«
»Hudson fand keinerlei Hinweise auf Hungersnöte oder Nahrungsmangel unter den Indianern«, antwortete Wednesday.
Dann lächelte er leicht. »Interessanterweise berichtete keiner dieser Forscher, dass er irgendwo Skalpe, Gefangene oder Sklaven gesehen hat. Wir müssen davon ausgehen, dass diese widerwärtigen Bräuche von Fremden eingeführt wurden, die übers Meer kamen.«
Pitt verschränkte nachdenklich die Hände. »Hat einer dieser Forscher irgendetwas erwähnt, das auf frühere Kontakte mit Europäern hindeuten könnte?«
»Hudson und anderen fielen ein paar Sachen auf. Zum einen schienen die Indianer beim Anblick der Fremden nicht weiter erstaunt zu sein, so wie man es erwarten würde, wenn sie die sonderbaren Schiffe und die weißhäutigen Männer mit blonden oder roten Haaren zum ersten Mal gesehen hätten. Ein Mann aus Verrazanos Trupp berichtete von Indianern, die Schmuckstücke aus Eisen trugen, die wie alte, rostige Messer aussahen. Ein weiterer behauptete, er habe eine eiserne Axt gesehen, die an der Wand einer indianischen Behausung hing.
Außerdem gab es Gerüchte, wonach ein Mitglied der Besatzung ein rundliches eisernes Gefäß gefunden habe, das als Schale benutzt wurde.«
»Ein Wikingerhelm«, warf Giordino ein.
Wednesday lächelte nachsichtig und fuhr fort. »Erst als sich die Holländer im Tal des Hudson niederließen, wo sie an der Stelle des heutigen Albany ein Fort errichteten, und die Sprachen der einzelnen Stämme erlernten, erfuhr man von den Sagen aus längst vergangener Zeit.«
»Worum ging es in diesen Sagen?«
»Zwischen Mythologie und tatsächlichen Begebenheiten zu unterscheiden, ist sehr schwierig«, erwiderte Wednesday. »Die Geschichten, die in mündlicher Überlieferung über die Jahrhunderte weitergegeben wurden, ergingen sich natürlich nur in Andeutungen, lieferten aber keinerlei klare Hinweise. In einer war von wilden, bärtigen Männern mit weißer Haut und harten, silbernen Schädeln die Rede, die aus der Ferne kamen und im Tal eine Siedlung anlegten. Als ein paar von ihnen längere Zeit weg waren –«
»Magnus Sigvatson und seine hundert Männer, die aufbrachen, um den Westen zu erkunden«, unterbrach ihn Kelly.
»Ja, ich kenne die Runensteine und ihre Inschriften, die Ihr Vater entdeckt hat«, erwiderte Wednesday, ohne sich aus der Ruhe bringen zu lassen. »Als die Indianer, so heißt es in der Geschichte weiter, die Diebstahl nicht als Verbrechen betrachteten, das Vieh entwendeten und schlachteten, das die Neuankömmlinge in ihren Booten übers Meer gebracht hatten, sei es zu Vergeltungsmaßnahmen gekommen. Die wilden Männern mit den haarigen Gesichtern, wie sie genannt wurden, holten sich ihr Vieh zurück und schlugen den Dieben die Hände ab.
Unglücklicherweise war einer der Diebe der Sohn eines Häuptlings. Der aufgebrachte Häuptling sammelte die anderen Stämme im Tal um sich. Einer dieser Stämme waren die Munsee Lenape oder Delaware, die mit den Algonkin verwandt waren. Mit vereinten Kräften griffen sie die Siedlung der Fremden an, zerstörten sie und schlachteten sämtliche Bewohner ab. In einer anderen Version wird angedeutet, dass ein paar Frauen und Kinder als Sklaven verschleppt wurden, doch dieser Brauch kam eigentlich erst viel später auf.«
»Magnus und seine Männer müssen außer sich gewesen sein, als sie bei ihrer Rückkehr feststellten, dass ihre Freunde und Angehörigen tot waren.«
Wednesday nickte. »Wir können nur Vermutungen anstellen.
Aber jetzt waren sie am Zug. In der Sage wird eine große Schlacht mit wilden Männern beschrieben, die schimmernde Schädel hatten und über tausend Indianer töteten, bevor auch sie bis zum letzten Mann aufgerieben wurden.«
»Keine angenehme Geschichte«, murmelte Kelly.
Wednesday hielt abwehrend die Hände hoch. »Wer kann schon sagen, ob sie wahr ist oder nicht?«
»Kommt mir komisch
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