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Im Zeichen der Wikinger

Im Zeichen der Wikinger

Titel: Im Zeichen der Wikinger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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Reiseleiter die Big Band des Schiffes und die Theatertruppe antreten und bekannte Songs aus Broadway-Musicals anstimmen. Eine Zeit lang sangen die Passagiere sogar mit, während die Evakuierung zügig vonstatten ging, doch als das Feuer näher rückte, als die Hitze stärker wurde und man vor Qualm kaum noch atmen konnte, brach wieder Panik unter den Passagieren aus. Plötzlich drängten etliche nach vorn, die ihr Heil lieber im Wasser suchten, statt abzuwarten, bis sie an der Reihe waren und an den Leinen hinuntergelassen wurden. Es waren zumeist jüngere Leute, die von den unteren Decks aus über die Reling kletterten und sprangen. Doch zu viele sprangen zur gleichen Zeit und prallten dabei auf diejenigen, die bereits im Wasser trieben. Etliche verschätzten sich und schlugen am Deck der
Deep Encounter
auf, wo sie schwer verletzt oder tot liegen blieben. Andere fielen zwischen die Schiffe und wurden zermalmt, als die beiden Rümpfe im Seegang aneinander stießen.
    Die Besatzung der
Emerald Dolphin
tat ihr Bestes und versuchte, ihnen wenigstens letzte Anweisungen zu geben, wie man springen musste. Dass man beim Aufprall aufs Wasser die Arme nicht hochheben sollte, weil einem sonst die Schwimmweste über den Kopf gerissen wurde. Aber auch umklammern sollte man sie nicht, sonst lief man Gefahr, dass man sich das Genick brach.
    Dennoch trieben binnen kurzer Zeit zahlreiche Leichen inmitten der mit Trümmern übersäten See.
    Kelly hatte Angst. Das kleine Forschungsschiff war so nah, zugleich aber auch so weit weg. Zehn Leute standen vor ihnen an dem Seil an, das zu dem Schiff dort unten hinabführte. Dr. Egan hatte sich vorgenommen, dem Rauch und der Hitze zu trotzen und sich erst dann mit seiner Tochter auf das Rettungsschiff abseilen zu lassen, wenn sie an der Reihe waren. Doch er wurde von der keuchenden, hustenden Menschenmenge mitgerissen, die zur Reling stürmte. Plötzlich griff ein breitschultriger Mann mit roten Haaren und einem Schnurrbart, der sich quer über die Wangen bis zu den langen Koteletten zog, inmitten des Gedränges nach Egans Lederkoffer und wollte ihn an sich reißen. Der Erfinder erschrak, hielt ihn aber eisern fest und ließ nicht locker.
    Entsetzt musste Kelly mit ansehen, wie die beiden miteinander rangen. Ein schwarzer Offizier in einer piekfeinen, wie frisch gebügelt wirkenden Uniform stand unmittelbar daneben und tat so, als ginge ihn das Ganze nichts an. Sein scharf geschnittenes Gesicht wirkte wie aus Obsidian gehauen.
    »Unternehmen Sie etwas!«, schrie Kelly ihn an. »Stehen Sie nicht so herum! Helfen Sie meinem Vater!«
    Doch der Offizier beachtete sie nicht, sondern trat einen Schritt vor und half zu Kellys Erstaunen dem Rothaarigen bei der Rangelei um den Koffer.
    Von beiden Männern mit vereinten Kräften bedrängt, geriet Egan aus dem Gleichgewicht und torkelte rücklings an die Reling, verlor den Halt, kippte über die Bordwand und stürzte mit dem Koffer kopfüber ins Meer. Verdutzt standen der schwarze Offizier und der Rothaarige einen Moment lang wie angewurzelt da, dann mischten sie sich wieder unter die Menge. Kelly schrie auf und stürmte zur Reling, sah aber nur noch, wie das Wasser aufspritzte, als ihr Vater aufschlug.
    Sie hielt den Atem an und wartete eine halbe Ewigkeit – so jedenfalls kam es ihr vor, doch es waren nur knapp zwanzig Sekunden –, bis sein Kopf wieder auftauchte. Seine Schwimmweste war weg, vermutlich beim Aufschlag abgerissen, und bestürzt stellte sie fest, dass er offenbar besinnungslos war.
    Sein Kopf sackte nach vorn und rollte dann kraftlos zur Seite.
    Plötzlich und ohne jede Vorwarnung spürte Kelly, wie sich Hände um ihre Kehle schlossen und erbarmungslos zudrückten.
    Benommen und erschrocken trat sie mit den Füßen nach hinten aus und versuchte zugleich vergebens, die Finger von ihrer Kehle wegzuziehen. Sie landete einen Glückstreffer und traf ihren Angreifer mit dem Fuß im Unterleib. Hinter ihr keuchte jemand auf, und der Druck um ihren Hals ließ nach. Sie fuhr herum und sah, dass sie es erneut mit dem schwarzen Offizier zu tun hatte.
    Dann stieß der Rothaarige den Schwarzen beiseite und stürzte sich seinerseits auf Kelly, doch die umklammerte den Kragen ihrer Schwimmweste, sprang über die Reling und stürzte ins Leere, als der Rothaarige nach ihr fassen wollte.
    Ringsum verschwamm alles, während sie fiel. Im nächsten Moment schlug sie so heftig auf dem Wasser auf, dass ihr die Luft aus dem Leib gepresst wurde. Salzwasser drang

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