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Im Zeichen der Wikinger

Im Zeichen der Wikinger

Titel: Im Zeichen der Wikinger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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Weg, genau wie Sie. Er wollte, dass seine Erfindungen aller Welt zugute kommen, und er war bereit, sie herzugeben. Außerdem war er bereits mit etwas anderem beschäftigt. Er hat mir erzählt, dass er an einem noch größeren Projekt arbeitet, das unglaubliche Auswirkungen auf die Zukunft hat.«
    »Hat er Ihnen erzählt, was das ist?«
    »Nein«, antwortete sie. »Er tat sehr geheimnisvoll und sagte, es wäre besser, wenn ich es nicht wüsste.«
    »Ein vernünftiger Gedanke«, sagte Pitt. »Er wollte Sie schützen, für den Fall, dass jemand unter allen Umständen an seine Geheimnisse rankommen will.«
    Ein bekümmerter, fast verzweifelter Ausdruck trat in Kellys Augen. »Papa und ich standen uns nicht besonders nahe, nachdem Mama gestorben war. Im Grunde genommen war er ein guter, fürsorglicher Vater, aber seine Arbeit kam zuerst, und in der ging er vollkommen auf. Ich glaube, er hat mich zur Jungfernfahrt der
Emerald Dolphin
eingeladen, damit wir uns wieder näher kommen.«
    Pitt saß fast eine Minute lang nachdenklich und schweigend da. Dann nickte er zu dem Lederkoffer hin. »Meinen Sie nicht, dass es an der Zeit ist, ihn zu öffnen?«
    Sie schlug die Hände vors Gesicht, um ihre Verwirrung zu verbergen. »Ich möchte ja«, sagte sie zögernd, »aber ich habe Angst.«
    »Wovor?«, fragte er leise.
    Sie errötete, nicht aus Verlegenheit, sondern aus Besorgnis, weil sie nicht wusste, was sie dann vorfinden würde. »Ich weiß es nicht.«
    »Wenn Sie Angst haben, dass ich ein Bösewicht bin, der mit den kostbaren Unterlagen Ihres Vaters abhauen will, kann ich Sie beruhigen. Ich setze mich auf die andere Seite der Kabine, während Sie den Deckel hochklappen und einen Blick reinwerfen, so dass ich nichts sehen kann.«
    Mit einem Mal kam ihr das Ganze nur noch lächerlich vor.
    Sie nahm den Lederkoffer auf den Schoß und kicherte leise.
    »Wissen Sie, ich habe nicht die leiseste Ahnung, was drin sein könnte. Soweit ich weiß, könnte er auch Papas Wäsche oder ein paar Notizblöcke mit seinem nicht entzifferbaren Gekritzel enthalten.«
    »Dann kann’s ja nichts schaden, wenn Sie nachschauen.«
    Sie saß eine Zeit lang da, zögerte immer noch. Dann ließ sie die Schlösser aufschnappen und klappte langsam, so als öffnete sie eine Schachtel mit einem Springteufel, den Deckel auf.
    »Ach, du guter Gott!«, japste sie.
    Pitt setzte sich auf. »Was ist los?«
    Wie in Zeitlupe drehte sie den Koffer um und ließ ihn zu Boden fallen. »Das begreife ich nicht«, flüsterte sie. »Ich habe ihn nicht einmal aus der Hand gegeben.«
    Pitt bückte sich und blickte in den Lederkoffer.
    Er war leer.
10
    Bis Wellington waren es noch etwa zweihundert Meilen, und die Meteorologen sagten für die nächsten vier Tage ruhige See und klaren Himmel voraus. Da die
Deep Encounter
nun nicht mehr in unmittelbarer Gefahr war, leck zu laufen und zu sinken, ließ Kapitän Nevins sein Containerschiff vorausfahren und so rasch wie möglich den Hafen anlaufen. Je früher die
Earl of Wattlesfield
in Wellington eintraf, desto besser.
    Immerhin hatte sie zweitausend Passagiere an Bord, mit denen niemand gerechnet hatte, und der Proviant wurde allmählich knapp.
    Die Passagiere und Besatzungsmitglieder der
Emerald Dolphin
winkten zum Abschied, als das große Schiff vorbeizog. Jemand stimmte einen Woody-Guthrie-Song an, und bald fielen über tausend weitere Stimmen ein und brachten den Männern und Frauen an Bord des kleinen Forschungsschiffes ein Ständchen mit
So long, it’s been good to know yuh.
    Es war ein bewegender Augenblick, als sie die letzte Zeile des Refrains sangen …
An’ I’ve got to be driftin’ along.
Noch ehe die nächste Stunde verstrichen war, verschwand die
Earl of Wattlesfield
hinter dem Horizont.
    Kapitän Nevins lief sechs Stunden vor der
Deep Encounter
in Wellington ein, wo ihm ein freudiger, doch zugleich auch ernster Empfang zuteil wurde. Tausende von Menschen säumten das Hafenbecken und sahen schweigend oder leise miteinander tuschelnd zu, als das Containerschiff langsam seinen Liegeplatz ansteuerte. Ganz Neuseeland weilte in Gedanken bei denen, die den schlimmsten Schiffsbrand der Seefahrtsgeschichte überlebt hatten.
    Eine Welle des Mitgefühls erfasste das ganze Land. Die Schiffbrüchigen wurden mit offenen Armen empfangen.
    Lebensmittel und Kleidung in Hülle und Fülle wurden für sie gespendet. Die Zollbeamten fertigten sie mit ein paar wenigen Fragen ab, da ohnehin fast alle ihre Pässe bei dem Brand verloren

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