Im Zeichen der Wikinger
Katamaran-Bauweise, dessen Doppelrumpf mit gut und gern vierzig Knoten durch das im Schein der Sonne gleißende Wasser pflügte. Er rieb sich die Augen und starrte dann wieder durch den großen, starken Feldstecher.
Das Boot war seiner Schätzung nach rund zwanzig Meter lang. Er war sich nicht ganz schlüssig, ob es ihm gefiel, doch je länger er es musterte, desto eleganter und ausgefallener kam es ihm vor. Es erinnerte ihn an ein Paar Schlittschuhe, auf die man ein rundes Ruderhaus montiert hatte. Zwei Personen, ein Mann und eine Frau, saßen in einem Jacuzzi auf dem Oberdeck, hatten hohe Gläser in der Hand und lachten. Sämtliche Fenster der Jacht waren dunkel getönt, sodass er keine weiteren Passagiere oder Besatzungsmitglieder sehen konnte.
Er drehte sich um, schaltete das Funkgerät ein und meldete sich.
»Hier spricht Pirat. Habe eine Privatjacht gesichtet, die sich aus Nordosten nähert.«
»Aus Nordosten, sagst du?«, erwiderte ein Mann mit schnarrender Reibeisenstimme.
»Vermutlich auf Kreuzfahrt von Tahiti nach Neuseeland.«
»Irgendwelche Waffen oder Bewaffnete zu sehen?«
»Nein.«
»Sie sieht also nicht so aus, als ob sie uns gefährlich werden könnte?«, fragte der Mann mit der rauhen Stimme.
»Nein, es sei denn, Sie halten zwei Nackte, die in einem Jacuzzi sitzen, für gefährlich.«
»Steuert sie die Fahrrinne an?«
Der Wachposten musterte den Doppelbug und versuchte, den Kurs festzustellen. »Sieht so aus, als ob sie vorbeifährt.«
»Bleib in Verbindung und melde jedes verdächtige Manöver.
Du weißt, was du zu tun hast, wenn sie in die Fahrrinne steuert.«
Der Posten warf einen Blick auf die Raketenwerfer. »Wäre ein Jammer, wenn man so eine schmucke Jacht vernichten müsste.« Er drehte sich auf seinem Stuhl herum, betrachtete das Boot wieder durch sein Glas und stellte zufrieden fest, dass es seinen bisherigen Kurs beibehielt, ohne die Fahrrinne anzulaufen. Er beobachtete es, bis es nur mehr ein winziger Punkt am Horizont war. Dann meldete er sich wieder über Funk. »Hier spricht Pirat. Die Jacht ist weg. Allem Anschein nach ist sie in der offenen Lagune an der Südspitze von Macaulay Island vor Anker gegangen.«
»Dann will sie nichts von uns«, erwiderte der Mann mit der schnarrenden Stimme.
»Kommt mir auch so vor.«
»Achte nach Einbruch der Dunkelheit auf ihre Lichter und überzeuge dich davon, dass sie sich nicht von der Stelle rührt.«
»Ich nehme an, dass sie über Nacht dort liegen bleibt. Vermutlich wollen sich die Passagiere und die Besatzung am Strand ein paar Steaks grillen. Sie kommen mir vor wie Urlauber auf einem Törn durch den Südpazifik.«
»Ich mache mit dem Hubschrauber einen Erkundungsflug und schau mir die Sache aus der Nähe an.«
Misty und Giordino saßen keineswegs nackt in dem mit heißem Wasser gefüllten Zuber. Sie trugen Badesachen, die Cussler ihnen zur Verfügung gestellt hatte. Der Rum-Collins, den sie tranken, während das Boot die steilen Klippen von Raoul Island passierte, war allerdings echt. Cussler und Pitt hatten es weniger glücklich getroffen. Der Alte saß am Ruder, hatte eine Seekarte auf dem Schoß liegen und achtete ständig auf das Echolot, das ihm die Korallenriffe anzeigte, die den Doppelrumpf der
Periwinkle
wie ein Rasiermesser aufschlitzen konnten. Pitt hatte die unangenehmste Aufgabe. Er lag schwitzend unter einem Haufen Kissen und Handtücher auf dem unteren Sonnendeck und filmte mit einer Videokamera die hoch oben auf den Klippen stehende Hütte, die die Zufahrt zur Lagune bewachte.
Sobald die Jacht vor Anker lag, ließen sich alle im Salon nieder und sahen sich am Fernseher das Videoband an. Die per Teleobjektiv durch die getönten Fenster aufgenommenen und mit Videozoom vergrößerten Bilder waren leicht unscharf, aber doch so deutlich, dass der Posten, der sie mit einem starken Fernglas beobachtete, klar zu erkennen war. Zudem konnten sie das von Cusslers hochmodernen Abhörgeräten aufgezeichnete Funkgespräch zwischen dem Wachposten und seinem irgendwo an der Lagune von Raoul Island sitzenden Kollegen mit der heiseren Stimme verfolgen.
»Wir haben sie getäuscht«, rief Misty.
»Schwein gehabt, dass wir nicht mit fliegenden Fahnen in die Fahrrinne vorgestoßen sind«, sagte Giordino und drückte sich eine kalte Bierflasche an die Stirn.
»Die machen nicht gerade den Eindruck, als ob sie Fremde freundlich aufnehmen«, pflichtete Pitt ihm bei.
Wie zur Bestätigung dröhnte das Knattern eines Rotors,
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