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Im Zeichen des Adlers

Im Zeichen des Adlers

Titel: Im Zeichen des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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Wahl sind - nun, gering wäre noch hochgegriffen.«
    Die Worte erreichten Hidden Moon von hinten, die Stimme aber war ihm so vertraut, daß er sich nicht nach Chiyoda umwenden mußte.
    »Er kann und wird dir helfen. An einem Ort, wo schon vielen Hilfe zuteil wurde«, sagte Makootemane. Ein feines Lächeln brachte den Anschein von Leben in das Faltenmuster seines ledrigen Gesichtes.
    Unwillkürlich wich Hidden Moon einen Schritt zurück. Nicht einmal das Antlitz seines Vaters wirkte völlig echt .
    »Sei dir dessen nicht so sicher«, erwiderte er dann.
    »Du mußt das Böse aus dir vertrieben, mein Sohn!« entfuhr es Ma-kootemane erschrocken, ehe er gleichermaßen vorwurfsvoll wie entsetzt fortfuhr: »Soll denn alles vergebens gewesen sein? Die Art, nach der wir all die Zeit lebten - bedeutet sie dir nichts mehr?«
    »Diese Zeit«, erklärte Hidden Moon, »ist vorüber. Eine neue ist angebrochen, und sie gefällt mir ausgesprochen gut.«
    »Das Böse spricht aus dir!« behauptete Makootemane. »Wyando ist zum Schweigen verdammt. Aber Chiyoda wird ihm den Knebel lösen und -«
    »Den Teufel wird er tun!«
    Hidden Moon agierte so schnell, daß sowohl Makootemane als auch Chiyoda völlig davon überrascht wurden und nichts dagegen unternehmen konnten. Wenn sie es überhaupt gekonnt hätten .
    Zwei, drei Sprünge brachten den Arapaho hinter den alten Chinesen, und noch im selben Augenblick hatte er ihn fest im Griff: Mit der rechten Hand drückte er Chiyodas Arme nach hinten, die linke legte er ihm um die Kehle. Schon wuchsen seine Fingernägel zu Klauen, die sich millimetertief in die faltige Haut des Alten senkten. Halbmondförmige Wunden füllten sich mit Blut.
    »Bring mich weg von hier!« verlangte er rauh. »Zurück in meine Welt! Sofort!«
    »Wyando -«, setzte Makootemane an, doch sein Sohn unterbrach ihn barsch: »Halt die Schnauze, alter Narr! Wir haben nichts mehr gemeinsam.«
    »Aber es könnte wieder sein«, flehte der alte Indianer. »Laß dir von Chiyoda helfen -«
    »Er ist solcher Hilfe nicht wert.« Chiyoda sprach ruhig, ohne jedes Anzeichen von Angst oder gar Panik, ganz so, als sei nichts geschehen.
    »Ich verzichte ohnehin darauf«, sagte Hidden Moon. »Mach endlich - sonst ...!«
    Seine Klauen gruben sich noch eine Winzigkeit tiefer in Chiyodas Hals. Doch der Alte zuckte nicht einmal, hatte sein Schmerzempfin-den völlig ausgeschaltet.
    »Ich mag zwar alt sein«, sagte er, »aber ich bin nicht bereit, mein Leben fortzuwerfen. Nicht für einen Bastard wie dich.« Weder Wut noch etwas Ähnliches lagen in seinem Ton; er klang so sachlich, als spreche er über nichts Bedeutsameres als das Wetter. »Wohin soll ich dich bringen?« fragte er dann.
    Hidden Moon überlegte kurz. Im ersten Moment schien ihm jeder Ort seiner Welt, der einzig echten Wirklichkeit, so gut wie der andere. Dann aber faßte er den Entschluß, sich dem Schicksal zu stellen.
    Vielleicht gelang es ihm letztlich ja doch noch, Rache zu üben .
    Er nannte den Ort, an den er gebracht werden wollte.
    Und Chiyoda erfüllte seinen Wunsch.
    *
    Seit einigen Wochen erst lebte Lucia Goldini in Paris, aber sie fühlte sich schon wie zu Hause an der Seine, war der Stadt der Liebe verfallen.
    Was nicht zuletzt an Professor Roger Ganachaud lag, der sie tagsüber in der Universität in die Geheimnisse der Kunstgeschichte einweihte - und ihr seit einigen Nächten gänzlich andere Dinge beibrachte .
    Aber Roger war nicht der alleinige Grund, weshalb Lucia weder Rom noch ihre Familie sonderlich vermißte, zumindest nicht so, daß es weh tat; die Stadt selbst war reine Faszination, pures Leben, und jeder Winkel atmete Atmosphäre.
    Wer einmal in Paris gelebt hat, dachte Lucia, der kann das Leben an keinem anderen Ort dieser Welt wiederfinden ...
    Sie lächelte über ihre philosophische Anwandlung und drückte sich enger gegen Roger Ganachaud, der an ihrer Seite auf den Stufen der Basilique du Sacre-Coeur saß.
    Die Basilika oder vielmehr deren Treppe war schon in den ersten Tagen ihres Hierseins zu Lucia Golidinis liebstem Platz in Paris geworden. Viele betrachteten Sacre-Coeur als kitschigstes Gebäude der Stadt; wie ein Zuckerbäcker-Werk thronte es auf dem Montmartre. Aber das Panorama von den Stufen der Kirche aus war grandios, überwältigend. An klaren Tagen reichte der Blick 50 Kilometer weit über Paris.
    Lucia jedoch liebte die Aussicht besonders bei Nacht. Zum einen, weil die Touristenströme dann längst versiegt waren, und zum anderen lag ihr

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