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Im Zeichen des Adlers

Im Zeichen des Adlers

Titel: Im Zeichen des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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Paris nachts als Lichtermeer zu Füßen, dessen Brandung der ferne Verkehrslärm war und über das die markantesten Bauten der Stadt wie urzeitliche Kreaturen ihre skurrilen Häupter reckten.
    Lucia erschauerte wohlig ob des bloßen Anblickes, und das angenehme Schaudern nahm noch zu, als sie Rogers warmen Atem über Wange und Hals streichen fühlte, so sanft wie die Berührung einer Feder.
    »Was würde passieren, wenn uns jemand von der Universität so sähe?« fragte Lucia, nicht zum ersten Mal seit ihrer ersten gemeinsamen Nacht. Ihr Französisch hatte sich seitdem verbessert - in jeder Hinsicht .
    »Was sollte passieren?« entgegnete Roger. Er pustete sich eine Strähne seines widerspenstigen Blondschopfes aus der Stirn. Er wirkte ganz und gar nicht so, wie man sich einen Dozenten gemeinhin vorstellte. Er war jung und lässig, bevorzugte legere Kleidung, und oft wurde er selbst noch für einen Studenten gehalten.
    »Ist es nicht -«, begann Lucia lächelnd und überlegte dann: »- wie nennt man das gleich noch?«
    »Unzucht mit Abhängigen?«
    Lucia nickte, nicht ganz ernst.
    Roger lächelte. »Ach Unsinn«, wehrte er ab. »Wir leben in Paris, der Stadt der Liebe. Wäre es nicht Sünde, sich ihrem Ruf zu verweigern?«
    »Todsünde«, bestätigte Lucia und verschloß ihm die Lippen mit den ihren.
    Seine Hände gingen auf Wanderschaft, seine Finger berührten sanft die Rundungen ihrer Brüste.
    »Nicht hier«, flüsterte sie.
    »Weshalb nicht? Könnte es einen segensreicheren Ort geben?« erwiderte er, heiser vor Erregung.
    »Ich bin streng katholisch erzogen«, sagte Lucia.
    »Aber deine Familie ist weit weg, und der Papst kann auch nicht vom Petersdom bis nach Paris gucken.«
    »Trotzdem, das schickt sich nicht«, beharrte Lucia - und zupfte am Reißverschluß seiner Hose.
    »Du Biest.« »Si.«
    »Oui heißt das hierzulande.«
    Lucias Finger zogen den Bund seiner Unterhose herab und berührten seinen harten Schaft.
    »Und das hier?« fragte sie neckisch.
    »Mon dieu!« rief er aus.
    »Findest du das nicht ein bißchen sehr hochtrabend?« lachte sie.
    »Was -?« erwiderte er verwirrt, dann begriff er. »Nein, ich meinte nicht das, sondern -«
    »Was denn?«
    Lucia zog die Hand zurück. Roger schien ehrlich beunruhigt, zumindest aber überrascht, und ihr Blick folgte der Richtung des seinen.
    »Siehst du das?« fragte er atemlos.
    Sie schüttelte den Kopf. »Was?«
    Roger Ganachaud streckte den Arm vor und wies in den Nachthimmel, auf eine Stelle rechts des noch nicht ganz vollen Mondes, der sein Silberlicht über Paris goß.
    »Was ist das?« entfuhr es Lucia erstaunt, als sie den sich bewegen-den Schatten dort endlich ausmachte.
    »Wenn ich nicht sicher wüßte, daß es unmöglich sein kann -«, setzte Roger an, »dann -«
    »Dann was?« hakte Lucia nach, als ihr Freund nicht weitersprach. Der Schatten am Himmel begann mit der Dunkelheit jenseits des Lichthofes des Mondes zu verschmelzen, und nach zwei drei weiteren Schlägen seiner mächtigen Schwingen entschwand er vollends ihren Blicken.
    »- dann würde ich sagen, daß wir gerade einen Adler gesehen haben«, sagte Roger. Und Lucia fröstelte. Ohne recht zu wissen, warum. Nur eines wußte sie: Den wahren Grund wollte sie gar nicht erfahren ...
    *
    Studentin von Bestie ermordet?
    Frauenleiche am Montmartre aufgefunden
    PARIS (mi) - Kein Mensch, sondern ein Monster scheint für einen Mord verantwortlich zu zeichnen, der sich in der vergangenen Nacht im Schatten der Basilique du Sacre-Coeur zugetragen hat. Das Opfer ist Lucia G. (19), eine Studentin aus Rom, die dem Vernehmen nach erst seit wenigen Wochen in Paris lebte. Über die Tatumstände war Näheres noch nicht in Erfahrung zu bringen. Die wenigen Worte der Ermittler und ihre Gesichter sprachen jedoch Bände. Lesen Sie weiter auf Seite 3 Philemon de Lamaze schlug die Zeitung auf, um die Fortsetzung der Titelgeschichte zu lesen. Wie er aus Gesprächsfetzen, die von anderen Tischen des kleinen Bistros am Fuße des Montmarte zu ihm herwehten, entnehmen konnte, war der Mord auch das Frühstücksthema schlechthin. Den Appetit indes ließen sich nur die wenigsten Gäste verderben. Lautstark schlürfte man weiter Cafe au lait aus riesigen Tassen und ließ sich die darin eingetunkten Croissants schmecken.
    Der Text auf der dritten Seite brachte kaum weitere Informationen über den Mord an Lucia G. (19). Der Tat verdächtigt wurde ein gewisser Roger G. (36). Er war der Letzte gewesen, der Lucia G. lebend gesehen

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