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Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)

Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)

Titel: Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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und bis zum Baltikum marschiert ist. Die Russen sind sehr geschichtsbewusst, Jack. Sie haben das nicht vergessen. Welche Feinde hätte ich als Russe am meisten zu fürchten? Die NATO? Polen? Rumänien? Wohl kaum. Aber im Südosten liegt ein großes Land mit einer verdammt großen Zahl an Einwohnern, die auch ein stattliches Waffenarsenal unterhalten und im Laufe der Jahrhunderte schon viele Russen umgebracht haben. Aber vielleicht habe ich als alter Kommisshengst auch nur eine Paranoia entwickelt und stell mir immer vor, dass die Gegenseite Böses im Schilde führt.« Robby brauchte nicht hinzuzufügen, dass diese Paranoia gewissermaßen eine russische Erfindung war.
     
    »Das ist Wahnsinn!«, schimpfte Bondarenko. »Es sprechen viele Gründe für Lenin, aber ausgerechnet den würde ich lieber nicht ins Feld führen.« Wladimir Iljitsch Uljanow hatte eine Zeit vorausgesagt, in der sich die kapitalistischen Länder darum reißen würden, der Sowjetunion das Seil zu verkaufen, an dem sie diese Länder aufzuknüpfen gedachte. Den Untergang des von ihm gegründeten Staates hatte er wahrlich nicht für möglich gehalten, schon gar nicht, dass der Nachfolgestaat zur Gemeinschaft der von ihm schon todgeweihten Länder zählen würde.
    Der Meinung war auch Golowko, doch er scheute davor zurück, im Büro von Präsident Gruschawoi einen ähnlich lauten Tonfall anzuschlagen. »Unser Land braucht Devisen, Gennadi Josifowitsch.«
    »Allerdings. Und darum können wir auf die Öl- und Goldvorkommen in Sibirien nicht verzichten. Was aber, wenn uns die Chinesen diese Quellen streitig machen?«, fragte Bondarenko.
    »Unser Außenministerium sieht eine solche Gefahr nicht gegeben«, erwiderte Sergei Nikolaiewitsch.
    »Na prima. Doch werden die Herzchen zu den Waffen greifen, wenn sich rausstellt, dass sie sich geirrt haben? Oder werden sie die Hände ringen und sagen, sie könnten nichts dafür? Ich versteh das einfach nicht. Jetzt verkaufen wir den Chinesen auch noch die Baupläne für den T-99-Panzer!«
    »Bevor sie damit in die Produktion gehen können, werden fünf Jahre vergehen. Dann bauen wir schon unseren T-10 in Scheljabinsk, oder?«
    Dass die Volksbefreiungsarmee bereits über rund 4000 russische T-80/90 verfügte, blieb unerwähnt. Dieser Deal war schon vor Jahren über die Bühne gegangen. Immerhin verzichteten die Chinesen auf die Verwendung der aus Russland stammenden 115-mm-Geschütze und ließen sich aus Israel stattdessen gezogene Kanonen vom Kaliber 105 kommen, in Amerika bekannt unter der Bezeichnung M-68. Dazu hatten sie gleich drei Millionen Schuss Munition eingekauft, nukleare Projektile nach amerikanischer Spezifikation, wahrscheinlich aus den Abfällen derselben Reaktoren, die Plutonium für Atomwaffen aufbereiteten. Was fiel diesen Politikern bloß ein?, fragte sich Bondarenko. Man konnte sich den Mund fusselig reden, aber sie hörten einfach nicht zu. Vielleicht war das nicht so sehr ein politisches als vielmehr ein typisch russisches Phänomen, dachte der General. Stalin hatte den Geheimdienstler hinrichten lassen, der den deutschen Angriff auf die Sowjetunion – korrekt für den Juni 1941 – vorhergesagt hatte. Warum? Weil dessen Vorhersage weniger angenehm war als die von Lawrenti Berija, der schlauerweise nur das sagte, was Stalin hören wollte. Und so hatte Berija Stalin überleben können. So viel zum Thema Lohn der Vaterlandsliebe.
    »Die bauen wir, ja, wenn wir denn das Geld dazu haben und das Werk in Scheljabinsk nicht auf die Herstellung von Waschmaschinen umgerüstet hat.« Russland hatte seine Rüstungsindustrie noch schneller abgebaut als Amerika. Es war schon davon die Rede, die MiG-Flugzeugwerke in Produktionsanlagen für Autos zu konvertieren. Wo sollte das bloß enden?, fragte sich Bondarenko. Er würde Jahre brauchen, um die russischen Streitkräfte auf den Stand zu bringen, den er sich wünschte. Doch dazu wären Mittel nötig, die Präsident Gruschawoi nicht bewilligen würde. Voraussetzung für den Aufbau einer schlagkräftigen Armee war die Garantie, einen anständigen Sold auszahlen zu können, genug, um jungen Männern den Dienst in Uniform schmackhaft zu machen. Gefragt waren insbesondere diejenigen, die Interesse hatten, den Militärdienst zu ihrem Beruf zu machen und jene mittleren Ränge zu besetzen, ohne die eine Armee nicht funktionieren konnte, weil sie sozusagen die Sehnen darstellten, die Knochen und Muskulatur zusammenhielten. Darum musste ein guter Feldwebel ebenso viel

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