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Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)

Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)

Titel: Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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verdienen wie ein Facharbeiter, das war nur fair. Der Karriere in Uniform winkte natürlich mitunter auch ein ideeller Lohn, den Fabrikarbeit nicht zu bieten hatte. Doch nur derjenige konnte davon profitieren, der einen Sinn für Kameradschaft und am Soldatenleben Gefallen hatte. Männer dieses Schlages gab es in Amerika, auch in England und Deutschland, doch der russischen Armee waren solche unbezahlbaren Profis vorenthalten geblieben, seit Lenin wie die meisten Sowjets nach ihm militärische Stärke der politischen Rechtschaffenheit geopfert hatte. So oder ähnlich lautete jedenfalls Bondarenkos Analyse der Vergangenheit. Aber auch ihm, der in diesem alten System groß geworden war, schien all dies schon unglaublich weit entrückt zu sein.
    »General, verlassen Sie sich darauf, dass ich Sie in dieser Regierung unterstütze«, sagte Golowko. Was er auch ernst meinte. Der Verteidigungsminister war … nun, er fand stets die richtigen Worte, war aber irgendwie nicht imstande, auch gute Ideen zu entwerfen. Er plapperte im Grunde nur nach, was andere sagten. Insofern war er ein perfekter Politiker.
    »Danke, Sergei Nikolaiewitsch.« Der General verbeugte sich höflich. »Heißt das, ich darf erwarten, dass auch für die Streitkräfte etwas von den Reichtümern übrig bleibt, die uns so unverhofft in den Schoß gefallen sind?«
    »Zu gegebener Zeit werde ich mich beim Präsidenten dafür stark machen, ja.«
    Dann werde ich wohl schon pensioniert sein und meine Memoiren schreiben oder wer weiß was tun , dachte Bondarenko. Sei’s drum, wenn ich wenigstens noch ein paar Reformen auf den Weg bringen und mitentscheiden kann, wer meinen Posten übernimmt . Er war Oberbefehlshaber seiner Armee und hatte keine höheren Ambitionen.
    »Ich danke Ihnen, Genosse Minister. Ihr Job ist schwierig, ich weiß. Nun, gibt es noch etwas über die Chinesen, das ich wissen sollte?«
    Minister Golowko wünschte sehr, dem General sagen zu können, dass der SVR keine funktionierende Verbindung mehr zur Volksrepublik unterhielt. Sein Mann vor Ort, ein hoher Ministerialbeamter und langjähriger Angestellter des KGB, war aus Gesundheitsgründen in den vorzeitigen Ruhestand getreten.
    Aber Golowko konnte nicht zugeben, dass diese letzte russische Quelle in der Verbotenen Stadt nicht mehr sprudelte und dass es deshalb keine weiteren Erkenntnisse gab, die notwendig gewesen wären, um einzuschätzen, was die Volksrepublik mittelfristig und auf lange Sicht vorhatte. Da gab es zwar noch den russischen Botschafter in Peking, und der war beileibe kein Hanswurst, aber ein Diplomat sah meist nur das, was ihm das Gastland zu zeigen bereit war. Gleiches galt für die Militärattachés, die zwar als Geheimdienstoffiziere ausgebildet waren, aber auch nur das vom chinesischen Militär zu sehen bekamen, was sie sehen sollten – und selbst dies musste Moskau Schritt für Schritt nachvollziehen wie ein Tanzpartner beim Walzer. Nein, es gab keinen Ersatz für einen guten Geheimdienstoffizier mit einem Netz von Agenten, die der anderen Regierung auf die Finger schauten, damit er, Golowko, wusste, was jenseits der Grenze vor sich ging und was er seinem Präsidenten darüber mitteilen konnte. Es kam nicht häufig vor, dass Golowko eingestehen musste, schlecht informiert zu sein – wie in diesem Fall –, und es widerstrebte ihm, dieses Manko dem General gegenüber zuzugeben.
    »Nein, Gennadi Josifowitsch, ich habe keinen Anlass anzunehmen, dass die Chinesen uns gefährlich werden könnten.«
    »Genosse Minister, die Funde in Sibirien sind so gewaltig, dass die Machthaber in Peking mit Sicherheit darüber nachdenken werden, wie sie sich daran bereichern könnten. Ich an ihrer Stelle würde sehr wohl entsprechende Pläne ausarbeiten. Hätten sie die neuen Lagerstätten unter ihrer Kontrolle, bräuchten sie kein Öl mehr zu importieren und könnten zusätzlich viel Geld verdienen. Und das Gold … nun, das spricht doch für sich selbst, Genosse, oder?«
    »Vielleicht.« Golowko nickte. »Aber im Moment sehen ihre Wirtschaftsdaten ganz positiv aus. Und einen Krieg fängt keiner an, dem es gut geht.«
    »Den Deutschen ging es 1941 auch nicht schlecht. Das hat Hitler aber nicht davon abgehalten, uns seine Truppen auf den Hals zu schicken«, brachte der Oberbefehlshaber der russischen Armee in Erinnerung. »Auch wenn der Bauch voll ist, bedient man sich gelegentlich vom Apfelbaum des Nachbarn. Und es sei nur, um festzustellen, wie der Apfel schmeckt«, philosophierte

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