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Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)

Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)

Titel: Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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gering.«
    »Du bist ein Philosoph«, erwiderte Prowalow grinsend. Er konnte diesen Amerikaner gut leiden. Sie beide hatten viel miteinander gemein.
    »Kennst du den Unterschied zwischen einem klugen Kopf und einem Esel?«
    »Du wirst ihn mir gleich verraten.« Prowalow machte sich auf einen Kalenderspruch gefasst.
    »Der Esel macht viel mehr Fehler, weshalb du ihm keine wichtige Aufgabe anvertrauen würdest.« Der Wodka macht tranig , dachte Reilly. »Einem klugen Kopf traut man dagegen allerhand zu. Und während der Esel gar nicht erst in die Verlegenheit kommt, Mist zu bauen, hat der Kluge jede Menge Gelegenheit dazu. Oleg, ein einfacher Soldat kann eine Schlacht nicht verlieren, wohl aber ein General. Generale sind gescheit, oder? Ärzte auch, aber trotzdem passieren ihnen immer wieder Kunstfehler. Es liegt in der Natur des Menschen, dass er Fehler macht. Köpfchen und Erfahrung ändern daran gar nichts. Ich mach Fehler, du machst welche.« Wieder hob Reilly sein Glas. »Und so auch Genosse Suworow.« Er wird über seinen Schwanz stolpern , dachte Reilly, Hurenbock, der er ist . Er wäre nicht der Erste, dem die Brunst zum Verhängnis wurde. Und wahrscheinlich auch nicht der Letzte.
     
    »Hat’s geklappt?«, fragte Ming.
    »He?« Nomuri traute seinen Ohren nicht. Er wähnte sie noch im seligen Ausklang der Lust. Wie üblich rauchten beide ihre Zigarette danach.
    »Ich habe auf deine Bitte hin dieses Computerprogramm geladen. Und jetzt frage ich, ob’s geklappt hat?«
    »Ich weiß nicht«, gab Nomuri vorsichtig zur Antwort. »Ich hab’s noch nicht nachgeprüft.«
    »Das glaube ich nicht.« Ming lachte. »Ich bin doch nicht auf den Kopf gefallen. Du hast mich zur Spionin gemacht«, sagte sie und kicherte.
    »Wie bitte?«
    »Du wolltest, dass ich dir Zugang zu meinem Computer verschaffe, damit du meine Aufzeichnungen lesen kannst, nicht wahr?«
    »Macht dir das was aus?« Er hatte ihr eine ähnliche Frage schon einmal gestellt und eine ihm genehme Antwort erhalten. Wie aber dachte sie jetzt darüber? Offenbar hatte sie ihn durchschaut. Nun, das war zu erwarten gewesen, oder? Ein dummes Mädchen wäre als Spezialagentin auch nicht zu gebrauchen. Aber hatte er sie richtig eingeschätzt? War sie womöglich patriotischer als gedacht? Dass er dem Reflex, am ganzen Körper zu verkrampfen, widerstehen konnte, war schon erstaunlich, und er gratulierte sich dazu.
    Sie brauchte nur wenig Bedenkzeit. »Nein.«
    Nomuri hütete sich, seine Erleichterung allzu deutlich werden zu lassen.
    »Dann vergiss die Sache einfach. Du brauchst nichts mehr für mich zu tun.«
    »Bis auf das hier.« Und sie kicherte wieder.
    »Solange ich dir gefalle ...«
    »Das kann dauern«, sagte sie und legte ihren Kopf auf seine Brust.
    Warum auch nicht, dachte Nomuri.

16
GOLDSCHMELZE
    Pawel Petrowitsch Gogol mochte seinen Augen nur deshalb trauen, weil er als junger Mann riesige Panzerverbände der Roten Armee durch die Westukraine und Polen hatte rollen sehen und deshalb einen solchen Anblick kannte. Die Fahrzeuge, die er jetzt sah, waren allerdings noch größer und knickten die Bäume, die ihnen im Weg standen und noch nicht weggesprengt worden waren, wie Streichhölzer um. Die kurze Sommerzeit ließ es nicht zu, dass man sich die Mühe gab, Bäume zu roden und Straßen anzulegen. Das Explorationssteam hatte die Quelle des Goldstaubs überraschend schnell ausfindig gemacht. Jetzt war ein Heer von Zivilisten und Militärs dabei, die Gegend zu erschließen. Es wurden breite Schneisen durch Tundra und Wälder geschlagen und Tonnen über Tonnen von Schotter darauf verteilt, in der Hoffnung, dass er sich mit der Zeit verfestigte und eine haltbare Fahrdecke bilden würde, was aber bei den hiesigen Wetterverhältnissen eigentlich nicht zu erwarten war. Über diese neu angelegte Straße sollte schweres Schürfgerät herbeigeschafft werden und Material für den Bau von Häusern – hier in ›seinen‹ Wäldern. Man hatte ihm gesagt, dass die Mine seinen Namen tragen sollte, ihm zu Ehren. Doch dieses Versprechen war so viel Wert wie Spucke. Und man hatte ihm einen Großteil der vergoldeten Wolfspelze weggenommen, allerdings gegen eine, wie er selbst einräumen musste, recht großzügige Abstandssumme. Außerdem war ihm ein Jagdgewehr geschenkt worden: eine österreichische Steyr vom Kaliber .338 mit einem Zeiss-Zielfernrohr. Eine großartige Waffe, über die er sich sehr gefreut hatte. Sie war brandneu – er hatte bislang erst 15 Schuss daraus

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