Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)

Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)

Titel: Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
Vom Netzwerk:
Klamotten?«, fragte Prowalow über Funk.
    »Sie, Genosse Leutnant.« Alle anderen waren wie Arbeiter angezogen und würden hier nicht hingehören. Die Kundschaft des Prinzen Michael von Kiew bestand zur Hälfte aus Ausländern, und in einer so vornehmen Gesellschaft musste man gut angezogen sein. Die Restaurantleitung achtete darauf. Prowalow sprang aus dem Lieferwagen und steuerte mit zügigen Schritten auf den von einem Baldachin überspannten Eingang zu. Der Portier ließ ihn passieren – im neuen Russland wurde auf die Garderobe mehr Wert gelegt als in den meisten anderen europäischen Ländern. Immerhin blieb es Prowalow erspart, seine Polizeimarke ziehen zu müssen, was sich hier bestimmt nicht gut machte. Womöglich hatte Koniew/Suworow in den Reihen des Personals Bekannte, die ihm stecken würden, dass ein Bulle gekommen war. Plötzlich kam Prowalow auf eine zündende Idee. Er suchte sofort die Herrentoilette auf und holte sein Handy aus der Tasche.
    »Hallo?«, meldete sich eine vertraute Stimme.
    »Mischka?«
    »Oleg?«, fragte Reilly. »Was kann ich für dich tun?«
    »Kennst du den Prinzen Michael von Kiew?«
    »Klar. Warum?«
    »Ich brauche deine Hilfe. Wie schnell kannst du hier sein?«, fragte Prowalow. Er wusste, dass Reilly nur rund zwei Kilometer entfernt wohnte.
    »In zehn, fünfzehn Minuten.«
    »Beeil dich. Ich bin an der Bar. Und schmeiß dich in Schale«, fügte der Leutnant hinzu.
    »Bis gleich«, antwortete Reilly und fragte sich, wie er seiner Frau erklären sollte, dass es mit dem gemütlichen Abend vorm Fernseher für ihn vorbei war.
    Prowalow ging an die Bar, bestellte einen Pfefferwodka und steckte sich eine Zigarette an. Die Zielperson saß ebenfalls an der Bar, sieben Hocker entfernt und vor einem einsamen Drink. Vielleicht wartete er darauf, dass der von ihm bestellte Tisch frei wurde. Das Restaurant war voll. Auf der gegenüberliegenden Seite spielte ein Streichquartett Rimski-Korsakow. Hier als Stammgast zu verkehren würde sich Prowalow bei seinem Gehalt nicht erlauben können. Koniew/Suworow aber schien dazu in der Lage zu sein, was eigentlich nicht weiter verwunderte. Viele Ex-KGBler hatten sich unter den neuen Verhältnissen sehr schnell zurechtgefunden, denn sie waren gerissen und kannten sich aus. Sie hatten in dieser von Korruption geprägten Gesellschaft schnell eine Marktnische entdeckt und waren als Mitglieder alter Seilschaften nach allen Seiten hin abgesichert.
    Prowalow wollte gerade einen zweiten Drink bestellen, als Reilly auftauchte.
    »Oleg Gregoriewitsch«, grüßte Reilly sehr amerikanisch in der Aussprache und sehr laut, was in diesem Ambiente unauffälliger war als gedecktes Verhalten. Auch an seiner Aufmachung war gut zu erkennen, dass er aus dem Ausland stammte.
    »Mischka!« Prowalow schüttelte dem Freund die Hand und bestellte bei dem Mann hinter der Bar etwas zu trinken.
    »Und, wer ist es?«, fragte der FBI-Agent leise.
    »Der graue Anzug, sieben Hocker weiter links.«
    »Aha. Wer ist das?«
    »Zurzeit nennt er sich Koniew, Iwan Juriewitsch. Aber wir haben Grund zu der Annahme, dass es sich um Klementi Iwanowitsch Suworow handelt.«
    »Oh! Was kannst du mir sonst noch sagen?«
    »Wir sind ihm gefolgt, mit drei Wagen. Einmal hat er vorsorglich ein Ausweichmanöver versucht, aber wir hatten ihn schon bald wieder am Haken.«
    »Gut«, lobte Reilly. Obwohl in seinem Amt unzulänglich ausgestattet, war Prowalow ein guter Bulle, der auch beim FBI einen hohen Posten bekleiden würde. Oleg hatte eine feine Spürnase. Einen KGBler rund um Moskau zu verfolgen war nicht weniger knifflig als die Beschattung eines paranoiden Mafioso in Queens. Reilly nippte an seinem Pfefferwodka und drehte sich auf dem Hocker nach links. Jenseits der Zielperson saß eine dunkelhaarige Schönheit in einem aufreizenden schwarzen Fummel, eine teure Hure, die sehr deutlich zu erkennen gab, dass sie gerade ohne Begleitung war. Sie hatte den ganzen Raum mit ihren dunklen Augen im Blick. Auch Reilly war hellwach, doch sein Interesse galt nur zum Schein der schönen Frau. In Wahrheit musterte er den Mann, der vor ihr saß. Er war um die fünfzig, gut gekleidet, im Großen und Ganzen eher unauffällig. Offensichtlich auf einen Tischplatz wartend, befingerte er seinen Drink und starrte in die verglaste Rückwand der Bar. Auf den Amerikaner und dessen russischen Freund achtete er nicht. Was konnte ihn ein amerikanischer Geschäftsmann interessieren? Und überhaupt, der Ami schielte ständig

Weitere Kostenlose Bücher