Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)
Talent, und wir haben ihm alles Nötige mit auf den Weg gegeben. Er wird den Chinesen unseren Standpunkt deutlich zu verstehen geben. Die Frage ist, ob sie sich überzeugen lassen und bereit sind, mitzuspielen.«
»Wenn nicht, werden schwere Zeiten auf sie zukommen«, sagte der Präsident, nicht kalt, aber in entschiedenem Tonfall. »Falls sie meinen, uns rumschubsen zu können, wäre es gut, sie erführen bald, wer der Chef im Ring ist.«
»Sie werden sich wehren. Denken Sie daran, erst vor vier Tagen haben sie eine Kaufoption auf vierzehn 777er ausgesprochen. Die würden sie als Erstes zurückziehen. Dabei geht es um eine Stange Geld und etliche Arbeitsplätze bei Boeing in Seattle«, warnte der Außenminister.
»Für Erpressung habe ich noch nie viel übrig gehabt, Scott. Und hier haben wir, so fürchte ich, einen klassischen Fall dafür, dass Pfennigfuchserei zu enorm großen Schäden führen kann. Wenn wir ihnen in dieser Sache nachgeben, verlieren wir woanders zehnmal mehr Geld und Tausende von Arbeitsplätzen – vielleicht nicht an einer Stelle, was weniger interessant für die Medien wäre, weil sie dann nicht die ganz große Story kriegen. Aber ich bin verdammt noch mal nicht gewählt worden, um die Medien glücklich zu machen. Ich bin hier, um nach meinen besten Möglichkeiten und Fähigkeiten dem Volk zu dienen. Und bei Gott, dafür setze ich mich ein«, versprach der Präsident.
»Ich zweifle nicht daran, Jack«, sagte Adler. »Aber so, wie Sie sich das vorstellen, wird’s wohl leider nicht laufen.«
»Das wird es nie. Aber wenn sich die Chinesen einer raueren Gangart bedienen wollen, wird sie das mehrere Milliarden Dollar im Jahr kosten. Wir können auch ohne ihre Produkte auskommen. Aber ob sie ohne unser Geld auskommen?«
»Warten wir’s ab«, antwortete Minister Adler. »Das wird sich noch rausstellen.«
21
SCHWELBRAND
»Was hat sich letzte Nacht noch ergeben?«, fragte Reilly. Er war erst spät ins Büro gekommen, ahnte aber, dass sich etwas in der Panzerfaust-Sache bewegte. Direktor Murray wollte den Fall geklärt wissen, weil der Präsident daran interessiert war, und damit hatte dieser Fall Priorität vor dem alltäglichen Kleinkram, der über Reillys Schreibtisch ging.
»Unser chinesischer Freund – ich meine den, der auf der Toilette war – ist die Nummer drei seiner Botschaft. Und die Leute vom SVR vermuten, dass er dem Ministerium für Staatssicherheit angehört. Unser Außenministerium hält ihn nicht gerade für das, was man unter einem klugen Diplomaten versteht.«
»So tarnt sich ein Spitzel am besten: als Einfaltspinsel«, erwiderte Reilly. »Ich glaube, er ist ein Spieler.«
»Sieht so aus«, stimmte Prowalow zu. »Jetzt wär’s schön zu wissen, wer wem was zugesteckt hat.«
»Oleg Gregoriewitsch« – Reilly hatte Gefallen an der semi formellen Art der russischen Anrede gefunden –, »wenn ich Stielaugen gemacht hätte, würde ich jetzt womöglich nichts mehr sagen können.« Echte Profis waren so geschickt wie die besten Zinker von Las Vegas. Um denen auf die Schliche zu kommen, brauchte man schon eine Zeitlupenkamera mit guter Auflösung, und ein solches Gerät war zum Observieren ein bisschen zu klobig. So viel stand immerhin fest: Koniew/Suworow und der Chinese waren beide im Spitzelgewerbe, und das zu wissen, brachte sie schon einen guten Schritt weiter. »Habt ihr das Mädchen überprüft?«
»Ja. Sie heißt Jelena Iwanowa Dimitrowa.« Prowalow reichte ihm ihre Akte. »Ein Flittchen, eins der gehobenen Preisklasse.«
Reilly schlug die Akte auf und las. Einschlägig bekannte Prostituierte, spezialisiert auf Ausländer. Das Foto war sehr schmeichelhaft.
»Du warst heute früh im Büro, nicht wahr?«, fragte Reilly, erstaunt darüber, wie viel Arbeit bereits getan war.
»Schon vor sechs«, antwortete Oleg. Der Fall wurde auch für ihn immer aufregender. »Jedenfalls war sie die ganze Nacht über bei Klementi Ivanowitsch. Gegen 7.40 Uhr hat sie seine Wohnung verlassen und ein Taxi bestiegen. Laut Auskunft meiner Leute soll sie glücklich und zufrieden ausgesehen haben.«
Reilly schmunzelte. Für diese Jelena war also Feierabend gewesen, als Oleg schon wieder bei der Arbeit saß. Das musste ihn bestimmt für sie einnehmen, dachte Reilly. »Schön für unsere Zielperson. Ich schätze, auf diese angenehmen Dinge wird er bald verzichten müssen«, sagte der FBI-Mann und nahm an, den russischen Kollegen damit ein bisschen aufmöbeln zu
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