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Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)

Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)

Titel: Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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wäre. Er rasierte sich wahrscheinlich trocken, nicht weil er sich zu schneiden fürchtete, sondern weil er kein Blut sehen konnte.
    »Wann fliegen Sie los?«, fragte EAGLE seinen Untergebenen.
     
    Barry Wise hatte schon gepackt. Darin war er Experte, denn er reiste fast so viel wie der vollbeschäftigte Pilot einer internationalen Fluggesellschaft. Der schwarze Ex-Marine war 54 Jahre alt und Mitarbeiter von CNN, seit es diesen Sender gab, also schon über 20 Jahre. Er hatte Storys über die Contras in Nicaragua geliefert, die ersten Bombenabwürfe über Bagdad kommentiert, war dabei gewesen, als im ehemaligen Jugoslawien Massengräber ausgehoben wurden, und hatte über den Völkermord in Ruanda berichten müssen, bedauernd und doch gleichzeitig dem Himmel dankbar dafür, dass sich der grauenvolle Gestank auf den Straßen des Todes nicht auch noch übers Fernsehen mitteilen ließ. Ein Gestank, der ihn seither bis in die Träume verfolgte. Als Nachrichtenprofi sah Wise seine Lebensaufgabe darin, die Wahrheit vom Ort des Geschehens an Interessierte weiterzugeben – und das Interesse aller anderen zu gewinnen. Eine besondere persönliche Ideologie besaß er kaum, war aber ein treuer Anhänger des Glaubens an Gerechtigkeit und hoffte, einen Beitrag dazu leisten zu können, indem er die ›Geschworenen‹, also sein Fernsehpublikum, korrekt informierte. Er und seinesgleichen hatten dazu beigetragen, dass sich Südafrika vom Apartheidstaat zu einer funktionierenden Demokratie entwickelte und dass der Weltkommunismus schließlich abdanken musste. Nach seiner festen Überzeugung war die Wahrheit die mächtigste Waffe überhaupt, wenn man sie denn kundtun konnte und auch Hinz und Kunz damit erreichte. Darauf legte Wise im Unterschied zu vielen Kollegen großen Wert, und er fragte sich ständig, ob er seinem Anspruch auch genügte.
    An der Tür gab er seiner Frau zum Abschied einen Kuss und versprach, ihr und den Kindern wie immer etwas Hübsches mitzubringen. Dann trug er seine Reisetasche zum Wagen – er leistete sich mit seinem roten Mercedes-Zweisitzer einen teuren Spleen – und fuhr auf der Ringstraße von Washington D.C. nach Süden zur Andrews Air Force Base. Er musste frühzeitig da sein, weil die Air Force strenge Sicherheitskontrollen durchführte. Wohl aus Sorge, dass wie in diesem blödsinnigen Film schwerbewaffnete Terroristen unbehelligt an sämtlichen Wachposten vorbeispazierten – die Soldaten der Air Force waren immerhin mit Gewehren bewaffnet und erweckten doch zumindest den Anschein, dass sie für Sicherheit sorgen konnten –, um dann auch noch eine Maschine der 89 th Military Airlift Wing zu kapern. Dies war ungefähr so wahrscheinlich, als würde ein Taschendieb ins Oval Office eindringen und dem Präsidenten das Portemonnaie klauen. Wie auch immer, das Militär pflegte seine Regeln, so sinnlos sie auch sein mochten – das kannte Wise noch aus seiner Zeit bei der Army. Also ließ er brav alle Kontrollen über sich ergehen und von Wachsoldaten durchchecken, die ihn besser kannten als ihre eigenen Vorgesetzten, und gelangte endlich in die VIP-Lounge am Ende der Startbahn Zero-One, wo er auf die offizielle Delegation wartete. Mit ihr bestieg er dann schließlich die altehrwürdige VC-137 für den langen Flug nach Peking. Die Sitze waren so bequem, wie sie in einem Flugzeug nur sein konnten, und der Service so gut wie in der ersten Klasse, aber ein Flug dieser Länge war dennoch eine Marter.
     
    »Bin noch nie dort gewesen«, sagte Mark Gant zur Antwort auf George Wilsons Frage. »Und was ist dieser Rutledge für einer?«
    Der Finanzminister zuckte mit den Achseln. »Typischer Karrierist. Hat es schon ziemlich weit nach oben geschafft, vor allem dank guter Protektion. Er stand Ed Kealty sehr nahe.«
    Gant merkte auf. »Ach, und warum hat Ryan ihn dann nicht gefeuert?«
    »Das ist nicht seine Art«, antwortete Winston und fragte sich im Stillen, ob in diesem Fall nicht wieder einmal der gesunde Menschenverstand einem Prinzip geopfert worden war.
    »Er ist in manchen Dingen ziemlich naiv, nicht wahr?«
    »Vielleicht. Aber er ist geradeheraus, und damit kann ich leben. Übrigens, wir können’s ihm verdanken, wenn der Kongress unsere Steuervorschläge annimmt.«
    Gant war noch skeptisch. »Vorausgesetzt, die versammelten Lobbyisten von Washington schmeißen sich nicht noch in letzter Minute vor den fahrenden Zug.«
    Winston reagierte mit einem belustigten Prusten. »Immerhin würden so die Räder

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