Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)
können.
»Hoffentlich«, sagte Prowalow. »Ich habe vier Männer vor seiner Wohnung positioniert. Sobald er aus dem Haus ist und es den Anschein hat, dass er längere Zeit weg bleibt, werde ich Spezialisten in die Wohnung einsteigen und ein paar Wanzen installieren lassen.«
»Wissen die auch, wie man so etwas möglichst unauffällig tut?«, fragte Reilly. Suworow würde womöglich Vorkehrungen getroffen haben, die ihn darauf aufmerksam machten, falls Unbefugte in der Wohnung gewesen waren.
»Die sind auch beim KGB ausgebildet worden. Einer von ihnen hat in den 90er Jahren geholfen, einen französischen Geheimdienstoffizier zu schnappen. Übrigens, ich hätte da eine Frage an dich.«
»Schieß los.«
»Was weißt du über eine in England stationierte Sondereinheit zur Terroristenbekämpfung?«
»Du meinst die Men in Black?«
Prowalow nickte. »Ja. Weißt du Näheres über sie?«
Reilly wusste nicht viel, aber ihm war klar, dass er jetzt auf jedes Wort achten musste. »Ich weiß im Grunde auch nur das, was in den Zeitungen darüber zu lesen steht. Es handelt sich um eine multinationale NATO-Truppe, teils aus Militär, teils aus Polizeikräften bestehend. Sie hatte im vergangenen Jahr einige Erfolge zu verzeichnen. Warum fragst du?«
»Ich bin von höherer Stelle, die von unserer Freundschaft weiß, ausdrücklich darum gebeten worden, dich zu fragen. So viel ich weiß, kommt diese Truppe nach Moskau, um mitzuhelfen, unsere Leute auszubilden – ehemalige Spetsnaz-Leute, die später eine ähnliche Aufgabe übernehmen sollen«, erklärte Oleg.
»Tatsächlich? Nun, mit solchen Geschichten habe ich nie direkt zu tun gehabt, abgesehen von einem kurzen Zwischenspiel bei einem regionalen SWAT-Team. Gus Werner kennt sich bestimmt sehr viel besser aus. Gus leitet eine neue Antiterroreinheit im Hauptquartier des FBI. Davor war er Chef eines HRT-Teams zur Befreiung von Geiseln und hatte ein großstädtisches Einsatzkommando unter sich. Ich kenne ihn nur flüchtig, hab ihm mal guten Tag gesagt. Gus hatte eine sehr gute Rep.«
»Eine Rep?«
»Reputation, also einen guten Ruf, Oleg. Er genießt bei den Einsatzagenten großes Ansehen. Aber wie gesagt, das ist die Sparte des Büros, bei der es in erster Linie um Muskeln geht. Ich war immer in der Riege der Schachspieler.«
»Zuständig für Ermittlungen?«
Reilly nickte. »Ja, und das ist auch die ureigene Aufgabe des FBI, das sich allerdings über die Jahre ein bisschen verändert hat.« Nach einer kurzen Pause fragte er, um auf das eigentliche Thema zurückzukommen: »Ihr behaltet also diesen Suworow/ Koniew gut im Auge?«
»Ja, natürlich möglichst diskret.«
»Es scheint, dass er mit dem chinesischen Geheimdienst zusammenarbeitet. Glaubst du, er könnte es auf Golowko abgesehen haben?«
»Das ist jedenfalls nicht auszuschließen.«
Reilly nickte und dachte, dass Washington und die CIA bestimmt interessiert aufmerken würden, wenn sie davon erführen.
»Ich will die Akten aller, die je mit ihm zusammengearbeitet haben«, verlangte Sergei Nikolaiewitsch. »Und ich will, dass Sie mir seine Akte beschaffen.«
»Ja, Genosse Vorsitzender«, sagte Major Schelepin und nickte kurz mit dem Kopf.
Was in der von einem Oberst der Miliz durchgeführten Einsatzbesprechung am Morgen zu hören gewesen war, hatte weder dem SVR-Chef noch seinem Personenschutz gefallen. Die endlos langen Wege innerhalb der russischen Bürokratie waren dankenswerterweise abgekürzt worden, so dass die Information ausnahmsweise einmal sehr schnell diejenigen erreichte, die sie am dringlichsten betraf, nicht zuletzt jenen Mann, der womöglich nur knapp mit dem Leben davongekommen war.
»Und wir werden eine Spezialeinheit zusammensetzen, die diesem Prowalow unter die Arme greifen kann.«
»Natürlich, Genosse Vorsitzender.«
Seltsam, dachte Sergei Nikolaiewitsch, wie schnell sich doch alles veränderte. Er erinnerte sich noch lebhaft an den Morgen des Anschlags – so etwas vergaß man nicht so leicht. Doch nach nur wenigen Tagen der Unsicherheit und Furcht hatte er sich wieder beruhigt und fest daran geglaubt, dass mit diesem halbseidenen Awseijenko das richtige Opfer getroffen worden und sein eigenes Leben nie wirklich in Gefahr gewesen war. Vor diesem Hintergrund machte sich die ganze Geschichte wie ein gewöhnlicher Verkehrsunfall aus, den man zufällig miterlebt hatte und schnell wieder vergessen konnte, weil er für einen selbst kaum von Belang war. Mit einem Fahrer wie Anatoli und
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