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Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)

Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)

Titel: Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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einem so gut gepanzerten Dienstwagen wie dem seinen konnte ihm, Sergei, ein solches Unglück nicht widerfahren.
    Nun aber packte ihn wieder die Angst, schlimmer noch als an jenem hellen Morgen, als er durch das Fenster seines Büros hinunter auf das rauchende Autowrack gestarrt hatte. Offenbar schwebte er immer noch in Gefahr. Der Gedanke daran war ihm unerträglich.
    Besonders schrecklich war, dass der mutmaßliche Gegner aus den eigenen Reihen kam und als ehemaliger KGB-Offizier mit Verbindungen zur Spetsnaz außerdem Kontakt zu den Chinesen unterhielt …
    Aber warum sollten es die Chinesen ausgerechnet auf ihn abgesehen haben? Und gesetzt den Fall, er stand ihnen aus unerfindlichen Gründen im Weg – wieso hätten sie dann einen so abenteuerlichen und aufsehenerregenden Anschlag inszenieren sollen? Das ergab einfach keinen Sinn.
    Doch als erfahrener Geheimdienstler hatte sich Golowko längst von der Vorstellung verabschiedet, dass sich das Weltgeschehen nach Sinn und Verstand vollzog. Er brauchte jetzt unbedingt mehr Informationen – nur gut, dass er an der Quelle saß. Auch wenn er nicht mehr so mächtig war wie einst, so hatte er doch immerhin noch die Möglichkeiten, sich selbst zu helfen. Oder?
     
    Im Ministerium ließ er sich möglichst selten blicken, schließlich wollte er nicht, dass seine Agentin in Schwierigkeiten geriet. Das war ihm während der Ausbildung auf der Farm eingetrichtert worden: Die CIA operierte nicht zuletzt in Ländern, wo man mit einer Pistole, einem Messer oder der Faust auf seine Rechte aufmerksam gemacht wurde, weshalb man als Führungsoffizier tunlichst darauf bedacht sein sollte, dass man seine Agenten nicht kompromittierte. Und er, Nomuri, musste doppelt vorsichtig sein, war er doch der Geliebte seiner Agentin. Wenn er sie brüskierte, würde sie wahrscheinlich die Zusammenarbeit aufkündigen, und er stünde vor Mary Pat da wie ein Esel. Die installierte Software zu löschen wäre zwar kaum möglich, aber man konnte ja auch die Festplatte neu formatieren und überspielen, was denselben Zweck erfüllen würde.
    Aus all diesen Gründen wollte Nomuri eigentlich gar nicht hier sein, aber er war nicht nur Spion, sondern auch Geschäftsmann und von einem Kunden ins Amt gerufen worden. Eine Kollegin von Ming hatte ein Computerproblem, worum er sich als NEC-Vertreter kümmern musste.
    Es war nur eine Bagatelle, wie sich herausstellte. Frauen und Computer … Eher konnte man ein vierjähriges Kind unbeaufsichtigt auf einem Berg von Streichhölzern zurücklassen, dachte Nomuri, hütete sich aber natürlich, einen solchen Gedanken laut auszusprechen. Zum Glück war Ming nicht im Büro, als er zur Tür hereinkam. Er ging unverzüglich an den Arbeitsplatz der Kollegin, hatte in nur drei Minuten das beanstandete Problem behoben und erklärte der Sekretärin, wie der Fehler zustande gekommen war und wie sie ihn beheben konnte, wenn er noch einmal auftreten sollte. Lächelnd und mit einer höflichen Verbeugung nach japanischer Art verabschiedete er sich und strebte wieder dem Ausgang zu, als sich die Tür zum Nebenraum öffnete und Ming in Begleitung von Minister Fang hereinspaziert kam.
    Sie blickte von ihren Unterlagen auf, die sie in der Hand hielt, und rief verwundert: »Oh, hallo, Nomuri-san!« Fang nahm von ihm kaum Notiz. Mit einer Handbewegung forderte er eine der anwesenden jungen Frauen auf, ihm zu folgen, und verschwand wieder in seinem Büro.
    »Hallo, Genossin Ming«, grüßte Nomuri auf Englisch. »Ist mit Ihrem Computer alles in Ordnung?«
    »Ja, danke.«
    »Gut. Sie haben ja meine Karte und wissen, wie ich zu erreichen bin, falls ein Problem auftauchen sollte.«
    »O ja. Haben Sie sich in Peking schon gut eingelebt?«, erkundigte sie sich höflich.
    »Ja, das habe ich. Danke der Nachfrage.«
    »Sie sollten vielleicht einmal unsere chinesische Küche probieren und nicht immer nur die Kost Ihres Heimatlandes bevorzugen. Allerdings gebe ich gern zu, in letzter Zeit Geschmack an japanischen Würsten entwickelt zu haben«, gestand sie ihm und allen anderen Anwesenden mit einer Miene, auf die selbst Pokerface Amarillo Slim hätte stolz sein können.
    Es fehlte nicht viel und Chester Nomuris Herz hätte ausgesetzt. »Ah, ja«, glaubte er schnell antworten zu müssen, als er wieder Luft geschnappt hatte. »Manche sind ganz lecker.«
    Ming nickte und kehrte an ihren Schreibtisch zurück, worauf sich auch Nomuri mit einer höflichen Verbeugung verabschiedete und nach draußen eilte,

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