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Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)

Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)

Titel: Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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dem Verkehrsflugzeug war tatsächlich als ein tragisches Unglück bewertet worden, worauf die Volksrepublik die amerikanische Navy eingeladen hatte, vor der Küste Chinas aufzukreuzen, um ›den Frieden zu sichern‹, wie man sich ausdrückte – als wäre Frieden etwas, das man in eine Metallbox einschließen und bewachen könnte. In Wahrheit verhielt es sich genau andersherum: Der Krieg war ein Tier, das, in einem Käfig eingesperrt, bei Bedarf freigelassen wurde.
    Hatte Präsident Ryan die chinesischen Absichten bezüglich der Zerstückelung der ehemaligen Sowjetunion durchschaut und die Volksrepublik mit seiner Anerkennung Taiwans zu bestrafen versucht? Möglich. Nach Einschätzung einiger Experten war Ryan für einen amerikanischen Politiker ungewöhnlich scharfsichtig, erklärlich dadurch, dass er vom Geheimdienst kam und womöglich auf seinem Gebiet sehr tüchtig gewesen war. Kürzlich erst hatten Japan und der Iran vorgeführt, wie dumm es war, den Gegner zu unterschätzen. Einen solchen Fehler würde Zhang nicht machen. Dieser Ryan hatte auf beide Pläne von Zhang sehr schlau reagiert und ansonsten kein Wort darüber verloren, geschweige denn mit Militärmanövern die Muskeln spielen lassen. Es gab auch nichts, was an die amerikanischen Medien oder an die eigenen, von der chinesischen Botschaft in Washington aus operierenden Geheimdienstler ›durchgesickert‹ wäre. Und wieder stellte sich die Frage: Warum hatte sich Ryan so und nicht anders verhalten? Zhang wusste einfach keine Antwort, was für einen Mann in seiner Position ein unerträglicher Zustand war. Sein Ministerpräsident würde womöglich bald genau diese Frage aufwerfen, und dann müsste er, Zhang, eine Antwort parat haben. Doch im Augenblick blätterte Xu wieder ostentativ in seinen Unterlagen, womit er zu verstehen gab, dass er unzufrieden war und momentan keinerlei Sympathie für sein Gegenüber übrig hatte.
     
    Keine zehn Meter entfernt und jenseits einer soliden Vollholztür hatte Lian Ming ihre eigenen Empfindungen. Sie saß in einem aus Japan importierten, teuren Schreibtischsessel, für den ein chinesischer Facharbeiter den vier- oder fünffachen Monatslohn hätte hinblättern müssen. Jedenfalls sehr viel mehr als für das neue Fahrrad, das sie kaum benutzte.
    Sie hatte an der Uni Englisch und Französisch studiert und war in beiden Sprachen gut genug, um sich in jeder Stadt der Welt verständlich machen zu können. Und weil ihr Boss sprachlich sehr viel weniger gut zurechtkam, wurden ihr alle möglichen diplomatischen und geheimdienstlichen Dokumente zur Einsicht vorgelegt. Der komfortable Sessel war konkreter Ausdruck der Dankbarkeit ihres Chefs für die Art, mit der sie seine Arbeit koordinierte, seinen Terminkalender führte und sich ihm auch gelegentlich auf andere Weise gefällig zeigte.

2
DIE TOTE GÖTTIN
    Hier hat sich alles abgespielt, dachte Chester Nomuri. Der riesig große Tiananmen-Platz, der ›Platz des Himmlischen Friedens‹, mit seinen hohen Mauern zur Rechten war wie … ja was? Er hatte keinen Vergleich parat. Wenn es denn irgendwo auf der Welt einen ähnlichen Platz gab, so war er ihm nie zu Gesicht gekommen.
    Ihm war, als starrten die Pflastersteine immer noch vor Blut. Er glaubte es riechen zu können, obwohl es über zehn Jahre her war, dass sich hier Massen von Studenten zusammengefunden hatten, um gegen die Regierung ihres Landes zu protestieren, Studenten, die nicht viel jünger gewesen waren als er seinerzeit in Kalifornien. Ihre Proteste hatten sich nicht so sehr gegen die Form dieser Regierung gerichtet als vielmehr gegen die Korruption an der politischen Spitze, was die Korrupten selbst natürlich nicht dulden konnten. Tja, wenn man das Wesen eines mächtigen Menschen hinterfragte, tat man im Osten wie im Westen gut daran, Diskretion walten zu lassen. Doch dieser Platz mit seiner langen Geschichte roher Brutalität war die gefährlichste Bühne überhaupt. Hier war Gewalt geradezu zu erwarten...
    … doch anfangs hatten sich die Soldaten noch geweigert, den Befehl zur gewaltsamen Auflösung auszuführen. Und das muss die Führung in ihrem Plüsch und den komfortablen Büros wirklich nervös gemacht haben. Denn wenn die Staatsorgane den Wünschen des Staates nicht mehr entsprechen, dann schreit alles nach Revolution (die es hier ja schon gegeben hatte und die an eben diesem Ort gewissermaßen begraben lag). Darum waren die Truppen, die sich dem Befehl widersetzt hatten, zurückgezogen und durch andere

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