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Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)

Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)

Titel: Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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hätte. Sie zeigten den Saal, damit die Zuschauer die Farben sehen konnten, mit einigen Aufnahmen von den Möbeln, auf denen niemand sitzen durfte, und mit einigen Nahaufnahmen von den Hauptbeteiligten, die an ihren Gläsern nippten und sich gegenseitig mit Wohlwollen überhäuften. Das hieß ›Atmo‹ und diente dem Zweck, den Zuschauern einen Eindruck zu vermitteln, wie es war, an einer großen, förmlichen und nicht sehr amüsanten Cocktailparty teilzunehmen. Die wirklich wichtigen Informationen zu dem Ereignis würden Leute wie Barry Wise und andere Korrespondenten beisteuern, die den Zuschauern das mitteilten, wozu die Bilder nicht in der Lage waren.
    Dann würde man in das Washingtoner CNN-Studio unterhalb der Union Station schalten, wo andere Kommentatoren darüber diskutieren würden, was zu ihnen durchgedrungen war und was nicht, um sich dann darüber auszulassen, was sie in ihrer unerschöpflichen Weisheit für den richtigen Kurs der Vereinigten Staaten von Amerika hielten. Das alles bekäme Präsident Ryan beim Frühstück zu sehen, wenn er die Zeitungen und den Early Bird las, eine für die Regierungsmitglieder angefertigte Zusammenstellung von wichtigen Zeitungsausschnitten. Beim Frühstück würde Jack Ryan seine eigenen knappen Kommentare abgeben, über die seine Frau dann vielleicht beim Mittagessen mit ihren Kollegen an der Johns Hopkins Medical School diskutieren würde, worauf diese sie wiederum ihren Ehegatten kolportieren würden. Dort war dann allerdings Schluss, und so blieb es oft ein Geheimnis, was der Präsident dachte.
    Der Empfang endete zum festgesetzten Zeitpunkt, und die Amerikaner kehrten in ihren Dienstwagen in die Botschaft zurück.
    »Und was können Sie uns nun, ganz unter uns, über die anstehenden Handelsgespräche sagen?«, fragte Barry Wise Rutledge in der Abgeschiedenheit der Lincoln-Stretchlimousine.
    »Eigentlich nicht viel«, erwiderte der Staatssekretär für auswärtige Angelegenheiten. »Wir werden uns anhören, was sie zu sagen haben, und sie werden sich anhören, was wir zu sagen haben, und dann sehen wir weiter.«
    »Die Chinesen wollen als bevorzugte Nation eingestuft werden. Wie stehen diesbezüglich ihre Chancen?«
    »Das zu entscheiden ist nicht meine Sache, Barry, das wissen Sie ganz genau.« Im Moment war Rutledge, dem der Jetlag zu schaffen machte, zu müde für eine intelligente Unterhaltung. Er wollte sich unter diesen Umständen auf keine näheren Auskünfte einlassen und nahm an, dass Wise sich darüber im Klaren war. Genau aus diesem Grund rückte ihm der Journalist weiter auf den Pelz.
    »Und worüber werden Sie sprechen?«
    »Selbstverständlich hätten wir gern, dass die Chinesen ihre Märkte stärker öffnen und sich außerdem mit einigen Fragen intensiver befassen, wie zum Beispiel Patent- und Urheberrechtsverletzungen, welche die amerikanische Wirtschaft immer wieder moniert.«
    »Die Dell-Computer-Sache?«
    Rutledge nickte. »Ja, das wäre ein Punkt.« Dann gähnte er. »Sie müssen mich entschuldigen. Der lange Flug … Sie kennen das ja.«
    »Ich war in derselben Maschine«, erinnerte ihn Barry Wise.
    »Na ja, dann stecken Sie das vielleicht besser weg als ich. Könnten wir dieses Gespräch vielleicht um einen Tag verschieben?«
    »Wenn Sie meinen.« Der CNN-Reporter mochte dieses geschniegelte Arschloch nicht besonders, aber es war eine Informationsquelle und Wise in der Informationsbeschaffungsbranche tätig. Es war ohnehin eine kurze Fahrt. Die Botschaftsautos luden die Mitglieder der offiziellen Delegation an der Botschaft ab und brachten die Journalisten in ihre Hotels.
    Die Botschaft hatte Übernachtungsmöglichkeiten für die gesamte Delegation bereitgestellt, hauptsächlich, um zu gewährleisten, dass nichts von dem, was gesprochen wurde, von den MSS-Wanzen in jedem Hotelzimmer der Stadt aufgezeichnet wurde. Das hieß allerdings nicht, dass die Unterbringung luxuriös war, obwohl Rutledge ein komfortables Zimmer hatte. Hier ließ das Protokoll Mark Gant im Stich, aber er hatte zumindest ein bequemes Einzelbett in einem eigenen kleinen Zimmer und ein Bad mit Dusche, das er sich jedoch mit jemand anders teilen musste. Er entschied sich für ein heißes Bad und eine der Schlaftabletten, die der Delegationsarzt ihm gegeben hatte. Sie sollte ihm zu etwa acht Stunden Schlaf verhelfen, womit er am nächsten Morgen ziemlich genau auf die Ortszeit eingestellt wäre. Dann würde es ein großes Arbeitsfrühstück geben, ähnlich dem, wie es

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