Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)
sie das wirklich glauben, wird es nicht einfach werden, mit ihnen zu verhandeln.«
»Warum?«, fragte Rutledge. Botschafter Hitch, sah Gant, nickte bereits. Offensichtlich verstand er diese chinesischen Barbaren besser.
»Leute, die so denken, haben nicht begriffen, dass Verhandlungen auf Geben und Nehmen basieren. Wer hier spricht, denkt, er kriegt das, was er will. Ich will, ihr gebt, und dann bin ich zufrieden. Wir stehen doch vor diesen Mistkerlen nicht einfach stramm, oder?«
»So lauten meine Anweisungen nicht«, antwortete Rutledge.
»Na gut, aber wissen Sie was?«, fuhr Gant fort. »Genau das sind die Anweisungen, die Ihr chinesischer Verhandlungspartner hat. Außerdem ist ihre wirtschaftliche Situation offensichtlich wesentlich prekärer, als man uns hat glauben lassen. Sagen Sie der CIA, sie brauchen in ihrer Abteilung Finanzen bessere Leute.« In diesem Moment wanderte der Blick des Botschafters zu dem Mann hinüber, der offensichtlich die lokale CIA-Dienststelle leitete.
»Sind sich die Chinesen im Klaren darüber, wie ernst ihre Lage ist?«, fragte Rutledge.
»Ja und nein. Zum einen wissen sie, dass sie die Devisen brauchen, um die gewünschten Geschäfte zu machen. Zum anderen denken sie, dass sie endlos so weitermachen können und dass eine solche Unausgeglichenheit in ihrem Fall natürlich ist, weil – tja, warum? Weil sie sich für so was wie eine verdammte Herrenrasse halten?«
Wieder war es Botschafter Hitch, der nickte. »Das nennt man den Reich-der-Mitte-Komplex. Ja, Mr. Gant, so sehen die Chinesen sich tatsächlich und sie erwarten von den anderen, dass sie zu ihnen kommen und ihnen etwas geben, während sie selbst nie als Bittsteller auftreten würden. Eines Tages wird ihnen das zum Verhängnis werden. Hier existiert eine institutionelle, vielleicht sogar rassistische Arroganz, die schwer zu beschreiben und noch schwerer in Zahlen auszudrücken ist.« Hitch sah zu Rutledge hinüber. »Sie haben einen interessanten Tag vor sich, Cliff.«
Gant merkte sofort, dass das keine guten Wünsche waren, die er dem Staatssekretär für auswärtige Angelegenheiten mit auf den Weg gab.
»Sie müssten jetzt gerade beim Frühstück sein«, sagte Minister Adler im East Room bei einem Hennessy.
Der Empfang war gut gelaufen – eigentlich fanden Jack und Cathy Ryan solche Anlässe genauso langweilig wie Wiederholungen von Gilligan’s Island , aber sie gehörten nicht weniger zur Präsidentschaft als die Rede zur Lage der Nation. Wenigstens das Essen war gut gewesen – eines der Dinge, worauf man sich im Weißen Haus verlassen konnte, war die Qualität des Essens –, aber die Leute waren Washingtoner gewesen. Selbst das , stellte Ryan zu seinem Missfallen fest, war im Laufe der letzten Jahre nicht viel besser geworden. Früher hatte sich der Kongress vorwiegend aus Leuten zusammengesetzt, deren Lebensziel der ›Dienst an der Öffentlichkeit‹ war, eine Phrase, deren edle Absicht all jene auf sich bezogen, die 130000 Dollar pro Jahr als ein fürstliches Salär betrachteten (es war erheblich weniger, als ein College-Aussteiger verdienen konnte, wenn er für eine Computerspiele-Firma Software entwickelte, und ganz erheblich weniger, als man an der Wall Street machen konnte) und deren eigentliches Ziel es war, den Gesetzen des Landes ihren Willen aufzuzwingen. Inzwischen hatten viele von ihnen, hauptsächlich dank der Reden, die der Präsident im ganzen Land gehalten hatte, tatsächlich der Öffentlichkeit gedient , indem sie sinnvolle Arbeit verrichteten. Bis sie dann, frustriert von den Machenschaften der Regierung, beschlossen, sich ein paar Jahre frei zu nehmen, um das Wrack zu reparieren, zu dem Washington verkommen war, bevor sie wieder in die reale Welt produktiver Arbeit flüchten würden. Die First Lady hatte einen Großteil des Abends damit zugebracht, mit dem Junior-Senator von Indiana zu sprechen, der im richtigen Leben ein renommierter pädiatrischer Chirurg war und dessen gegenwärtige Bemühungen darauf abzielten, die Reform des Gesundheitswesens so hinzubekommen, dass sie vielen der Bürger, denen sie doch eigentlich zugute kommen sollte, nicht zum Verhängnis wurde. Seine schwierigste Aufgabe war, den Medien klarzumachen, dass ein Arzt genauso gut Bescheid wissen konnte, wie man kranke Menschen gesund machte, wie die Lobbyisten in Washington.
»Das Material, das wir von Mary Pat bekommen haben, müsste Rutledge eine gewisse Hilfe sein.«
»Nur gut, dass dieser Gant dabei
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