Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)
des Vatikans schicken . (Foggy Bottom würde den Vatikan wahrscheinlich durch den Nuntius in Washington über die Angelegenheit in Kenntnis setzen. Vielleicht würde Minister Adler sogar persönlich hinfliegen, um ihnen offiziell sein Beileid zu übermitteln. Da fiel ihm ein, dass Präsident Ryan katholisch war. Vielleicht würde sogar er vorsprechen.) Okay, sagte sich Hitch, jedenfalls gab es auch hier Verschiedenes zu tun. Er ließ seinen Sekretär in der Residenz des Nuntius anrufen, wo er jedoch nur einen Chinesen an den Apparat bekam, und das half ihm nicht groß weiter. Was war mit der italienischen Botschaft?, dachte er als Nächstes. Der Nuntius war doch italienischer Staatsbürger, oder? Wahrscheinlich. Gut. Er zog seine Kartei zu Rate und wählte die Privatnummer des italienischen Botschafters.
»Paulo? Hier spricht Carl Hitch. Danke, und Ihnen? Leider habe ich schlechte Nachrichten … Der päpstliche Nuntius, Kardinal DiMilo, wurde in einem Pekinger Krankenhaus von einem Polizisten erschossen … es kommt in Kürze auf CNN, wann genau, kann ich Ihnen allerdings nicht sagen … wir sind ziemlich sicher, leider … das weiß ich nicht mit Sicherheit, aber soviel ich gehört habe, hat er versucht, die Tötung eines Kindes zu verhindern, beziehungsweise eine dieser Abtreibungen im Spätstadium, die sie hier vornehmen … ja… Stammt er nicht übrigens aus einer prominenten Familie?« An diesem Punkt begann Hitch, sich Notizen zu machen. »Vincenzo, sagen Sie? Verstehe … vor zwei Jahren Justizminister? Ich habe anzurufen versucht, aber es war nur ein Einheimischer am Telefon. Ein Deutscher? Schepke?« Weitere Notizen. »Verstehe. Danke, Paulo. Ach, und wenn wir Ihnen in irgendeiner Weise behilflich sein können … richtig. Gut. Wiedersehen.« Er hängte auf. »Mist. Und was jetzt?«, fragte er den Schreibtisch. Er konnte die schlechte Nachricht auch der deutschen Botschaft überbringen, doch nein, das sollte jemand anders für ihn tun. Fürs Erste … er sah auf die Uhr. In Washington war es immer noch vor Sonnenaufgang, und die Menschen dort würden sich beim Aufwachen mit einer saftigen Krise konfrontiert sehen. Seine Aufgabe, dachte er, war zu verifizieren, was geschehen war, damit Washington Gewissheit hinsichtlich der Zuverlässigkeit seiner Informationen hatte. Doch wie sollte er das anstellen? Seine beste potentielle Informationsquelle war Monsignore Schepke, aber die einzige Möglichkeit, an ihn heranzukommen, bestand darin, sich vor der vatikanischen Botschaft auf die Lauer zu legen und zu warten, bis er nach Hause kam. Ob ihn die Chinesen irgendwo festhielten? Nein, wahrscheinlich nicht. Vermutlich würde sich das Außenministerium mit Entschuldigungen überschlagen, sobald sie davon erfuhren. Das hieß, sie würden die Residenz des Nuntius verstärkt bewachen, wodurch die Journalisten ferngehalten wurden, aber akkreditierten Diplomaten würden sie keine Schwierigkeiten machen, nicht, nachdem sie einen umgebracht hatten. Das Ganze war vollkommen verrückt. Carl Hitch war nun schon seit Anfang zwanzig im diplomatischen Dienst, aber so etwas hatte er bisher noch nicht erlebt, jedenfalls nicht, seit Spike Dobbs in Afghanistan von Guerillas als Geisel genommen worden war und die Russen die Befreiungsaktion versiebt hatten, sodass er umkam. Es gab zwar Stimmen, die behaupteten, das sei Absicht gewesen, aber so blöd waren nicht einmal die Russen, glaubte Hitch. Genauso war auch diese Geschichte keine Absicht gewesen. Die Chinesen waren Kommunisten und so agierten Kommunisten nicht. Das lag einfach nicht in ihrem Wesen und in ihrer Ausbildung.
Also, wie war es dazu gekommen? Und was war eigentlich genau passiert?
Und wann sollte er es Cliff Rutledge erzählen? Und wie würde es sich auf die Handelsgespräche auswirken? Carl Hitch rechnete mit einem arbeitsreichen Abend.
»Die Volksrepublik lässt sich nichts diktieren«, schloss Außenminister Shen Tang.
»Herr Minister«, erwiderte Rutledge, »es liegt nicht in der Absicht der Vereinigten Staaten, irgendjemandem irgendetwas zu diktieren. Sie betreiben Ihre nationale Politik, wie es den Erfordernissen Ihres Landes entspricht. Das verstehen und respektieren wir. Wir verlangen jedoch, dass Sie auch unser Recht verstehen und respektieren, unsere nationale Politik so zu betreiben, wie es den Erfordernissen unseres Landes entspricht. Das heißt in diesem Fall, dass wir auf die Einhaltung des Trade Reform Act dringen müssen.«
Rutledge
Weitere Kostenlose Bücher