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Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)

Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)

Titel: Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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weil er sich ihrer nie bewusst wurde.
    Es folgten ein paar Sekunden, in denen die Beteiligten sich darüber klar zu werden versuchten, was gerade passiert war. Monsignore Schekpe sah, dass Yu tot war. Mit so einer Kopfwunde konnte er nicht mehr am Leben sein. Blieb ihm also nur noch, sich um den Kardinal zu kümmern.
    »Eminenz«, sagte er und kniete neben DiMilo nieder, um ihn vom blutüberströmten Boden hochzuheben.
    Renato Kardinal DiMilo fand es seltsam, dass er kaum Schmerzen hatte, denn er wusste, dass er nicht mehr lang zu leben hatte. Seine Milz war zerfetzt und er verblutete innerlich. Er hatte keine Zeit mehr, um über sein Leben oder seine unmittelbare Zukunft nachzudenken, aber dennoch verschaffte sich die Einstellung, die ihn sein Leben in den Dienst der Mitmenschen hatte stellen lassen, noch einmal Geltung.
    »Das Kind, Franz, was ist mit dem Kind?«, fragte er, mühsam um Atem ringend.
    »Das Baby lebt«, versicherte Monsignore Schepke dem Sterbenden.
    »Bene «, flüsterte Renato DiMilo mit einem seligen Lächeln, bevor er die Augen für immer schloss.
    Die letzte Einstellung, die der CNN-Kameramann in den Kasten bekam, war das Baby, wie es auf der Brust seiner Mutter lag. Sie wussten nicht, wie die Frau hieß, und aus ihrer Miene sprach tiefe Verwirrung. Doch als sie ihre Tochter auf ihrer Brust liegen spürte und ihr Mutterinstinkt erwachte, veränderte sich ihr Gesichtsausdruck von Grund auf.
    »Lass uns lieber abhauen, Barry«, zischte der Kameramann.
    »Wahrscheinlich hast du Recht, Pete.« Wise wandte sich nach links, in Richtung Treppenhaus. Was er da gerade gefilmt hatte, war für einen Emmy gut. Dieses menschliche Drama musste er unbedingt nach Atlanta übertragen, und zwar schnell.
    Der ältere Polizist stand immer noch kopfschüttelnd und mit dem Dröhnen in den Ohren da und versuchte sich einen Reim auf das Ganze zu machen, als er plötzlich merkte, dass das Licht schwächer geworden war – die Fernsehkamera war nicht mehr da! Er musste etwas unternehmen. Wie von der Tarantel gestochen, schoss er auf den Gang hinaus und sah gerade noch den letzten Amerikaner die Treppe hinunter verschwinden. Er ließ seinen jungen Partner im Entbindungszimmer zurück und rannte dem Fernsehteam, so schnell er konnte, hinterher.
    Wise eilte mit seinen Leuten durch den Empfang zum Ausgang, vor dem ihr Übertragungswagen stand. Sie hatten die Tür fast erreicht, als ein Ruf sie stehen bleiben ließ. Es war der ältere der beiden Polizisten, und er hatte, sehr zur Überraschung und Bestürzung der Leute in der Eingangshalle, wieder die Pistole gezogen.
    »Einfach weitergehen«, sagte Wise seinen Leuten, worauf sie durch die Tür ins Freie gingen. Der Van mit der Satellitenschüssel auf dem Dach stand fast greifbar nahe vor ihnen. Ihn mussten sie erreichen, um das aufgenommene Material aus China hinauszuschaffen.
    »Stop!«, rief der Polizist. Anscheinend konnte er etwas Englisch.
    »Okay, Leute, jetzt nur nicht die Nerven verlieren«, sagte Wise den anderen drei.
    »Alles klar«, murmelte Kameramann Pete Nichols. Er hatte die Kamera inzwischen von der Schulter genommen und seine Hände waren vorübergehend nicht zu sehen.
    Der Polizist steckte seine Pistole wieder ein und kam mit erhobener rechter Hand auf sie zu. »Mir geben Film«, verlangte er. »Mir geben Film.« Sein Akzent war schaurig, aber trotzdem war klar, was er meinte.
    »Das Videoband ist mein Eigentum!« protestierte Wise. »Es gehört mir und meinem Sender.«
    So gut war das Englisch des Polizisten allerdings nicht. Er wiederholte nur seine Forderung: »Mir geben Film!«
    »Okay, Barry«, sagte Nichols. »Ich hab’s.«
    Der Kameramann hob die Kamera hoch, drückte den EJECT-Knopf und nahm die Kassette aus der Sony-Kamera, um sie dem Polizisten mit niedergeschlagener Miene auszuhändigen. Dieser nahm sie mit einem Ausdruck der Zufriedenheit an sich und machte auf dem Absatz kehrt, um ins Krankenhaus zurückzukehren.
    Er konnte unmöglich wissen, dass Pete Nichols, wie übrigens jeder Nachrichten-Kameramann, ein Meister darin war, eine Zweitkassette aus dem Ärmel zu schütteln. Er zwinkerte Barry Wise zu und die vier machten sich auf dem Weg zu ihrem Van.
    »Sollen wir es gleich senden?«, fragte der Produzent.
    »Fahren wir lieber erst mal ein paar Straßen weiter«, meinte Wise.
    Das taten sie. Sie fuhren nach Westen, in Richtung Tiananmen-Platz, wo ein Übertragungswagen nicht weiter auffallen würde. Wise telefonierte bereits über

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