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Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)

Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)

Titel: Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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bemerkte Gant, sobald sie draußen waren.
    Rutledge grinste. »Allerdings. Richtig abwechslungsreich.« Und nach einer Pause fügte er hinzu: »Ich glaube, sie versuchen auszutesten, wie weit sie mit ihrem Geschrei kommen. Obwohl Shen an sich jemand von der stilleren Art ist. Er mag es meistens eher ruhig und gemächlich.«
    »Demnach hat er also auch seine Anweisungen?«, fragte Gant.
    »Natürlich. Aber er ist einem Ausschuss unterstellt, ihrem Politbüro, während wir Scott Adler unterstellt sind, der wiederum Präsident Ryan unterstellt ist. Wissen Sie, eigentlich war ich etwas sauer über die Anweisungen, die ich erhalten habe, aber langsam beginnt mir die Sache Spaß zu machen. Wir bekommen nicht oft Gelegenheit, mal richtig zurückzukeifen. Wir sind die U.S. von A. und wir sind immer nett und freundlich und zuvorkommend zu allen. Aber das hier – das tut mal richtig gut.« Dies bedeutete natürlich nicht, dass er einer Meinung mit Präsident Ryan war, aber von Canasta auf Poker umzusteigen war eine interessante Abwechslung. Scott Adler stand auf Pokern. Vielleicht erklärte das, warum er mit diesem Banausen im Weißen Haus so gut klarkam.
    Die Fahrt zurück zur Botschaft war kurz. Froh über die wenigen Minuten der Entspannung, legten die amerikanischen Delegationsmitglieder sie größtenteils schweigend zurück. Die Stunden präzisen diplomatischen Austausches erforderten dieselbe Aufmerksamkeit, mit der ein Anwalt einen Vertrag las, Wort für Wort, immer auf Bedeutungen und Nuancen achtend, als suche er in einer Latrine nach einem verlorenen Diamanten. Jetzt lehnten sie sich in ihre Sitze zurück und schlossen entweder die Augen oder blickten gähnend auf die trostlose Szenerie hinaus, bis sie das Botschaftstor passierten.
    Der einzige Grund zur Klage war die Tatsache, dass bei diesen Limousinen, wie auch sonst überall, das Ein- und Aussteigen zu einer ziemlich mühsamen Angelegenheit geriet, wenn man nicht gerade sechs Jahre alt war. Doch sobald die Delegationsmitglieder ihren Amtskarossen entstiegen waren, merkten sie sofort, dass etwas nicht stimmte. Botschafter Hitch erwartete sie bereits. Das war bisher noch nie der Fall gewesen. Botschafter haben einen hohen diplomatischen Rang und spielen normalerweise nicht den Türsteher für ihre Landsleute.
    »Was ist los, Carl?«, fragte Rutledge.
    »Ein ernsterer Zwischenfall«, antwortete Hitch.
    »Ist jemand gestorben?«, fragte der Staatssekretär leichthin.
    »Ja«, war die unerwartete Antwort. Dann winkte sie der Botschafter ins Haus. »Kommen Sie.«
    Die ranghöheren Delegationsmitglieder folgten Rutledge in das Besprechungszimmer des Botschafters. Dort warteten bereits der Deputy Chief of Mission – der Stellvertreter des Botschafters, der in vielen Botschaften das eigentliche Sagen hatte – und die restlichen ranghöheren Botschaftsmitglieder, einschließlich des Mannes, den Gant für den CIA-Stationschef hielt. Was zum Teufel war hier los?, dachte TELESCOPE. Nachdem alle Platz genommen hatten, rückte Hitch mit der Sprache heraus.
    »Na prima.« Rutledge brachte es für sie alle auf den Punkt. »Wie ist es dazu gekommen?«
    »Das wissen wir noch nicht mit Sicherheit. Wir haben unseren Presseattaché damit beauftragt, diesen Wise ausfindig zu machen, aber bevor wir nicht mehr Einzelheiten kennen, können wir nichts über die Ursache des Zwischenfalls sagen.« Hitch hob die Schultern.
    »Wissen es die Chinesen schon?«, fragte Rutledge als Nächstes.
    »Wahrscheinlich erfahren sie es gerade«, äußerte der mutmaßliche CIA-Mann. »Wir müssen davon ausgehen, dass es eine Weile dauert, bis die Nachricht die Mühlen ihrer Bürokratie durchlaufen hat.«
    »Von welcher Reaktion der Chinesen können wir ausgehen?«, fragte einer von Rutledges Wasserträgern und ersparte es seinem Chef, die auf der Hand liegende und ziemlich dumme Frage stellen zu müssen.
    Die Antwort war genauso dumm. »Da kann ich wie Sie nur raten«, sagte Hitch.
    »Das Ganze kann also als belanglose Blamage enden oder als ein größeres Hoppsala«, bemerkte Rutledge. ›Hoppsala‹ war eine gängige Redewendung im amerikanischen Außenministerium und stand normalerweise für einen massiven Bock.
    »Ich tendiere mehr zu Letzterem«, bemerkte Botschafter Hitch. Er konnte zwar mit keiner rationalen Erklärung dafür aufwarten, aber sein Riecher sagte ihm, das die Sache massiven Ärger geben würde. Und Carl Hitch war jemand, der sich auf seinen Riecher verlassen

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