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Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)

Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)

Titel: Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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irgendwann dachten, sie seien Prinzen und Prinzessinnen, ging es mit ihrem Leben vermutlich ganz bald bergab. Aber sich darüber Gedanken zu machen war seine Sache, dachte Ryan beim Rasieren. Seine und Cathys. Niemand anders konnte ihre Kinder für sie erziehen. Das war ihre Aufgabe. Nur dass ihnen praktisch die ganze Zeit dieser Weißes-Haus- Mist dazwischenkam.
    Das Schlimmste daran war allerdings, dass er ständig ordentlich angezogen sein musste. Außer im Bett oder im Bad musste der Präsident stets dem Anlass entsprechend gekleidet sein – was würde sonst das Personal denken? Deshalb konnte Ryan nicht ohne Hose auf den Flur hinausgehen. Ein normaler Mensch durfte zu Hause barfuß in seinen Shorts rumtappen, nicht aber der Präsident der Vereinigten Staaten.
    Er musste in den Spiegel grinsen. Jeden Morgen schimpfte er über dieselben Dinge, doch wenn er wirklich etwas daran ändern wollte, wäre er dazu durchaus im Stande. Aber er hatte Angst, Angst, Schritte zu unternehmen, die Leute ihre Jobs kosten würden. Abgesehen davon, dass es in der Presse einen beschissenen Eindruck machen würde – und praktisch kam alles, was er tat, in die Zeitung –, hätte er ein schlechtes Gefühl dabei, vor allem in Momenten wie diesem, wenn er am Morgen vor dem Spiegel stand, um sich zu rasieren. Und schließlich musste er ja auch nicht unbedingt am Morgen selbst zum Briefkasten rausgehen und sich die Zeitung holen, oder?
    Wenn man mal von der Kleiderordnung absah, war es gar nicht so schlimm. Das Frühstücksbüfett konnte sich sehen lassen, auch wenn mindestens fünfmal so viel Essen aufgetischt wurde, wie sie wirklich verzehrten. Sein Cholesterinspiegel bewegte sich immer noch innerhalb zulässiger Grenzen, so dass er sich zwei- oder sogar dreimal die Woche Eier zum Frühstück genehmigte, wenn auch zum leichten Befremden seiner Frau. Die Kinder hielten sich vorwiegend an Zerealien oder Muffins. Letztere kamen noch warm und in allen möglichen gesunden – und leckeren – Geschmacksrichtungen aus der Küche einen Stock tiefer.
    Für hochrangige Regierungsbeamte gab es den Early Bird , eine Zusammenstellung wichtiger aktueller Zeitungsausschnitte, aber zum Frühstück las SWORDSMAN lieber eine richtige Zeitung mit Comics und allem. Wie viele andere beklagte Ryan den Rückzug von Gary Larson und den daraus resultierenden Verzicht auf Far Side , aber Ryan konnte den Druck gut verstehen, den die Notwendigkeit, täglich etwas zu produzieren, mit sich brachte. Außerdem gab es in einer richtigen Zeitung einen Sportteil, etwas, das im Early Bird vollständig fehlte. Und dann war da noch CNN im Fernseher, der Punkt sieben Uhr im Frühstücksraum des Weißen Hauses eingeschaltet wurde.
    Als Ryan die Warnung hörte, Kinder sollten nicht zu sehen bekommen, was gleich gesendet würde, blickte er auf. Seine Kinder hielten, wie alle anderen Kinder, natürlich sofort mit dem inne, was sie gerade taten.
    »Iiih, krass!«, lautete Sally Ryans Kommentar, als einem Chinesen in den Kopf geschossen wurde.
    »So ist das nun mal bei einem Kopfschuss«, erklärte ihre Mutter, die bei dem Anblick dennoch zusammenzuckte. Cathy Ryan führte zwar Operationen durch, aber nicht solche. »Jack, was ist da los?«
    »Ich weiß darüber genauso wenig wie du, Liebling«, versicherte der Präsident der First Lady.
    Dann wechselte das Bild auf eine Archivaufnahme eines Kardinals. Und als Ryan etwas von ›päpstlicher Nuntius‹ hörte, griff er nach der Fernbedienung, um den Ton lauter zu stellen.
    »Chuck«, wandte sich Ryan an den nächststehenden Secret-Service-Agenten. »Könnten Sie mich bitte mit Ben Goodley verbinden?«
    »Jawohl, Mr. President.« Es dauerte etwa dreißig Sekunden, bis Ryan das schnurlose Telefon gereicht bekam. »Ben, was ist da in Peking los?«
     
    Reverend Gerry Patterson in Jackson, Mississippi, war es gewohnt, für seine morgendliche Joggingrunde durch das Viertel früh aufzustehen, und er machte den Fernseher im Schlafzimmer an, während seine Frau seine heiße Schokolade zubereitete (Patterson entsagte inzwischen dem Kaffee ebenso wie dem Alkohol). Bei den Worten ›Reverend Yu‹ fuhr sein Kopf herum, und als er ›ein Baptistenprediger hier in Peking …‹ hörte, lief ihm ein kalter Schauder den Rücken hinunter. Er kam gerade rechtzeitig ins Schlafzimmer zurück, um mitzubekommen, wie ein chinesisch aussehender Mann zu Boden sank und Blut aus seinem Kopf zu spritzen begann wie aus einem Gartenschlauch. Es war ihm

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