Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)
Land, nicht zu reden von weiteren Millionen Baptisten.«
»Ist ja gut, Jack.« EAGLE hob beschwichtigend die Hände. »Ich verteidige sie ja gar nicht. Ich spreche hier nur von der Außenpolitik der Vereinigten Staaten, und die sollten wir nicht auf der Basis von Emotionen betreiben. Unsere Bürgerinnen und Bürger bezahlen uns dafür, dass wir unseren Verstand zum Denken benutzen, nicht unseren Schwanz.«
Ryan ließ einen langen Seufzer entweichen. »Okay, hätte ich mir eigentlich denken können. Sprechen Sie weiter.«
»Wir geben eine Erklärung ab, in der wir diesen bedauerlichen Zwischenfall mit scharfen Worten verurteilen. Wir lassen Botschafter Hicks den chinesischen Außenminister anrufen und ihm das Gleiche sagen, vielleicht sogar mit noch schärferen Worten, aber weniger förmlich. Wir geben ihnen eine Chance, diese ganze unerfreuliche Geschichte noch einmal zu überdenken, bevor sie international noch mehr ins Abseits geraten, und diese schießwütigen Polizisten vielleicht zu disziplinieren – so, wie ich die Gesetze dort drüben kenne, werden sie sie wahrscheinlich erschießen. Jedenfalls lassen wir gesunden Menschenverstand walten, okay?«
»Und was soll ich sagen?«
Darüber dachte Adler für eine Weile nach. »Sagen Sie, was Sie wollen. Wir können ihnen immer noch erklären, dass es hier eine Menge Kirchgänger gibt und wir auf deren Befindlichkeiten Rücksicht nehmen müssen. Dass sie die öffentliche Meinung gegen sich aufgebracht haben und dass in unserem Land die öffentliche Meinung etwas zählt. Auf einer rationalen Ebene verstehen sie das durchaus, aber im Bauch haben sie es noch nicht begriffen. Aber das macht nichts. Hauptsache, sie haben es im Kopf verstanden, denn manchmal spricht der Kopf mit dem Bauch. Die Chinesen müssen einsehen, dass die Welt so was nicht mag.«
»Und wenn sie es nicht verstehen?«, fragte der Vizepräsident.
»Tja, dann haben wir eine Handelsdelegation, die ihnen die Konsequenzen unzivilisierten Verhaltens zeigen kann.« Außenminister Adler blickte sich im Raum um. »Sind wir uns diesbezüglich einig?«
Ryan senkte den Blick auf den Couchtisch. Es gab Zeiten, in denen er sich wünschte, er wäre Fernfahrer und könnte seine Wut einfach hinausschreien, wenn bestimmte Dinge passierten, aber das war auch so eine Freiheit, die der Präsident der Vereinigten Staaten nicht besaß. Deshalb, Jack, immer schön ruhig und vernünftig bleiben. Er blickte auf. »Ja, Scott, wir sind uns sozusagen einig.«
»Etwas von unserer, äh, neuen Quelle zu diesem Thema?«
Ryan schüttelte den Kopf. »Nein, MP hat uns noch nichts geschickt.«
»Sobald sie das tut …«
»Erhalten Sie umgehend eine Kopie«, versprach ihm der Präsident. »Machen Sie mir ein paar Stichpunkte. Ich werde eine Erklärung abgeben müssen – bis wann, Arnie?«
»So gegen elf müsste reichen«, entschied van Damm. »Ich werde mit ein paar Medienleuten darüber sprechen.«
»Okay, wenn im Laufe des Tages noch jemandem irgendwelche Ideen kommen, möchte ich sie gern hören.« Damit stand Ryan auf und beendete die Besprechung.
26
GLASHÄUSER UND STEINE
Wegen des Zwischenfalls, der in Washington zu einem frühen Arbeitsbeginn geführt hatte, musste auch Fang Gan bis spät in die Nacht arbeiten. Aus diesem Grund hatte Ming seine Besprechungsnotizen nicht gleich aufgezeichnet, und ihr Computer hatte sie nicht so früh wie üblich übers Internet verschickt, aber um 9.45 Uhr bekam Mary Pat ihre E-Mail. Sie las sie, kopierte sie ihrem Mann Ed und schickte sie dann über den sicheren Faxanschluss ins Weiße Haus, wo Ben Goodley sie ins Oval Office brachte.
»Diese Dreckschweine !«, schimpfte Ryan zur Überraschung von Andrea Price, die zufällig gerade im Raum war.
»Etwas, worüber ich Bescheid wissen sollte, Sir?«, fragte sie, denn so aufgebracht hatte sie ihn selten erlebt.
»Nein, Andrea, es geht nur um diesen CNN-Bericht von heute Morgen.« Ryan errötete, weil er sich in ihrer Gegenwart so hatte gehen lassen. »Wie geht es übrigens Ihrem Mann?«
»Also, er hat oben in Philadelphia drei Bankräuber gefasst, ohne dass ein einziger Schuss gefallen ist. Etwas Sorgen habe ich mir deswegen nämlich schon gemacht.«
Ryan gestattete sich ein Lächeln. »Ich würde allerdings auch niemandem raten, sich mit Ihrem Mann auf eine Schießerei einzulassen. Was anderes: Sie haben doch heute morgen auch CNN gesehen, oder?«
»Ja, Sir, und wir haben den Bericht hier in der Befehlszentrale noch einmal
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