Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)
Fall.«
»Aber erst nachdem das Steißbein, auf das man gefallen ist, zu schmerzen begonnen hat, Admiral«, korrigierte van Damm den Vizepräsidenten.
Angespannt betrat Ryan den Presseraum des Weißen Hauses, in dem die üblichen Kameras aufgebaut waren. CNN und Fox würden die Pressekonferenz wahrscheinlich live übertragen, vielleicht auch C-SPAN. Die anderen Sender würden sie lediglich aufnehmen, um sie in Ausschnitten an die Lokalsender weiterzugeben und in ihren Abendnachrichten zu zeigen. Der Präsident trat ans Rednerpult und nahm einen Schluck Wasser, bevor er in die Gesichter der etwa dreißig anwesenden Journalisten blickte.
»Guten Morgen«, begann Jack Ryan. Wie immer, wenn er wütend war, hielt er das Pult fest umklammert. Er wusste nicht, dass dies auch die Journalisten wussten und es von da, wo sie saßen, sehen konnten.
»Wir alle haben heute Morgen diese entsetzlichen Fernsehbilder vom Tod Renato Kardinal DiMilos gesehen, des päpstlichen Nuntius in der Volksrepublik China, und vom Tod Reverend Yu Fa Ans, der, wie wir glauben, aus der Republik China stammt und an der Oral Roberts University in Oklahoma studiert hat. Zuallererst möchten die Vereinigten Staaten von Amerika den Familien der beiden Männer ihr Beileid ausdrücken. Zweitens fordern wir die Regierung der Volksrepublik China auf, eine sofortige und gründliche Untersuchung dieser tragischen Vorfälle zu veranlassen, um festzustellen, ob sich jemand schuldig gemacht hat, und, wenn dem so ist, die betreffende Person oder Personen mit der vollen Härte des Gesetzes zu bestrafen.
Der Tod eines Diplomaten durch die Hände eines Vertreters einer Regierung ist ein grober Verstoß gegen internationale Abkommen und Konventionen. Es ist ein durch und durch unzivilisierter Akt, der so schnell und entschieden geklärt werden muss wie möglich. Friedliche Beziehungen zwischen Nationen sind ohne Diplomatie nicht machbar, und Diplomatie kann nur von Männern und Frauen betrieben werden, deren persönliche Sicherheit unantastbar ist. Das ist im wahrsten Sinn des Wortes schon seit Tausenden von Jahren so. Aus eben diesem Grund wurde das Leben von Diplomaten selbst in Kriegszeiten von allen Seiten immer respektiert und geschützt. Wir verlangen von der Regierung der Volksrepublik China, dass sie diesen tragischen Vorfall erklärt und entsprechende Maßnahmen ergreift, dass nie wieder etwas Derartiges geschehen kann. Damit ist meine offizielle Erklärung beendet. Fragen?« Als Ryan aufblickte, versuchte er sich nicht zu offensichtlich gegen den Sturm zu wappnen, der gleich über ihn hereinbrechen würde.
»Mr. President«, sagte der Vertreter von Associated Press, »die beiden Geistlichen wurden bei dem Versuch getötet, eine Abtreibung zu verhindern. Hat das irgendwelche Auswirkungen auf Ihre Reaktion auf den Vorfall?«
Ryan gestattete sich, Überraschung über diese dumme Frage zu zeigen. »Meine Ansichten zur Abtreibungsfrage sind allgemein bekannt. Aber ich glaube, alle, auch die Abtreibungsbefürworter, reagieren zutiefst entrüstet auf diese Vorfälle. Die Frau, um die es hier geht, hatte sich nicht für eine Abtreibung entschieden. Vielmehr versuchte der chinesische Staat, ihr seinen Willen aufzuzwingen, indem er die Tötung des kurz vor der Geburt stehenden Fötus anordnete. Täte das jemand in den Vereinigten Staaten, würde sich die betreffende Person eines schweren Vergehens schuldig machen – und wahrscheinlich mehr als nur eines –, wohingegen dies in der Volksrepublik gängige staatliche Praxis ist. Wie Sie wissen, bin ich aus moralischen Gründen gegen Abtreibung, aber was wir heute Morgen im Fernsehen gesehen haben, ist mehr als das. Es ist ein Akt unbegreiflicher Barbarei. Diese zwei couragierten Männer sind bei dem Versuch, ihn zu verhindern, ums Leben gekommen, aber das Baby scheint, Gott sei Dank, überlebt zu haben. Nächste Frage.« Ryan deutete auf eine notorische Unruhestifterin.
»Mr. President«, begann die Vertreterin des Boston Globe , »diese staatliche Maßnahme hat ihre Ursache in der chinesischen Politik zur Eindämmung des Bevölkerungswachstums. Steht es uns zu, die Innenpolitik eines Landes zu kritisieren?«
Mein Gott, dachte Ryan, noch so eine? »Wissen Sie, vor nicht allzu langer Zeit versuchte ein gewisser Hitler, lenkend in die Bevölkerungszusammensetzung seines Landes – oder genauer: eines Großteils von Europa – einzugreifen, indem er geistig Behinderte, sozial Unerwünschte und all jene
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