Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)
das Oval Office. Dort wartete Ben Goodley bereits auf ihn.
»Wie schlimm ist es?«, fragte der Präsident seinen nationalen Sicherheitsberater.
»Schlimm«, antwortete Goodley sofort.
»Worum ging es dabei eigentlich?«
»Sie versuchten, eine Abtreibung zu verhindern. Wenn eine Schwangerschaft staatlich nicht genehmigt ist, nehmen die Chinesen sie auch noch in einem sehr späten Stadium vor. Sie warten bis zu dem Moment, bis das Baby herauskommt, und verpassen ihm dann eine Spritze in den Kopf, bevor es den ersten Atemzug tun kann. Offensichtlich bekam die Frau auf dem Video ein nicht genehmigtes Kind und ihr Seelenhirte – das ist der Chinese, der den Kopfschuss abbekommen hat, ein Baptistenprediger, der anscheinend an der Oral Roberts University in Oklahoma studiert hat, war dabei. Kaum zu glauben, nicht wahr? Jedenfalls, er kam ins Krankenhaus, um der Frau zu helfen. Der päpstliche Nuntius, Renato Kardinal DiMilo, kannte den Baptistenprediger offensichtlich gut und begleitete ihn. Was nun allerdings genau schief lief, ist schwer zu sagen. Jedenfalls ist die Sache schrecklich eskaliert, wie auf dem Video zu sehen ist.«
»Irgendwelche Statements?«
»Der Vatikan verurteilt den Vorfall und verlangt eine Erklärung. Aber das ist noch nicht alles. Kardinal DiMilo entstammt der Familie DiMilo. Sein Bruder, Vincenzo DiMilo, sitzt im italienischen Parlament – vor einigen Jahren war er sogar Minister –, und deshalb hat auch die italienische Regierung protestiert. Ebenso die deutsche Regierung, weil der Adjutant des Kardinals ein deutscher Monsignore namens Schepke ist, ein Jesuit, der nach dem Vorfall ziemlich in die Mangel genommen wurde. Dieser Monsignore Schepke wurde zunächst verhaftet, aber nach wenigen Stunden wieder freigelassen, als den Chinesen schließlich einfiel, dass er ja Diplomatenstatus hat. Im Außenministerium glauben sie, dass ihn die Volksrepublik zur Persona non grata erklären wird, um ihn möglichst schnell loszuwerden und Gras über die Sache wachsen lassen zu können.«
»Wie spät ist es jetzt in Peking?«
»Elf Stunden früher als hier«, antwortete CARDSHARP. »Also neun Uhr abends.«
»Die Handelsdelegation braucht wegen dieser Sache unbedingt Anweisungen. Ich muss sofort mit Scott Adler sprechen, sobald er heute Morgen hier auftaucht.«
»Das wird nicht genügen, Jack.« Es war die Stimme von Arnold van Damm, der in der Tür des Büros erschienen war.
»Was noch?«
»Ich habe gerade gehört, dass der chinesische Baptist, der ermordet wurde, hier Freunde hat.«
»Von der Oral Roberts University«, sagte Ryan. »Ben hat es mir gerade erzählt.«
»Den Kirchgängern wird das gar nicht gefallen, Jack«, warnte van Damm.
»Glauben Sie etwa, mir gefällt es?«, konterte der Präsident. »Ich bin auch kein Freund von Abtreibungen, nicht einmal unter den besten Voraussetzungen.«
»Ich weiß.« Van Damm konnte sich noch gut erinnern, wie viel Ärger Ryan sich mit seiner ersten Erklärung zu diesem Thema in seiner Eigenschaft als Präsident eingehandelt hatte.
»Und diese Art von Abtreibung ist besonders barbarisch. Deshalb gehen also diese zwei Männer in das Krankenhaus und versuchen, das Leben des Babys zu retten. Und was haben sie davon? Sie werden umgebracht !« Ryan geriet sichtlich in Rage. »Und mit solchen Leuten müssen wir Geschäfte machen.«
An dieser Stelle tauchte ein weiteres Gesicht in der Tür auf. »Du hast es schon gehört, nehme ich an«, sagte Robby Jackson.
»Allerdings. Mit so etwas beim Frühstück konfrontiert zu werden!«
»Mein Vater kennt den Mann.«
»Was? «, entfuhr es Ryan.
»Erinnerst du dich noch an den Empfang letzte Woche? Er hat dir sogar davon erzählt. Mein Vater und Gerry Patterson – und eine Reihe anderer Gemeinden in Mississippi – unterstützen seine Gemeinde. Das ist bei den Baptisten gang und gäbe. Wohlhabende Gemeinden unterstützen solche, die Hilfe brauchen, und dieser Yu brauchte wahrhaftig Hilfe, wie es aussieht. Ich habe ihn nie kennen gelernt, aber mein Vater wird wegen dieser Geschichte gewaltig Stunk machen, darauf kannst du Gift nehmen.«
»Wer ist Patterson?«, fragte van Damm Vizepräsident Jackson.
»Ein weißer Prediger. Hat eine große klimatisierte Kirche in einem Vorort von Jackson. Guter Mann. Er und mein Vater kennen sich schon seit ewigen Zeiten. Soviel ich weiß, hat Patterson mit diesem Yu studiert.«
»Das kann ja heiter werden«, bemerkte van Damm.
»Was sagt dein Vater dazu?«, fragte
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