Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)
waren nicht besser ausgebildet als die Amerikaner, und es war schließlich die Ausbildung , die den Unterschied zwischen einem gottverdammten Blödmann von Zivilisten und einem Soldaten machte. Ausbildung bedeutete, dass man wusste, wohin man blicken musste und was zu tun war, wenn man etwas sah. Ausbildung bedeutete, dass man ohne hinzusehen wusste, was der Panzer links von einem tun würde. Und schließlich bedeutete Ausbildung auch Stolz, denn mit der Ausbildung kam Selbstvertrauen, die Gewissheit, dass man der härteste Hund im Tal der Schatten des Todes war und sich vor nichts und niemandem fürchten musste.
Den UH-60A, in dem Diggs saß, flog Colonel Boyle. Diggs hockte auf dem Notsitz hinter den beiden Pilotensitzen. Sie flogen in etwa 150 Meter Höhe.
»Hoppla, der Zug da unten ist gerade in was reingeraten«, meldete Boyle und deutete nach unten. Und prompt signalisierte das blinkende gelbe Licht des ersten Panzers: Ich bin tot .
»Mal sehen, wie sich der Platoon-Sergeant aus der Affäre zieht«, sagte General Diggs.
Und ebenso prompt zog der Sergeant die drei verbliebenen Panzer zurück, während die Besatzung des M1A2-Kampfpanzers des Zugführers ausstieg. Sowohl der Panzer als auch die Besatzung hätten den fingierten Treffer, den ihnen die Deutschen beigebracht hatten, vermutlich unbeschadet überstanden. Bisher war es nämlich noch niemandem gelungen, eine Waffe zu entwickeln, welche die Chobham-Panzerung durchschlagen konnte, aber vielleicht gelang es ja eines Tages jemandem. Deshalb sollten die Panzerbesatzungen nicht in dem Glauben bestärkt werden, sie seien unsterblich und ihre Panzer unverwundbar.
»Okay, dieser Sergeant versteht sein Geschäft«, bemerkte Diggs, während der Hubschrauber zu einem anderen Brennpunkt des Manövers abdrehte. Der General sah, dass sich Colonel Masterman auf seinem Block eifrig Notizen machte. »Was denken Sie, Duke?«
»Ich würde sagen, sie sind bei etwa fünfundsiebzigprozentiger Effizienz, Sir«, erwiderte der G-3-Einsatzoffizier. »Vielleicht etwas besser. Wir müssen alle auf das SIMNET setzen, um sie ein bisschen auf Vordermann zu bringen.« SIMNET war eine der lohnendsten Investitionen der Army. Dieses Simulatorennetzwerk bestand aus einem Lagerhaus voller M1- und Bradley-Simulatoren, die mittels Großrechner und Satellit mit zwei weiteren solcher Lagerhäuser vernetzt waren, so dass elektronisch extrem komplexe und realistische Schlachten geschlagen werden konnten. Es war enorm teuer gewesen, und wenn es auch nicht das Training im Feld ersetzen konnte, war es dennoch eine Ausbildungshilfe mit bisher ungeahnten Möglichkeiten.
»Die Zeit in Jugoslawien hat Lisles Leute nicht besonders viel weitergebracht, General«, bemerkte Boyle vom rechten Sitz des Hubschraubers.
»Ich weiß«, bestätigte Diggs. »Aber vorerst werde ich noch niemandes Karriere beenden«, versprach er.
Boyle wandte sich ihm grinsend zu. »Gut, Sir. Ich werde das weiterleiten.«
»Was halten Sie von den Deutschen?«
»Ich kenne ihren Boss, Generalmajor Siegfried Model. Verdammt cleverer Bursche. Außerdem ein hervorragender Kartenspieler. Lassen Sie sich warnen, General.«
»Tatsächlich?« Diggs hatte bis vor kurzem das Kommando über das NTC innegehabt und in dieser Zeit gelegentlich in Las Vegas sein Glück versucht, das von seinem Stützpunkt auf der I-15 in nur zwei Stunden zu erreichen gewesen war.
»Ich weiß, was Sie jetzt denken, Sir«, sagte Boyle. »Überlegen Sie es sich lieber noch mal.«
»Ihre Hubschrauber scheinen ihre Sache recht gut zu machen.«
»Ja, Jugoslawien war ein gutes Training für uns, und solange wir Sprit haben, kann ich meine Leute üben lassen.«
»Wie sieht es mit scharfem Beschuss aus?«, fragte der kommandierende General der 1 st Armored Division.
»Haben wir schon seit einiger Zeit nicht mehr gemacht, Sir«, antwortete Boyle über die Sprechanlage. »Aber auch hier gilt, die Simulatoren sind fast so gut wie die Wirklichkeit. Aber ich nehme an, Sie wollen, dass Ihre Panzer mal richtig was abbekommen, General.« Damit hatte Boyle vollkommen Recht. In einem Abrams oder Bradley unter wirklichem Feuer zu liegen war durch nichts zu ersetzen.
Die Observierung der Parkbank erwies sich als langwierig und langweilig. Zuerst hatten sie natürlich den Behälter abgenommen und festgestellt, dass er zwei eng in kyrillischer Schrift beschriebene Bogen Papier enthielt. Da der Text verschlüsselt war, wurde er fotografiert und zur Entschlüsselung in
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